Laienfrage wegen Taupunkt
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

Laienfrage wegen Taupunkt

Hallo an alle Forumsteilnehmer,
ich habe eine Frage zur Tauwasserbildung. Nachdem ich nun fast alle und ich meine alle Beiträge zu diesem Forumsteil gelesen habe stellt sich für mich folgende Frage:
Wenn ich das richtig verstanden habe muss bei einer z.B. Holzständerwand mit Steinwolle als Dämmmaterial eine innere Dampfsperre eingebaut werden, weil der Taupunkt in der Wand liegt und somit je nach Wandaufbau die Dämmung sonst nass werden würde und damit ihre Dämmeigenschaft verliert. Die Wand säuft ab.
Nun aber die Frage warum braucht man keine Dampfsperre bei "Massivwänden". Ich habe noch bei keinem Haus das mit Bimssteinen, Poroton, Tonziegel etc. gemauert wurde eine Dampfsperre gesehen. Liegt das daran das dort die guten Wärmedämmwerte nicht erreicht werden, sodass der Taupunkt "auf" der Fassade liegt, oder ist es nur nicht so gravierend, wenn der "Stein" etwas nass wird, da er bei sommerlichen Temperaturen wieder trocknet?
Es geht mir hier bitte nur darum das Prinzip bei Massivwänden zu verstehen und möchte kein Grundsatzdiskussion lostreten, welcher Stein nun besser dämmt oder ähnliches.
PS: Weiß jemand zufällig wie bei alten Häusern in Schweden der Wandaufbau war und wie "Energiesparend" das war? Es werden derzeit viele alte (ab 1930) Häuser dort angeboten und wir überlegen uns u.U. dort ein Haus zuzulegen.
Mit freundlichem Gruß
Wieland Scherkenbach
  • Name:
  • Wieland Scherkenbach
  1. Es muss nicht immer eine Dampfsperre sein ...

    oft genügen auch Dampfbremsen. Je nach Aufbau eben mit niedrigerem oder höherem SDAbk.-Wert.
    Die Massivwand wirkt als luftdichte Schicht (hoffentlich) und als Dampfbremse.
    Deshalb muss eine Dämmkonstruktion immer durchgerechnet werden, weil unter (seltenen) ungünstigen Konstellationen die Bremswirkung nicht ganz ausreicht.
    Gruß Roland
  2. Druckabfall Temperaturabfall

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    In jeder Wand fällt von innen nach außen sowohl die Temperatur als auch der Wasserdampfdruck. Zu jeder Temperatur gehört ein maximal möglicher Dampfdruck. Fällt nun im Wandverlauf die Temperatur schneller als der Dampfdruck (z.B. bei Mineralwolle ohne Dampfsperre), so gibt es Bereiche, wo der Dampfdruck höher sein müsste als der maximal mögliche  -  das geht aber nicht und so fällt der überschüssige Wasserdampf flüssig aus. Bei einer Massivwand fällt im allgemeinen der Dampfdruck schnell genug, bei Mineralwolle muss man den Dampfdruckabfall durch die Folie erzwingen.
  3. Widerspruch im Detail

    Hallo,
    ich muss Herrn Ebel widersprechen.
    Die Dämmung ist nicht "schuld" an der Kondensatbildung. Selbst der µ-Wert von MiWo liegt bei 1 und entspricht damit dem der Luft. (Weniger geht ja wohl auch nicht.)
    Da innen und außen i.d.R. keine relative Luftfeuchte von 100 % herrscht, ist der herrschende Wasserdampfteildruck niedriger als der Sättigungsdruck.
    In der Dämmung verringert sich zwar die Temperatur der Luft und damit auch der Sättigungsdruck, die Dämmung setzt der Wasserdampfdiffusion aber immer mindestens genauso viel Widerstand wie die Luft entgegen, weshalb sich auch der Wasserdampfteildruck entsprechend verringert.
    Daraus folgt, das der Sättigungsdruck der Luft beim Wärmestrom durch die Dämmung nie erreicht werden und deshalb auch kein Wasser kondensieren kann.
    Anders sieht das aus, wenn außen noch Spanplatten o.a. Baustoffe vorkommen. Dann ändert sich die Summe der Sd-Werte der Konstruktion und das kann zur Kondensatbildung führen. Dies kann aber dann immer nur hinter der Dämmung, also vor der nächsten Schicht erfolgen.
    Unabhängig davon ob eine Dampfsperre / Dampfbremse wegen der Kondensationsgefahr erforderlich ist oder nicht, erfüllt sie bei den Leichtkonstruktionen auch die Aufgabe der winddichten Schicht. Deshalb ist sie in jedem Fall erforderlich.
    Mit freundlichen Grüßen
  4. Gegenwiderspruch

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    @Herr Stöckel ich nehme kaum an, dass Sie die Mineralwolle der Außenluft aussetzen wollen  -  der nächste Regen würde sie durchweichen. Also kommt außen immer noch eine Verkleidung davor, die mit Sicherheit my größer 1 hat. Dadurch hat diese Schicht einen gewissen Diffusionswiderstand, während in der Mineralwolleschicht ein fast konstanter Dampfdruck herrscht.
  5. Ergänzung

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Natürlich setzt das Tauen an der Grenze Mineralwolle/Außenbekleidung ein, denn dort ist es am Kältesten. Wenn es kälter wird, wandert die Tauzone auch noch in die Mineralwolle hinein.
  6. zurück zur frage ...

    auch im Mauerwerk fällt (unter Taubedingungen) die Temperatur soweit, das Feuchtigkeit
    kondensieren können müsste. dennoch bleiben  -  auch rechnerisch ungünstige -
    Mauerwerkskonstruktionen meistens schadensfrei, weil Feuchtigkeit nicht nur durch
    Konvektion eingetragen wird, sondern durch kapillartransport e. (teilweise) Austrocknung
    erfolgt.
    bei leichtkonstruktionen (Holzbau) befindet sich außerhalb der Dämmung (zur
    kalten Seite hin) irgendein rel. diffusionsdichtes Material (Osb, MDF, Folie ...) ,
    an dieser Schicht würde Kondensat ausfallen, wenn (zu viel) Feuchtigkeit erstmal in die
    raumseitige Dämmebene eintritt  -  und nicht weiß, wohin :-)
    Schwedenhäuser aus den 70 ern haben wohl schon um die 10-12 cm Dämmung. das
    ist immerhin so gut, wie ein heute üblicher, 36,5er Ziegel.
  7. nochmals im Detail

    Hallo Herr Ebel,
    ich muss nochmals im Dezail widersprechen. Sie behaupten unter 4. und indirekt auch unter 2., dass in der Mineralwolleschicht ein fast konstanter Dampfdruck herrscht. Dem ist nicht so.
    Sowohl das Dampfdruckgefälle Psi/pse als auch der Sättigungsdruck fallen innerhalb der Mineralwolleschicht nahezu linear ab. Das das Problem dampfdichtere Schichten auf der kalten Seite sind ist unstrittig, genauso wie die Tatsache, dass Mineralwolle einen Witterungsschutz benötigt.
    Insgesamt droht die Diskussion aber ins akademische abzugleiten. Deshalb stimme ich Herrn Sollacher voll zu. Hier wurde der Kern der Frage wohlam ehesten getroffen.
    Mit freundlichen Grüßen
  8. nochmal Widerspruch

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Angenommen wir haben innen und außen je eine Schicht von 2 cm mit my = 100 und in der Mitte 20 cm Mineralwolle mit my = 1. Dann ist sd = 420 cm. An Innen- und Außenwand (Innenwand, Außenwand) werden dadurch je 47,6 % des Druckgefälles abgebaut, über der Mineralwolle ist das Druckgefälle 4,8 %  -  und das bezeichne ich als fast konstant. Und ich glaube, dass eine so kleine Änderung von den meisten ebenfalls als fast keine Änderung angesehen wird.

    Um es nicht akademisch zu machen, hatte ich auf diese Rechnung verzichtet.


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