frostfreie Gründung
BAU-Forum: Tiefbau und Spezialtiefbau

frostfreie Gründung

Folgende Situation im Berliner Umland: In der Baubeschreibung für ein Einfamilienhaus stand "Streifenfundament in Kombination mit bewehrter Bodenplatte. " Nun ist die Gründung geändert worden. Da nicht genügend tragfähiger Untergrund (stark bindig) anstand, erfolgte deshalb unterhalb des zu erstellenden Gebäudes ein Bodenaustausch bis auf 1 m unter OKGAbk. (Kiesschüttung lagenweise verdichtet). Die Kiespackung wurde in einer Tiefe von 0,80 m mit Gewebematte armiert. Die erdbodengleich angeordnete Bodenplatte wurde bewehrt und trägt jetzt über elastische Bettung. Frostschürzen sind nicht vorhanden. In der DINAbk. 1054 steht, dass Bauwerke frostfrei zu gründen sind. Meine Frage: gilt eine Kiespackung Tiefe 1 m als Frostfreie Gründung, wenn sonst der umliegende Boden stark bindig ist? Meine Sorge: Eines der Häuser liegt in einer leichten Senke, das Regenwasser des Grundstücks und der nahegelegenene Privatstraße läuft zum Gebäude hin und könnte sich in der Kiespackung sammeln. Ist hier die Gefahr des Auffrierens gegeben? Ein weiteres benachbartes Haus steht an einer flach geneigten Hangsituation mit gleichen Bodenverhältnissen. Hier wurde ebenfalls zur Herstellung eines tragfähigen Untergrundes ein Bodenaustausch vorgenommen und die eingebrachte Kiespackung wurde gewebearmiert. Hier ist meine Sorge, dass es bei starken Regenfällen zu Unterspülungen oder auch zu einseitigen Frostschäden führen kann. Eine funktionsfähige Drainage ist in beiden Fällen nicht eingebaut. Der Bauträger sowie seine Erfüllungsgehilfen (Grundbau-Ing. und Statiker) behaupten es handle sich um eine fachgerechte, frostsichere Ausführung. Meine Frage: Falls es nicht so ist, wo steht hierzu genaueres nachzulesen. Ich scheue mich nicht vor harter Kost (Fachliteratur) und bin über jeden Tipp dankbar. Suche also nach Infos ob bzw. in welchen Fällen auf eine Frostschürze verzichtet werden darf, wenn Einfamilienhaus auf einer elast. gebetteten Platte erstellt wird.
  • Name:
  • Dipl. -Ing. Uwe Tilgner
  1. den spiess umdrehen ... HUHU JUPP ...

    und nachweisen lassen, dass Sicherheit gegen auffrieren gegeben ist?
    dazu gehört eine planmäßige Entwässerung (Drainage) oder geeigneter Baugrund (Durchlässigkeit  -  natürliche
    Versickerung) in Relation zur wasserlast.
    wenn der kieskoffer überstaut werden kann, sodass Wasser auch oberhalb der als frostsicher
    bezeichneten Tiefe ansteht, tritt der expansionsraumeffekt nicht mehr auf  -  aber das wissen sie ja selbst.
    das gleiche würde "am Hang" gelten, wenn in den kieskoffer bindige anteile eingespült würden.
    als Abhilfe wäre auch seitlich e. geotextil sinnvoll.
    die Bauweise ohne Streifenfundamente für die Gründung ist noch nicht allgemeingut (a.a.R.d.T.)
    sondern eher, wenn überhaupt, Stand der Technik
    wenn wir das bisher praktiziert haben, dann mit erheblicher vorsicht, weil ein poitivnachweis
    nicht möglich (nicht bekannt) ist.
    die Bodenplatte ohne Streifenfundamente wurde hier schon früher am Rande thematisiert.
    jupp, erinnerst du dich? gab's da nicht 'nen Aufsatz in der Bautechnik?
  2. erster Versuch schlug fehl

    Also die Sache mit der Beweislastumkehr funktioniert nur schwerlich. Firmenbauleiter schreibt  -  "Ausführung ist standsicher und frostsicher" Bauträger selbst schreibt  -  "Unser Bauleiter genießt unser vollstes Vertrauen, wir sehen keinen Grund die Richtigkeit seiner Aussage anzuzweifeln und lehnen daher jegliche Mängelanerkenntnis ab. " Der Einbehalt ist wesentlich geringer als die unsererseits geforderten Ergänzungsmaßnahmen (Drainage oder Frostschürze), somit ist Bauherrenseitig nicht genügend Druck vorhanden. Ein bereits vorgelegtes gutachtliches Schreiben zur fehlenden Frostsicherheit wurde als unzutreffend abgewiesen. In welcher Ausgabe der Bautechnik kann ich denn über Plattengründung ohne Frostschürze was nachlesen? Huhu Herr Jupp  -  wissen Sie's noch? Bin wirklich sehr dran interessiert, nicht weil ich dem Bauträger zeigen will was eine Harke ist, sondern weil Weiterbildung das wichtigste in unserem Geschäft ist um am Ball zu bleiben.
    • Name:
    • Dipl. -Ing. Uwe Tilgner
  3. nur ein kleiner Hinweis

    Im Grundbau-Taschenbuch steht etwas zum Frostfreien Gründen. Den Band weiß ich auswendig nicht, es gibt drei und sollte in jeder Universitätsbücherei zu finden sein. Das Kapitel ist relativ kurz. Wir legen fast immer eine Frostschürze nur bei freistehenden Behälterfundamentplatten bis weilen nicht. Mit der "elastischen Bettung" hat das aber nichts zu tun. Der Ausdruck sagt lediglich aus, dass Ihre Platte gerechnet wurde als sei sie auf Federn (= Boden) elastisch gelagert und hat nichts mit Frostsicherheit zu tun. Jede Gründung ist letztlich eine Bettung und das "elastisch" ist nur eine Vereinfachung des Bodenverhaltens. In Ihrem Fall stellt sich die Frage: Kann die Kiesschicht frieren? Das ist die Schlüsselfrage, wenn ja, haben sie keine Frostfreie Gründung. Die 80 cm kommen aus Messungen des Temperaturverlaufs im Boden, die eben zeigten, dass man bei 80 cm auf der sicheren Seite liegt, die Grenze liegt schwammig bei etwa 60 cm. Mir leuchtet nicht ein, warum Ihre Kiesschicht so zu sagen "vom Eise befreit" sein sollte, aber ich bei kein Bodenmechaniker.
    Gruß E. Brunn
  4. alles ist relativ :-) ... @ JUPP

    ich hoffe du rührst divh endlich mal, der Aufsatz in der Bautechnik interessiert mich auch,
    aber momentan keine Chance, in e. bücherei zu kommen :-)
    @ hr. brunn:
    volle Zustimmung, allerdings wird frostsichere Tiefe überall verschieden definiert, bei uns 120 cm!
    der Kies soll im übrigen nicht eisfrei sein, sondern e. expansionsraum bieten,
    in dem sich der eisdruck abbauen kann.
    die Wirkung e. frostschürze, wüsste man nicht, dass sie funktioniert, könnte auch
    etwas "dubios" erscheinen; soll doch diese Abkantung Wasseransammlung unter
    der Bodenplatte verhindern.
    so ... ;-) vielleicht kommen ja doch ein paar Beiträge zum urproblem, auf der aktuellen liste ist es :-)
  5. Jupp hat es gefunden

    Hallo M mit K;-).
    Habe den Artikel über Gründungsplatten ohne Frostschürzen gefunden. In BAUTECHNIK 76 (1999), Heft 4 S. 311-315.
    Schönen Abend.
    Gruß
    • Name:
    • Jupp
  6. Tausend Dank und einige Infos

    Vielen Dank für die Tipps und klugen Beiträge. Werde mir die Zeitschrift Bautechnik heute noch aus der Uni-Bibliothek holen und fleißig lesen.
    Habe noch einige Infos bekommen und wollte diese auch hier zur Verfügung stellen.
    Von einem Wissenschaftl. Mitarbeiter am Institut Grundbau und Bodenmechanik der TU Berlin habe ich noch den Hinweis bkommen unter dem Stichwort "Frostkriterium von Casagrande/Schaible" nachzusehen. Da fand sich doch in meinen alten Studienunterlagen glatt ein Siebliniendiagramm, in dem die Böden in frostsichere, frostempfindliche und frostgefährdete Sieblinienbereiche eingeteilt werden. D.h. für mich: Sofern die Sieblinie der Kiespackung in den Bereich "frostsicher" einzuordnen ist bildet sich zwar Eis zwischen den Körnern, dies führt i.d.R. jedoch nicht zu Hebungen (in der Frostperiode) und Setzungen (während der Tauperiode). Dann muss also nur noch sichergestellt werden, dass sich durch Wasserbewegungen im Baugrund die Sieblinie der Kiespackung nicht verändert (also keine Feinanteile eingeschwämmt werden), dann ist alles i.O.. Für die von mir beschriebenen Fälle hieße demnach die richtige Lösung: Die gesamte Grube nach Aushub unten und an den Seiten mit Geotextil auslegen (Filterschicht)  -  dann ist die Kiespackung geschützt und darf auch mal frieren. Eine Frostschürze brauche ich also nur, wenn der Baugrund nicht 100 % frostsicher ist und durch die Frostschürze Feuchteunterlaufungen in größeren Mengen verhindert werden sollen. : ~)
    • Name:
    • Dipl. -Ing. Uwe Tilgner
  7. So ist das Uwe

    Der Artikel baut auf den Untersuchungen von Schaible und Casagrande auf und hat als Grundlage den sog. Ungleichförmigkeitsgrad U zur Basis. Wird im Straßenbau auch so gemacht nur hier ist es differenzierter an ausgeführten Beispielen des Hochbaues praktiziert worden. Halte mich auf dem laufenden. Gruß
    • Name:
    • Jupp
  8. Aba 1 be8 en!

    Ein Kies mit der Körnung 16/32, genannt Filterkies, ist ja nun eindeutig ohne Kapillarwirkung, aber leider auch nicht vernünftig verdichtbar.
    Verdichtbar =>unverzichtbar!
    Euer Johnannes

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