Lohnen sich Eigenleistungen wirklich?
BAU-Forum: Bauen mit Eigenleistungen

Lohnen sich Eigenleistungen wirklich?

Wir planen dieses Jahr den Bau eines Einfamilienhauses mit ELW und angeliederter Doppel-Garage (alles voll unterkellert) in konventioneller Ziegelbauweise mit Sichtdachstuhl. Wohnfläche 200 m² + Keller + Garage. Uns liegen verschiedene Angebote sowohl als Rohbau, als auch 'schlüsselfertig' vor. Die Bodenbeläge (außer Fliesen) und Malerarbeiten wollen wir in jedem Fall als Eigenleistung erbringen. Wir haben auch Freunde und Bekannte mit Bauerfahrung bzw. vom Fach, die Fenster, Türen, Heizung, Sanitär und Elektrik installieren können. Putzarbeiten müssen wiederum vergeben werden. Lohnt sich der Ausbau in Eigenregie wirklich (auch Freunde brauchen mal eine kleine Zuwendung und Material muss auch gekauft werden + längere Fertigstellungsdauer, dadurch höhere Mietbelastung in der alten Wohnung), oder ist schlüsselfertig aus einer Hand auch im Hinblick auf die Garantie sinnvoller? (und mit weniger Stress verbunden). Ich habe im Forum einige Meinungen gefunden, aber keiner hat auch nur annähernd einen Betrag (Ersparnis) spezifiziert. Sind es bei einem Objekt dieser Größe 10,20, oder vielleicht 50.000.-- €?
Wie sind Eure Erfahrungen? Vielen Dank für zahlreiche Zuschriften.
Michael
  • Name:
  • Michael
  1. kommt natürlich drauf an

    was Sie alles selber machen können/wollen.
    Im Link kann man Durchschnittswerte ausrechnen. Interessant ist hier vor allem auch die sich ergebende Stundenzahl. Da kann man schon ins Grübeln kommen ...
  2. Vergessen sie nicht

    Foto von Norbert Basqué

    die Doppelbelastung durch Miete und Zinsleistung; sie relativiert den vermeintlichen "Gewinn" von Eigenleistung; die Zeitdifferenz beträgt nicht selten 1/2 Jahr.
    Auch "Nachbarschaftshilfe" ist nicht umsonst. Und denken Sie immer daran, dass sie viele Dinge wahrscheinlich zum ersten Mal machen.
    In vielen mir bekannten Häuser sieht man das genau. Damit müssen Sie dann wohl ein Leben lang klarkommen.
  3. Fragen sie doch Leute direkt, die alles selbst gebaut haben:

    unten Links zu Pages von Selberbauern. Für unseren Bau hatte ich damals diese Vorgaben. Ich mache selber:
    • was wenn es schief geht den Bau nicht ernsthaft gefährdet, was ich zur Not auch zweimal machen kann (und manchmal auch musste)
    • wovon ich oder ein Helfer echte Ahnung hat.
    • was sich gut in den Zeitplan einfügt, sodass ich immer beschäftigt bin, aber nicht völlige Panik ausbricht  -  hat gut hingehauen

    Um billig bauen zu können habe ich von einem Komplettanbieter das "Grundmodell" mit baurechtlichen und die Statik betreffenden Änderungen geordert, die Zusätze (Zwischenwände im Keller, Kellertür, Perimeterdämmung  -  das ist aber gewährleistungsrechtlich bekenklich  -  ...) selber gemacht. Die leben nämlich von den Extras.
    Ich denke, das ich gerade dadurch viel Geld gespart habe, kann das aber kaum in € ausdrücken, da ich die Alternative  -  Architekt und selber die Aufträge vergeben nicht gemacht habe und im organisierten Selbstbau alles selber machen habe ich mich auch nicht getraut. Da hatte ich zu wenig Ahnung von. Was auf jeden Fall viel Geld spart ist sich zu Überlegen, was sein Muss und was nicht  -  und auch mal sagen zu können, das spare ich mir! (Die  -  man baut nur einmal Traumhausbauer können das nicht). Man muss auch genau überlegen, was man gerne hätte und auch später noch machen kann oder was später einfach nicht mehr geht. Wo man gutes Geld ausgiebt, weil billig Schrott ist oder wo nicht. Und natürlich viele Angebote einholen. Da steckt sehr viel Zeit drin, die lohnt sich aber.

  4. bitte auch folgendes bedenken:

    Gute Freunde, die einem helfen wollen, haben später oftmals nach 2 bis 3 Einsätzen plötzlich keine Lust mehr. Weil's halt auch nicht immer die angenehmen Arbeiten sind, die gemacht werden müssen ...
    Wir haben z.B. sämtliche Malerarbeiten innen, Fliesenarbeiten, Innentüren, Fußbodenbeläge selber gemacht. Also alles Arbeiten, die am Ende des Bauprojekts kommen. Mittendrin ist immer problematisch, da man hier sich strikt in den Zeitplan einfügen muss. Was ist aber, wenn man krank wird oder gerade dann jobmäßig voll im Stress ist oder gerade dann irgendwelche Helfer nicht kommen können? Das will alles bedacht werden.
    Oftmals wird auch das eigene Können überschätzt. Damit meine ich nicht, das was man (theoretisch) Aufgrund eigener handwerklicher Fähigkeiten alles KÖNNTE, sondern das was man nach xxx Stunden noch in der Lage ist zu tun.
    Das größte Problem sehe ich nämlich im Absinken der eigenen Motivation im Laufe der Eigenleistungen. Vorher ist man voller Elan, aber das nimmt rapide ab. Später stinkt es einem oft gewaltig, wenn man nach vielen Feierabenden und Wochenenden auf dem Bau immer wieder dorthin muss, womöglich noch unter Zeitdruck, nur noch wuppen ohne Ende. Es gibt nur noch Job, Bau, Essen, Schlafen. Monatelang. Diese Belastungen unterschätzen viele!
    Bei uns war's nicht so schlimm wie beschrieben, aber gereicht hat's uns trotzdem.
    Übrigens  -  noch ein Erfahrungswert (auch von mir):
    Die Arbeiten, die nicht bis zum Einzug fix und fertig sind, bleiben dann sowieso erst mal liegen und sind oftmals erst nach Jahren erledigt. Garantiert ;-)
    Zu den Einsparungen:
    Müsste ich mal ausrechnen, ist aber schwierig, da wir z.B. bei den Fliesen die Einsparungen in z.T. höherwertige Fliesenausführungen gesteckt haben. Gar nicht so einfach das auseinanderzuklamüsern ...
  5. Erfahrungsansatz

    Foto von Helmuth Plecker

    Ein Freund von mir hat den gleichen Gedanken gehabt, diverse Bauleistungen von Bekannten "preiswerter" machen zu lassen. Der Wandputz dauert inzwischen beinahe 4 Monate und die Zinsen laufen weg. Er hat mir neulich gesagt, dass er täglich 20 € Zinsen (umgerechnet) bezahlen müssen, worüber er nicht unbedingt erfreut ist. Dies schmälert nun täglich sein Budget und das führt zu Einsparungen (ungewollt) bei der Ausstattung. Schließlich sind das 140 € in der Woche.
    Ergo: Sie sollten sich auf Ihre Helfer verlassen können und von Ihrem Architekten zusammen mit Ihren Helfern die mögliche Zeitersparnis errechnen und den daraus resultierenden Zinsverlust.
  6. schlechtes Beispiel ...

    weil "Putz" wollen sie ja sowieso vergeben  -  aber das Beispiel ist übertragbar:
    Angebot des freundlichen "Nachbarn": 25,- Mark/m² ...
    Angebot der Baufirma: 19,- ... zzgl. MwSt.
    für viele arbeiten ist spezialwerkzeug erforderlich ... ob das bei den üblichen
    "freunden und verwandten" vorhanden ist? ;-)
  7. Wir haben ja auch selbst gebaut aber von ...

    Wir haben ja auch selbst gebaut, aber von vorne herein einige Gewerke vergeben, da dort die Einsparung im Vergleich zum Zeitaufwand gering sind bzw, einige Gewerke auch auch Gewährleistungsgründen.
    Naja, bei 2 vergebenen Gewerken sind wir auf die Nase gefallen, von Zeitersparnis konnte keine Rede sein. Die Klinkerer waren langsam und haben an einigen Stellen unsauber gearbeitet. Hier haben wir doppelt Zeit verloren, zum einen durch die Langsamkeit zum anderen durch das nötige ausbessern.
    Zweiter Reinfall war der Dachdecker. Der hat fast 4 Monate fürs Dach gebraucht. Immer wieder neue Ausreden wurden uns erzählt, mal war das Auto defekt, dann Mitarbeiter krank, dann das Material nicht lieferbar (komisch, der Hersteller wusste nichts von Lieferschwierigkeiten). In der Zeit hätte ich das Dach selber gedeckt, inklusive Praktikum beim Dachdecker um Erfahrungen zu sammeln.
    Plus beim Selber machen: Man arbeitet sauberer als die meisten Handwerker und man bekommt irgendwie eine richtige Verbindung zum Haus. Und Geld spart man auch noch.
    Man muss aber bereit sein über einen längeren Zeitraum seine Freizeit drastisch einzuschränken und man sollte seine Fähigkeiten nicht selbst überschätzen und sich auch nicht unter Zeitdruck setzen.
  8. Teileinzug

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Ein Einfamilienhaus wird ja in der Regel geräumiger sein, als die alte Wohnung. Deswegen kann man bei Eigenleistungen auch ggf. an eine Teilabnahme denken und in den abgenommenen Teil einziehen. Dann fällt die Mietbelastung weg. Wenn das weitere etwas länger dauert, als unter Zeitdruck  -  was macht's. Bei Eigenarbeiten, deren Fertigstellung Voraussetzung für die Weiterarbeit sind, sollte man es sich genau überlegen, damit einem dann nicht eine Baubehinderungsanzeige ins Haus flattert.
  9. Selbstbauermeinung

    wir sind am 15. Dezember nach 9 monatiger Bauzeit umgezogen in ein Haus ähnlicher Größenordnung  -  und wir sind evtl. Ende März so weit, dass man an die Außenanlagen gehen kann. Ich habe den ganzen Rohbau selbst gemacht, das Dach (Sichtdachstuhl), Fenster, Haustür, Heizung, Elektrik und Innenputz haben wir vergeben. Wir haben übrigens nicht tausend Angebote eingeholt (bloß weil man das eben machen muss), sondern wir haben mit unseren Nachbarn geredet. Es waren IMMER die lokal ansässigen Unternehmen, denen wir den Auftrag gegeben haben  -  und das war das Beste, was man machen kann. Wenn die Handwerker nicht auf der Baustelle sind oder irgendwas falsch ist  -  dann fährt man max. 2 km und schwätzt mit dem Chef auch nach 17 Uhr und AUCH am Samstag). Aber die lokalen Firmen (hier in Bayern) sind echt gut.
    Spart man etwas?
    Man wählt in der Regel höherwertige Materialien aus (Bad, Bodenbeläge etc.) bzw. macht keine Standardverkabelung oder eine Standardheizung, sondern die gehobene Variante.
    Zur Zeit bin ich nach so langer Zeit auf dem Bau etwas down  -  aber das wird schon wieder und dann geht es ans nächste Haus.
    • Name:
    • Andreas Schulze

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