zunächst einen Text aus meiner Tageszeitung:
Wie sich private Bauherren vor Pfusch schützen
Von Tobias Wiethoff, dpa
Berlin (dpa/gms) - Früher war alles besser. Gegenüber dieser Behauptung ist zwar grundsätzlich Misstrauen angebracht. Was die Zustände im deutschen Bauwesen anbetrifft, geben ihr aber die meisten Experten Recht. In den vergangenen Jahren habe der Pfusch am Bau beängstigende Ausmaße angenommen.
"Man ist fassungslos, was da manchmal an Qualität abgeliefert wird", sagt der Präsident der Bundesarchitektenkammer in Berlin, Peter Conradi. Nach Schätzung der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik (VPI) in Hamburg ist die Zahl der Mängel bei Neubauten in den vergangenen zehn Jahren um mindestens zehn Prozent gestiegen. Selbst der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes räumt Probleme ein, sieht die Schuldigen aber vor allem bei den ausländischen Billigkolonnen, die seit einigen Jahren die Preise und angeblich auch die Qualität auf dem deutschen Markt verdürben.
Private Bauherren sehen sich zunehmend in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang verstrickt und suchen nach professioneller Hilfe. Da die meisten Häuser inzwischen schlüsselfertig vom Bauträger gekauft werden, scheidet der Architekt als Sachwalter der eigenen Interessen aus. In diese Lücke versuchen verstärkt Prüforganisationen, Ingenieure, Rechtsanwälte und Verbrauchervereine zu stoßen.
"Mit den Sorgen der Bauherren lässt sich viel Geld verdienen", sagt Günter Timm, Präsident der Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik. Die Ingenieure beziehen solche Worte freilich weniger auf sich selbst als auf den TÜV, der vor einigen Jahren in die baubegleitende Qualitätssicherung eingestiegen ist. Seitdem herrscht zwischen der Prüforganisation und den freischaffenden Ingenieuren Streit darüber, wer seine Aufgabe mit größerer Sorgfalt wahrnimmt.
Nach Ansicht der Ingenieure profitiert der TÜV vor allem von dem halbamtlichen Ruf, der aus seiner Rolle im Rahmen der Verkehrsüberwachung resultiert. Der Vergabe von Gütesiegeln für Gebäude lägen aber zu seltene Baustellenbesuche zu Grunde. Für Harald Spornraft vom TÜV Bau und Betrieb in München zielen solche Angriffe unter die Gürtellinie: "Wir besuchen die Baustelle in kritischen Stadien. Kein Gebäude erhält ein Zertifikat, wenn nicht alles in Ordnung ist. " Egal ob TÜV oder Ingenieure mit der Prüfung beauftragt werden - die Kosten belaufen sich auf etwa ein Prozent der Bausumme.
Konkurrenz gibt es auch unter den Organisationen, die sich den allgemeinen Verbraucherschutz rund um das Thema Bauen auf die Fahnen geschrieben haben. Den Verbraucherzentralen stehen zwei kleine Vereine gegenüber: der Verband privater Bauherren (VPB) und der Bauherren-Schutzbund (BSB), jeweils mit Bundesbüro in Berlin.
Dabei können die Verbraucherzentralen für sich ins Feld führen, umfassende Beratung aus einer Hand zu bieten: Die Finanzierung wird ebenso behandelt wie Fragen des Rechts und der Technik. So gibt es die allgemeine Bau- und Wohnberatung, die Baufinanzierungs-Beratung, die Vor-Ort-Bauberatung und die Bauvertragsberatung. Allerdings werden nicht alle Leistungen in allen Verbraucherzentralen angeboten. Auch die Kosten unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland: So wird mal pauschal, mal auf Stundenbasis abgerechnet.
Die beiden kleinen Konkurrenten finanzieren sich dagegen auch über Beiträge. Bevor beim Verband privater Bauherren Hilfe in Anspruch genommen werden kann, ist eine Aufnahmegebühr samt der Mitgliedsbeiträge für das erste Jahr zu entrichten, zusammen 109 €. Der 1976 gegründete Verein verzeichnet steigende Mitgliederzahlen. "2000 jährlichen Eintritten stehen 1500 erfolgsbedingte Austritte gegenüber", sagt Geschäftsführer Frank Staudinger. "Die Leute sind gegenüber den Risiken beim Bauen unheimlich sensibilisiert. "
Der jüngere Bauherren-Schutzbund verlangt pro Monat elf € bei einer Aufnahmegebühr in Höhe von 52 €. Darin enthalten ist eine einstündige Grundberatung, alles Weitere wird nach Honorarsätzen abgerechnet. 75 Prozent der Interessenten treten der Organisation vor Abschluss des Bauvertrages bei. "Das ist sehr wichtig, denn die meisten Probleme haben ihre Ursache in dieser Phase", sagt Rainer Huhle, Leiter des BSB-Bundesbüros. So würden Formulierungen im Vertrag oftmals so unverbindlich gehalten, dass daraus zum Beispiel nicht einmal hervorgehe, ob das Ausheben des Kellers im Preis enthalten ist oder nicht.
Nach einer Umfrage des BSB unter seinen Mitgliedern weist jedes neue Haus durchschnittlich 10 bis 20 Baumängel auf. Ganz oben auf der Liste stehen Mängel beim Schall- und Wärmeschutz (Schallschutz, Wärmeschutz) sowie bei Mauerwerk und Fensterbau. Bei 25 Prozent der Häuser liegt die Kellerabdichtung gegen Feuchtigkeit und drückendes Wasser im Argen. Bauherrenberater Huhle weiß aber auch, dass manche Klagen seiner Mitglieder über das Ziel hinausschießen. Wer sich etwa wegen einer um wenige Millimeter abweichenden Zimmerflucht aufregt, legt wahrscheinlich übertriebenen Perfektionismus an den Tag: "Ein Haus wird von Hand gebaut", so Huhle. "Da wird es immer knirschen. "
Informationen: Verband privater Bauherren, Wittestraße 30 k, 13509 Berlin, Tel. : 030/43 57 25 38, Fax: 030/43 57 24 00, Hotline: 0180/ 524 82 48, Internet:
, Bauherren-Schutzbund, Kleine Alexanderstraße 9/10,10178 Berlin, Tel. : 030/312 80 01, Fax: 030/31 50 72 11, Internet:
, Das Beratungsangebot der Verbraucherzentralen ist dem Internet zu entnehmen unter
, dort unter AgV und "Tipps".
23.04.2002
Es wird wohl immer Baumängel geben, oder? Kann ein Architekt denn was anderes gewährleisten? Der "perfekte Bau" ist wohl nur ein Luftschloss. Fachleute streiten sich über die eigene und die Kompetenz anderer. Bauen ist ein Risiko. Ich bin zu sehr Laie um die korrekte Arbeit des Architekten und der Handwerker zu beurteilen. Es wird scheinbar überall bestochen, betrogen, getrickst und gemurkst. Ein Hoch auf den ehrlichen Handwerker, der seine ehrlichen Preise (kein Dumping) für gute Arbeit verlangt. WO IST DER?
Muss ich mich damit abfinden, dass ich Mängel am Bau haben werde, die mich wieder Geld, mein Geld, kosten werden?
Zur Info: Wir bauen mit Architekten und Einzelvergabe/Ausschreibung Aufgrund von Werkplänen und LVAbk..
Ich weiß, mein Thread ist mehr philosophisch theoretischer Natur, aber die Gedanken dürften wohl mehr Bauherren haben und ich finde einige Forumsbeiträge gerade zu ab- / erschreckend.
Danke
Harry