Pellet-Primärofen und Lüftungsanlage
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Pellet-Primärofen und Lüftungsanlage

Hallo, Forum,
wie schon in anderen Beiträgen beschrieben bauen wir gerade ein 3-Liter-Haus mit kontrollierter Be- und Entlüftung (Belüftung, Entlüftung), das über einen Pellet-Primärofen mit Wärme versorgt werden soll.
Im Rahmen der Planung der Abluftanlage einer Dunstabzugshaube hat sich jetzt herausgestellt, dass der geplante Pelletofen (Calimax Twist 70/20) zwar raumluftunabhängig betrieben werden kann, aber nicht *echt* raumluftunabhängig ist: zum einen ist die Pelletzuführung nicht luftdicht, zum anderen gibt es eine Scheibenlüftung, die die Scheibe rußfrei halten soll und die ebenfalls eine Verbindung zum Aufstellungsraum schafft (übrigens eine Eigenschaft, die auch für andere Primäröfen zu gelten scheint).
Beim Einsatz einer starken Dunstabzugshaube kann  -  auch bei Einsatz eines Mauerkastens mit Zuluftöffnung  -  ein Unterdruck entstehen, der so stark sein kann, dass die Verbrennungsgase aus dem Ofen in den Aufstellungsraum gesogen werden könnte. Ähnliches könnte (theoretisch) bei einer Fehlfunktion der Lüftungsanlage geschehen, wenn der Zuluftventilator ausfallen, der Abluftventilator aber weiter laufen würde.
Allein diese theoretische Möglichkeit könnte meinem Schornsteinfeger reichen, die Zulassung der Anlage zu verweigern.
Auf dieses Problem kann ich doch nicht als erster gestoßen sein  -  wie habt Ihr/haben Sie die Situation entschärft?
Das Dunstabzugshaubenproblem werde ich dadurch entschärfen, dass ich eine Schaltung einbauen werde, die den Betrieb der Dunstabzugshaube nur bei geöffnetem Küchenfenster erlaubt. Ob es für die Lüftungsanlage eine Lösung gibt, versuche ich gerade vom Lüftungsanlagenhersteller (siehe Link) zu erfahren. Trotzdem wäre mir ein Erfahrungsbericht oder ein Rat hilfreich ...
Viele Grüße aus Rheinhessen
Wolfgang C.
  1. Zwei Argumentationshilfen

    ... kann ich Ihnen anbieten:
    Bei einer kontrollierten Belüftung ist eine Küchenabzugshaube mit Außenanschluss unnötig. Wir haben sowohl Pelletofen als auch eine kontrollierte Belüftung. Die Abluftdüse ist grundsätzlich in der Küche und saugt die Küchendünste immer gut ab. Wir haben den Außenanschluss der Außenabzugshaube wirklich noch nie vermisst, obwohl fast täglich gekocht wird.
    Häuser mit kontrollierter Belüftung sind grundsätzlich nicht luftdicht. Daher kann auch kein Unterdruck entstehen. Beim Blower-Door-Test (BDT) aus gutem Grund die Zu- und Abluftleitungen (Zuluftleitungen, Abluftleitungen) geschlossen. Würde man die Luftleitungen offen lassen, würde auch beim Blower-Door Test nie und nimmer ein Unterdruck erzeugt.
    Die Luftleitungen haben die gleiche Wirkung wie zwei kleine immer offen stehende Fenster.
    Die Sache mit dem angeblichen Unterdruck bei Häusern mit kontrollierter Belüftung gehört ins Märchenbuch.
  2. Schornsteinfeger verlangt einen Temperaturfühler im Abgasschornstein der die Lüftung abschaltet,

    wenn der Pelletofen in Betrieb ist. Die meisten Lüftungshersteller weisen auch in Ihren Planungshinweisen darauf hin. Sicherheit geht vor Herr Kremer!
  3. Stimme zu, Sicherheit geht vor!

    Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass ein Haus mit kontrollierter Belüftung grundsätzlich nicht luftdicht ist. Auch wenn dieser Blödsinn überall zu finden ist.
    Selbst bei ausgeschalteter Lüftung kommt noch Luft ins Haus. Und deswegen wird  -  praktisch und auch theoretisch  -  nie ein Unterdruck entstehen, der gefährliche Abgase in den Wohnraum zieht.
  4. Ein Wärmefühler zur Dunstabzugshaubenabschaltung ...

    Ein Wärmefühler zur Dunstabzugshaubenabschaltung oder eine vergleichbare Schaltung erscheint mir sinnvoll und einfach realisierbar  -  vielen Dank, Herr Jahn. Ich denke, damit müsste der Schornsteinfeger auch zufrieden sein!
    @Hr. Kremer:
    Ich musste vor einiger Zeit einmal den Abluftkanal meiner bestehenden Dunstabzugshaube auseinandernehmen  -  und wie es da drin nach knapp 10 Jahren aussah, das möchte ich nicht in einem Rohr der Lüftungsanlage haben, die ja deutlich länger als 10 Jahre funktionieren soll! Brrr ...
    Und was die Unterdruckgeschichte angeht: soweit ich weiß, werden Lüftungsanlagen (zumindest unsere) so ausgelegt, dass der Abluftstrom etwas größer ist als der Zuluftstrom. Dadurch wird erreicht, dass Luft durch die zugegebenermaßen existierenden Undichtigkeiten ins Haus gesogen wird und nicht die feuchtere Raumluft nach außen diffundiert und dort evtl. auskondensiert.
    Außerdem werden wir eine große Wohnküche haben, die mit einer ordentlichen Dunstabzugshaube ausgestattet wird (800 m³/h), um auch bei bzw. nach dem Kochen nicht gerade in Kochdünsten zu 'baden'. Unserer Lüftungsanlage ist zwar schon sehr groß ausgelegt (500 m³/h in der größten Stellung), wird aber in der Regel nur mit etwa 200 m³/h gefahren  -  da könnte die Dunstabzugshaube schon einen erheblichen Unterdruck erzeugen!
    Aber ich denke, der Weg, den Herr Jahn vorgeschlagen hat, dürfte das Problem lösen.
    Vielen Dank auf jeden Fall an Sie beide
    • Name:
    • Wolfgang C.
  5. Rauchgasfühler

    Rauchgasfühler nennt man die Temperaturfühler welche in den Schornstein installiert werden. Zusätzlich sollte im Raum wo der Ofen steht auf jeden Fall ein Rauchmelder installiert werden.
    Mein Twist-Pelltofen hat schon mehrfach den WiGa unter Qualm gesetzt Ursache unklar (geht einfach komplett aus)!
    Kleinkinder welche in dem Moment unbeaufsichtig im Raum sind sind schon gefährdet!
  6. Druckdifferenz

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    In ihrer Absolutheit sind fast alle Aussagen nicht zutreffend. Bei einer kontrollierten Lüftung sind in der Zuluft und in der Abluft Ventilatoren vorhanden, die eine Druckdifferenz von 100 bis 200 Pa erzeugen, um die Rohrreibungsverluste auszugleichen. Zum Vergleich: bei Windstärke 5 entsteht ein Staudruck von ca. 50 Pa, das entspricht ca. 5 mm Wassersäule.
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    Diese relativ hohen Drücke entstehen aber nicht als Druckdifferenz zwischen innen und außen. Beim Abgleich der Lüftungsanlage wird das Haus (Türen und/oder Fenster) geöffnet und dann separat der Zuluftstrom und der Abluftstrom auf gleiche Werte eingestellt. Wenn beide Werte genau gleich wären, ändert dann das Schließen der Fenster und Türen nichts, d.h. die Druckdifferenz zwischen innen und außen bleibt Null.
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    Nun ist die absolute Gleichheit der Zu- und Abluftströme (Zuluftströme, Abluftströme) mathematisch genau praktisch unmöglich. Aber die Differenz ist nicht groß. Der Differenzluftstrom baut im Haus eine kleine! Druckdifferenz auf. Da sowohl Zu- als auch Abluftmenge (Zuluftmenge, Abluftmenge) vom Innendruck abhängen, werden sich beide Mengen in Richtung Bilanzierung angleichen. Den Rest machen dann die Undichtigkeiten des Hauses. Selbst bei einem sehr dichten Haus (es werden ja keine Dichtigkeiten wie bei einer Weltraumstation erreicht) bleibt nur eine ganz kleine Druckdifferenz um die geringe Differenz der beiden Luftströme nach außen abzuführen (unter 10 Pa).
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    Diese Druckdifferenz ist sogar je nach Philosophie gewollt. Ein leichter Unterdruck lässt nur trockene Außenluft durch die Undichtigkeiten strömen, führt aber evtl. innen zu Zugerscheinungen und saugt evtl. Radon aus dem Erdreich an. Ein leichter Überdruck vermeidet die negativen Seiten eines Unterdrucks, aber die Leckageluft ist feucht. Radon diffundiert auch bei Druckdifferenz Null etwas ein. Was als wichtiger angesehen wird ist Philosophie und danach wird evtl. gezielt eine kleine Volumenstromdifferenz eingestellt.
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    Aber selbst eine hohen Über- oder Unterdruckdifferenz (Überdruckdifferenz, Unterdruckdifferenz) von beispielsweise 50 Pa würde man nicht merken  -  höchstens kurzzeitig etwas beim Öffnen von Türen oder Fenstern. Anders ist es bei Feuerstätten. Der Unterdruck darf höchstens 4 Pa sein, damit keine Abgase in den Raum gesaugt werden. Dieser Wert wird in der Regel bei ordentlichem Abgleich der Anlage mit Sicherheit unterschritten.
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    Anders sieht es aus bei Ausfall des Zuluftventilators, der aber fast nie vorkommt und der in der Regel unbemerkt bleibt  -  weil eben selbst Unterdrücke von einigen zig Pa unbemerkt bleiben und auch nicht schädlich sind. Aber dann werden die zulässigen 4 Pa wahrscheinlich erheblich überschritten  -  und weil auch eine einmalige Vergiftung durch Abgase der Feuerungsanlage nicht eintreten darf sind solche harten Sicherheitsvorschriften notwendig.
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    Der Beitrag war schon gestern fertig  -  kurz vorm Abschicken hat mir ein kurzzeitiger Stromausfall beim Unwetter alles gelöscht.
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  7. Ergänzung

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Druckdifferenzen zwischen innen und außen entstehen nicht nur bei kontrollierter Lüftung (weil Ventilatoren), sondern immer bei Wind oder infolge thermischem Auftrieb.
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    Bei starkem Wind und ungünstiger Windrichtung schlägt auch Feuer aus dem Ofen zurück. Aber da der Wind selten lange anhält, ist die Menge an giftigen Gasen gering. Bei manchen hohen Häusern ist  -  besonders im Winter  -  die Druckdifferenz infolge thermischen Auftriebs so groß (vielleicht über 20,30 Pa), dass man die Haustür kaum aufbekommt und dann hörbar Luft eingesaugt wird.
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  8. Wenn ich einmal zusammenfassen darf heißt das ich ...

    Wenn ich einmal zusammenfassen darf, heißt das, ich setze einen Rauchgasfühler ein, der mit der Dunstabzugshaube derart gekoppelt ist, dass diese nur bei inaktivem Ofen laufen kann. Damit ist der Dunstabzugshaubenbetrieb abgesichert.
    Durch Einbau eines Rauch- oder Gasmelders (CO? CO2?) könnte ich entweder bei Fehlfunktion der Lüftungsanlage warnen oder gar den Betrieb des Ofens unterbrechen, sodass auch hier keine gefährlichen Gasmengen in den Wohnraum gesogen werden können, oder?
    Damit sollten doch alle Gefahrenpotentiale ausgeschaltet sein, oder?
    Viele Grüße aus Rheinhessen
    • Name:
    • Wolfgang C.
  9. genau so

    und Sie und Ihre Familie sind sicher und
    der Schornsteinfeger ist zufrieden!
  10. Genauso werden wir es auch machen falls der ...

    Genauso werden wir es auch machen, falls der Gasmelder eine zu hohe Kohlenmonoxidmenge meldet, wird der Abluftventilator der Lüftungsanlage ausgestellt.
    Und zum Thema Dunstabzugshaube mit Umluftbetrieb und Absaugventil in der Küche, hier raten Fachleute dringend wegen erhöhter Verschmutzung des Abluftkanals der Lüftungsanlage von ab, selbst Filter am Absaugventil helfen hier nicht genug.
  11. Ich teile die Begeisterung für diese Lösung nicht!

    Wollen Sie wirklich die Abzugshaube an den Pelletofen koppeln? Geht es dann nach dem Motto: wollen wir gleich kochen oder heizen?
    Wenn Sie den Pelletofen vor dem Kochen häufig ausstellen, wird in der Übergangszeit der Wasserkreislauf des Pelletofens wegen der häufigen Anheizphasen abschmieren.
    Oder Sie sitzen im Küchenmief, weil der Ofen an- und die Lüftung ausbleibt. Dann würde wirklich die Gefahr bestehen, dass der Küchendunst die Lüftung verdreckt.
    Ich habe eben den Filter in unserer Küche kontrolliert. Der Austausch des Filters war überfällig. Auch der Filterhalter hatte eine Reinigung nötig. Hinter der Düse gab es aber keinen Küchenschmodder. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen, dass es sich bitter rächt, wenn man den Filterwechsel – eine Sache von zwei Minuten und wenigen Cent – über längere Zeit vergisst. Mit der Zeit löst sich der Filter auf und dann verdreckt die Lüftungsleitung.
    PS: Der Hersteller unserer Anlage – die Firma Paul – empfiehlt ausdrücklich den Umluftbetrieb. Bei Passivhäusern – und da sind Sie ja nahe dran – ist der Umluftbetrieb wegen der Luftdichtigkeit Vorschrift.
    Ich würde daher mit dem Hersteller der Lüftungsanlage Rücksprache nehmen. Bei dieser Gelegenheit sollten Sie auch das Thema Überdimensionierung der Lüftungsanlage ansprechen. ZU- und Abluft (Zuluft, Abluft) laufen nicht auf gleicher Stärke und lassen sich nicht beliebig herunterregeln. Bei uns wäre bei Überdimensionierung die Reduktion auf das gewünschte Normalmaß nicht möglich.
  12. Perfekt ist diese Lösung zwar nicht ...

    Perfekt ist diese Lösung zwar nicht aber wahrscheinlich das Beste, was man machen kann.
    Die Umluftlösung hat den Nachteil, dass sie die Feuchtigkeit, die beim Kochen freigesetzt wird, nicht aus der Küche hinausbekommt; außerdem muss die Lüftungsleistung beschränkt werden, damit die Gerüche vom Aktivkohlefilter auch aufgenommen werden können  -  was dazu führt, dass einige Kochdünste an der Haube vorbei entweichen ...
    Mein Schornsteinfeger hat selbst nach einem Weg gesucht, alle Probleme aus dem Weg zu räumen (solche Schornsteinfeger gibt es wirklich!): wir werden jetzt eine Schaltung einsetzen, die den Dunstabzugshaubenbetrieb (zumindest in den höheren Leistungsstufen) nur bei geöffnetem Fenster zulässt. Zudem werden wir über einen Druckdifferenzsensor im Falle eines auftretenden Unterdrucks den Ofen abstellen. Ofen und Dunstabzugshaube können so doch unabhängig voneinander und auch gleichzeitig betrieben werden ...
    Viele Grüße aus Rheinhessen
    • Name:
    • Wolfgang C.

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