Ei oder Henne?
BAU-Forum: Architekt / Architektur

Ei oder Henne?

Frage an alle Planer (Architekten, Ing's, Bautechniker und sonstige Vorlageberechtigten):
Soll der Bauherr seine Vorstellungen zuerst mal zu Papier bringen, bevor er den Planer einen Auftrag gibt,
oder soll er zum Planer und sagen: "Mach mir mal nen Plan", und den dann ändern lassen bis er passt?
Die Diskussion ist freigegeben!
  1. Meine Meinung ...

    ... denke ich ist klar. Oder?
    • Name:
    • Martin Beisse
  2. Darf ich als Bauherr auch Antworten?

    Hallo Herr Grau,
    mein Architekt (befreundet) hat mir das ganz gut erklärt:
    er will mit mir gemeinsam zunächst eine Konzeption entwickeln, Schritt für Schritt. Also, irgendwelche Grundrissideen ihm in die Hand drücken, wäre zu früh.
    Das erste und wichtigste ist die Nutzung und die Gegebenheiten, die ich ihm im Detail schildern soll bzw. ihm aufgeschrieben haben anhand einer Liste, die er mir gab und die ungefähr folgende Punkte abfragte:
    • Lage des Grundstücks, Ort, ländlich, Verkehr, Pflanzen, umstehende Häuser, Baustile etc., Fotos vom Grundstück
    • Unterlagen, wie Bebauungsplan etc.
    • Familiensituation, Kinder/geplant, Arbeit, Büro etc.
    • außen: Einteilung in öffentliche, halb-öffentliche, private Bereiche (Grill, Terrasse geschützt, offener Hofplatz, etc., Parknotwendigkeiten, Zufahrten, vorhandene Pflanzen/Bäume
    • Größe, Raumprogramm, Nutzungen der Räume, Aussichten wohin, Morgen-Abendsonne
    • schon vorhandene Möbel, Größe, Fotos, Einrichtungsstil, Wunsch
    • Gestaltungsstil des Hauses, soll Bauernhaustypisch werden, NICHT Landhausstil, Materialien, Holz, Farben
    • Kostenaspekte, -Rahmen etc.

    Das war das, was mir im Moment so einfiel.
    Dann erst startet er die Planungen, erste Lageskizzen mit Sonneneinfall, Belichtungen, öffentlich-private Bereiche, Massenmodell (hat er aus Brot gebastelt, fotografiert und mir geschickt).
    Dann viel Kommunikation und so fort. Bin schon gespannt auf nächste Infos von ihm. Er will auch mal vorbeikommen (wohnt leider 800 km entfernt) und dann auf dem Grundstück zelten :-), um noch mehr Gefühl für die Planung zu bekommen.
    Gruß,
    Judith Kaehler

  3. Dann haben Sie aber Glück

    Ich habe zwei befreundete Architekten, die machen das genauso. Bei denen ist das sogar so, dass die nicht für jeden Kleinkram gleich die Kasse klingeln hören wollen. Leider ist das nicht der Regelfall.
    Oft kommen auch Bauherren mit Skizzen an, das finden die Beiden sogar ganz gut. Denn so wissen sie schon mal ungefähr, was sich der Bauherr so wünscht.
    • Name:
    • Martin Beisse
  4. Diebstahl?

    Hallo,
    ich / wir seit kurzem Bauherren (heißen weibl. Häuslebauer eigentlich Baudamen?) sind mit relativ konkreten Vorstellungen zum Architekt gegangen, im Klartext mit selbstgezeichneten Grundrissen. Mit Sicherheit wird jetzt der eine oder andere sagen: Toll, für's Reinzeichnen mal eben 20.000 DM bezahlen. Ist aber nicht so, denn innerhalb der schon konkreten Vorstellungen gibt es ein wahnsinniges Potential für einen guten Architekten; z.B. die Optimierung des "eigenen" Grundrisses nach Himmelsrichtungen, die Aufteilung nach Geländeverlauf, Optimierung der Wünsche in ein bestehenden Bebauungsplan, Anpassung der Wünsche auf den Geldbeutel, Hinweise und Anpassungen in jeder Form. Bei uns ergab sich daraus eine Menge Diskussionsstoff, Anregungen und schlussendlich Verbesserungen.
    Da ich mal unterstelle, dass die rheinländische Weisheit: "Jeder Jeck ist anders" nicht ganz verkehrt ist empfehle ich mit offenen Augen durch die Welt, besser durch die Wohnungen anderer Leute, Freunde, Verwandte, Bekannte, Musterhäuser etc. zu laufen und sich von evtl. Grundrissen inspirieren zu lassen, also quasi die Ideen "zu stehlen". Diese gesammelten Ideen (z.B. will ich eine Treppe im Eingangsbereich oder in der Wohnung, will ich eine große Diele wie Empfang etc.) alle festhalten und zumindest verbal auf Papier bringen, besser noch als Zeichnung und sei "sie" noch so geschmiert. Ich, für meinen Teil, denke, dass damit beiden Seiten viel Arbeit erspart werden kann und man konstruktiver in die richtige Richtung Arbeitet. Ohne mich selbst überschätzen zu wollen, denke ich ein relativ gutes räumliches Vorstellungsvermögen zu haben, aber auf einem Plan (Entwurf) des Architekt sieht man eben nur Linien (wenn nicht gerade 3D ist), wenn man die Möglichkeit hat irgendwo etwas real zu sehen, dann finde ich das deutlicher leichter als Entscheidungshilfe gefällt mir / gefällt mir nicht. Also schauen  -  stehlen  -  festhalten; viele Sachen die wir am Anfang "toll" fanden haben wir im Zuge der Sammlung später wieder mit "wie konnten wir nur" verworfen. Ich halte es für günstiger wenn das "wie konnten wir nur" im Vorfeld passiert.
    Grüße
    • Name:
    • Herr Ber-180-Sob
  5. Arghh! Das hatte ich total vergessen

    Sie haben natürlich Recht, Herr Sobotta. Mein Denkfehler war, dass eben nicht jeder Pläne lesen kann. Danke für den Hinweis. (wenn ich daran denke, wie meine Frau Landkarten liest *g*)
    • Name:
    • Martin Beisse
  6. Der Regelfall wird wohl kein Camping sein

    Fr. Kaehler, wenn ein Bauherr wegen eines Einfamilienhaus zu einem Architekten geht und sagt, er solle auf dem Bauplatz mal campen, fliegt der in der Regel doch sofort raus, oder wird zumindest für verrückt erklärt. So wie Sie das schildern, sind es lobenswerte Ausnahmefälle.
    Erfahrungen die ich mitbekommen habe:
    1. Frage des Architekten: Was darf es Kosten?
    2. Wie groß ist das Grundstück?
    3. Schublade auf, Plan raus, Frage: So ähnlich?
    Die meisten machen sich doch nicht mal die Mühe, das Grundstück nur mal zu besichtigen.
    Ich möchte die Fragestellung erweitern: Welche Erfahrungen haben Bauherren mit ihren Planern?
  7. Klar, Herr Grau :-)

    ich weiß schon, ist ja auch ein befreundeter Architekt und insoweit eine Ausnahme. Aber trotzdem denke ich, die aufgeführte Liste und die Phase der Konzepterstellung sollte ein guter Architekt gemeinsam mit dem Kunden durchlaufen.
    Gruß,
    Judith Kaehler
  8. Also gezeltet hat er auch nicht

    aber das (bzw. mehrere Grundstücke vor Kauf) wurden schon gemeinsam besichtigt, das sollte wohl auch so sein.
    Auch sonst sind wir erst mal mit vagen Vorstellungen und einigen ausgeschnittenen Bildern zu ihm hin und haben dann darüber gesprochen. Dann wurde per Hand einiges aufgemalt, immer wieder weggerissen und nach wenigen Monaten kam dann der endgültige Plan raus. Uns wurde nichts vorgegeben (wobei wir den Stil des Architekten kannten), sondern konstruktiv miteinander umgegangen.
    Wenn ein Architekt so etwas nicht kann, sondern nur die Schublade aufmacht, sollte man gleich wieder rausgehen. Auch sonst kann man für die vielen 10 TDM schon was erwarten und sollte sich nicht mit dem geringstmöglichen zufriedengeben.
  9. Wir haben unserem Architekten ...

    unseren Wunschgrundriss (angelehnt an ein Fertighaus) in die Hand gedrückt und unsere sonstigen Wünsche geäußert. Leider hatten wir seine Anfrage nach Einbringung eines eigenen Entwurfes mit ja beantwortet. Der Entwurf war bestimmt gut durchdacht, aber es war nicht unser Haus ... Es hat uns dann einiges an Zeit und Nerven gekostet, ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen und nach 5 Entwürfen (Änderungen), waren wir soweit. Kreativität vor Rentabilität, als Betriebswirt habe ich da vielleicht mehr Probleme mit einer solchen Vorgehensweise ...
  10. Wunderbar!

    Gute Diskussion. Freut mich, das ne'Menge positive Anmerkungen dabei sind. Lade auf, "soll es Das sein" hört sich eher nach einem Verkäufer an (In Bauträgermanier) als nach einem "echten Architekten". Habe bei meinem Haus festgestellt, das diese Gespräche mit dem Architekt (in der Entwurfsplanung) zum Teil ziemlich anstrengend waren, wurde gezwungen über viele Dinge nachzudenken. Bin mit seinem Produkt (dieses Wort mag er überhaupt nicht) zufrieden, und wundere mich noch heute über diese enorme Kreativität; kommt ein Betriebswirt (nicht persönl. nehmen) wirklich überhaupt nicht mit. Auch bei der Abwicklung des eigentlichen Baus lief es besser als das hier im Forum so oft geschildert wird. War jede Mark Wert, so mancher Unternehmer hätte mich allein wahrscheinlich ganz schön in die Ecke geschoben, denn die sehen alle nur ihre Arbeit; an das nächste Gewerk denken die kaum, sondern meckern höchstens über das was andere gemacht haben.
  11. Typische Bausituation

    Das liegt oft an unfähigen Bauleitern und/oder nicht durchdachten Plänen. Beides soll es ja geben ...
    • Name:
    • Martin Beisse
  12. Hallo Schorse

    kann nachvollziehen, das es anstrengend war! ;--) (so sind Architekten nun mal) aber das Ergebnis war es dann ja Wert!
    Herzlichen Glückwunsch, es gibt viel zu wenig Bauherren, die sodenken wie Du!
  13. Bei uns ...

    war es erstmals der Verkäufer der mit Arcon ein Plan gezeichnet hat, den dann der Architekt "passend" gemacht hat. Optimal war der allerdings nicht. Nach Konkurs der Firma hatte meine Frau dann den Plan "optimiert und geändert" und auf unsere Verhältnisse angepasst. Der Architekt hat dann nochmals das ganze "passend" gemacht und auf evtl. Probleme (Treppenhaus zu schmal etc.) hingewiesen. Daraus entstand dann unser endgültiger, genehmigungsfähiger Baugesuchs-Plan. OK, wir wussten auch genau was wir wollten (Kinderzahl, Lage, Nachbarn etc.). Sicherlich nicht das "übliche" Vorgehen.

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