Schallschutz im Altbau-Reihenhaus
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Schallschutz im Altbau-Reihenhaus

Hallo, ich besitze ein altes Reihenhaus (Bj. 1923), die Wand jeweils zum Nachbarhaus ist eine einfache Steinwand, keine doppelte Wand. Das eine Haus neben uns ist verkauft worden, die neuen Nachbarn haben zwar alles renoviert, aber nichts im Haus, was Schall schluckt, keine Teppiche, keine Gardinen, durchgehend Laminatboden, und sparsam möbliert. Seitdem hört man jedes Wort und jedes Geräusch von nebenan. Bei einer Familie mit 3 Kindern wird es halt oft sehr laut, gefühlt stehen die direkt hinter uns...

Vorher waren in dem Haus nebenan die Wände tapeziert, teilweise mit Holz verkleidet, es gab Teppiche und Gardinen und deutlich mehr Mobiliar. Da hat man nur wenig gehört.

Meine Idee wäre jetzt, eine Trockenbauwand vor die eigentliche Wand zu setzen, diese an den Anschlusstellen zu entkoppeln und den Zwischenraum zu dämmen. Kann mir jemand sagen, ob das helfen würde und was dabei noch beachtet werden muss?

Vielen Dank & Grüße

  • Name:
  • Ingrid
  1. keine Chance

    Das ist so als wollten sie aus Maschendraht ein Boot bauen und das mit Klebefilm abdichten. Selbst wenn sie die Trockenbauwand beiderseitig machen beseitigen sie damit nicht die Schallbrücken. Abhilfe gibt es nur wenn die Nachbarwohnung leer steht oder sie in eine Neubauwohnung umziehen. Der fehlende Schallschutz ist verjährt, das Haus ist abgeschrieben und nichts mehr wert.
  2. Zunächst HiFi-Anlage mit Subwoofer aufdrehen...

    Foto von wiki

    ...und selber dann abends spazieren gehen, falls Sie den auch nicht mehr mögen ;-)

    Das dringt nachhaltig durch auf die andere Seite und stört immens beim Fernsehen ;-( Leider auch eigene Erfahrung gemacht.

    Dann wächst vielleicht das Verständnis zu etwas mehr gegenseitige Rücksichtnahme und die Einsicht, auch im gegenseitigen Interesse etwas bautechnisches mit der gemeinsamen Wand zu veranlassen.

    Am effektivsten ist es wohl, die Wand auf der Seite der höheren Immissionen schallschluckend auszustatten, z.B. durch eine biegeweiche Vorsatzschale.

    Bieten Sie an, sich ggf. finanziell zu beteiligen. Ein gemeinsames Projekt "gemeinsame Trennwand" sozusagen. Ein Fachplaner Schall sollte aber die optimalen Materialien und Stärken nach einer akustischen Messung berechnen. Da gehen Sie beide auch sicher, dass nicht zu viel, zu dick und zu teuer gebaut wird.

    Es gibt auf jeden Fall mehrere technische Lösungen zu einer spürbaren und messbaren Verbesserung. Dazu viel Erfolg!

  3. warum sollte ich was tun (fragt der neue Nachbar)

    Warum sollte ich meine gerade teuer gekaufte und renovierte Wohnung umbauen wenn Schall bei normalem Wohnen erzeugt wird? Warum sollte ich meine Kinder an einer normalen Entwicklung hemmen? Warum sollte ich mit dem Nachbarn reden, wenn der seinen Bass aufdreht und dann spazieren geht? Bei Schall hört jedes Verständnis auf. Es bleibt nur Oropax, seine Einstellung ändern, selbst umbauen oder wegziehen. Die Nachbarn werden sich Katzen zulegen und Spielzeug für die Katzen zulegen welche die Klötzchen durch die Wohnung feuern wenn sie einsam sind. Oder Hunde die kläffen. Den Spaß-Faktor steigert man in dem man Nachbarn bittet, doch leiser zu sein und beim Laufen in der Wohnung doch bitte Kissen unter die Schuhe schnallen sollte. Reihenhäuser sind eine WEGAbk., welche es damals 1923 nicht gab. Es war bei der Teilung eine Rechtspflicht, den Schallschutz einzuhalten. Diese Reihenhäuser hätten nie Teileigentum werden dürfen.
  4. Hallo Ingrid, klär uns bitte auf, ...

    Foto von wiki

    ...wie der Nachbar tickt.
  5. Grundlagen

    Foto von Martin G. Halbinger

    erstmal @Herr Kirschner: die DINAbk. 4109 ist in der ersten Fassung aus 1944, als das hier fragliche Gebäude gebaut wurde, gab es noch keine genauer definierten Anforderungen. Ab wann die Norm dann verbindlich zu beachten war, müsste man ggf auch noch klären. Dann gibt es verschiedene Formen der Schallübertragung Luftschall, Korperschall und im Baubereich als Sonderform des Körberschalls den Trittschall. Meist ist das Gehörte eine Mischung verschiedener Übertragungswege... Luftschall überträgt sich auf die Wand, die Wand bewegt dann wieder die Luft im Nachbarhaus.

    Der Körperschall in den Bauteilen ist eigentlich nur durch eine Trennung mit weichen Materialien in den Griff zu bekommen, das also die Vibrationen nicht weitergeleitet werden: die Fuge in der Trennwand, die Dämmung unter schwimmendem Estrich usw.

    Beim Luftschall gibt es zwei Ansätze... die Lautstärke in dem Raum senken in dem er entsteht durch Vermeidung von Reflektionen, z. B. weiche diffuse Oberflächen (Eierkarton, Schaumstoffspitzen, aber auch Vorhänge, Stoffe, oder gelochte GKB-Platten usw). oder die Übertragung der Wellen zwischen Luft- und Körper (und zurück) reduzieren, eben durch weich gelagerte Vorsatzschalen.

    Wenn der Schall mal im Gebäudekörper drin ist, überträgt er sich grundsätzlich über alle Bauteile (über die Entfernung abnehmend), eine konsequente Dämmung müsste also Wand, Boden und Decke umfassen.

    Eine Dämmung der lautesten Wand bring "was" aber weit weg von 100 %... Je nachdem welche Geräusche am lautesten ankommen / stören könnte es auch Sinn machen, den Nachbarn einen flauschingen Teppich zur House-Warming-Party zu schenken, oder genoppte Socken statt der harten Absätze. ;-)

  6. schon wieder juristisch

    Zum Tag der Antragstellung zur WEGAbk. müssen die Reihenhäuser den Vorschriften entsprechen. Zu diesem Tag gilt die Verwaltungsanweisung für die Genehmigung einer WEG. Es beginnt auch die Instandhaltung wie bei einem Neubau, sonst ist es die Vergemeinschaftung von Schrott. Die Genehmigung des Bauamtes der Teilung hat nur den Sinn der Grundbucheintragung der Sondereigentümer. Die Einhaltung von Brandschutz, Schallschutz und sonstigen Vorschriften verantwortet privat der Antragsteller. Folglich stellt sich die Frage nach dem Tag der Antragstellung einer Abgeschlossenheit. Diese Reihenhäuser sind nicht abgeschlossen weil der Schallschutz und der Brandschutz unzureichend ist. Durch Teppiche und gutes Zureden ist nichts zu machen. Haften tut der Verkäufer, das Amt zuckt nur mit den Schultern. Somit gibt es einige Bauweisen, die eine Aufteilung in eine WEG ausschließen: Ältere Häuser vor einer erstmöglichen WEG, Häuser mit Holzbaltendecken, Häuser mit Holztreppenhäusern, Häuser mit fehlendem Brandschutz (z.B. Keller-EGAbk.) Häuser mit nicht zugelassenen Baumaterialien, Häuser mit fehlendem Schallschutz, Häuser mit alter Haustechnik uvm. Juristisch ist auch die Frage, ob Reihenhäuser mit einer gemeinsamen Brandwand als abgeschlossen gelten können. Zumindest dass sieht man in den Aufteilungsplänen.
  7. warum WEG

    Foto von Martin G. Halbinger

    Wir wissen doch gar nicht, ob es sich um eine WEGAbk. handelt... (ist keine Angabe dazu). Auch nicht, wann eine evt. mal erfolgte Aufteilung stattgefunden hatte, zu welchem Rechtsstand. Es gibt durchaus realgeteilte Häuser ohne getrennte Trennwände, gerade im Altbaubereich.
  8. Wieso WEG?

    Hallo, ich verstehe die Diskussion gerade nicht. Es handelt sich nicht um Teileigentum wie es möglicherweise bei heutigen Reihenhäusern der Fall ist, sondern jedes Haus samt Grundstück ist eigenständig.

    Nochmal zur Bauweise: die Wände zwischen den Häusern sind einfache Steinwände, Estrich gibt es nicht, im EGAbk. eine Betondecke mit aufliegender Holzbalkendecke, im OGAbk. reine Holzbalkendecke, jeweils mit Laminat bzw. Parkett belegt. Heutige Reihen- oder Doppelhäuser werden mit doppelschaligen Trennwänden gebaut, die dann auch entsprechend schallentkoppelt sind. Daher meine Idee, auf unserer Seite in jedem Raum eine Vorsatzwand zu bauen und diese soweit wie möglich zu entkoppeln. Und meine Frage ist, ob das überhaupt irgendwas bringt oder ob es sonst irgendwelche machbaren baulichen Anpassungen gibt, die wir auf unserer Seite durchführen können? Die Nachbarn wollen und werden nichts ändern, warum auch, uns hören sie ja kaum...

    Viele Grüße,

    • Name:
    • Ingrid
  9. schon wieder juristisch

    Reihenhäuser sind eine WEGAbk. wenn es gemeinsame Anlagen gibt wie Heizung, Abwasser, Wasser. Ob eine gemeinsame Trennwand reicht ist juristisch. Oft wissen das Eigentümer nicht oder der rechtliche Zustand ist falsch. Bei Reihenhäusern sind Abstandsregeln außer kraft. Es besteht keine rechtliche Handhabe gegen den Nachbarn wegen Lärm. Ein Hinweis könnten Grundbucheintragungen sein.
  10. Keine WEG!

    Hallo, wie gesagt, es gibt keine WEGAbk. und auch gemeinsamen Anlagen. Jedes Haus ist eigenständig, sowohl im Eigentum als auch in der Versorgung wie Heizung, Leitungen, etc. Es handelt sich um eine Art Zechenhaus, die wurden damals einfach gebaut.

    Viele Grüße, Ingrid

    • Name:
    • #First24
  11. Trennen und entkoppeln

    Foto von Martin G. Halbinger

    Der Ansatz ist schon richtig...
    • Öffnungen für Luftschall verschließen (wenn es Löcher geben sollte)
    • Übertragende Flächen entkoppeln
    • Harte / steife Bauteile möglichst trennen / entkoppeln (z. B. Auflager der Balkenköpfe der Holzbalkendecke aber z. B. auch Rand der Deckendielen)

    usw. Bringt alles etwas (ein paar dBAbk.), wenn man aber eine perfekte Lösung möchte, landet man auf dem Aufwands-Niveau eines Neubaus. Holzbalken sind weicher als Stahl oder Beton, somit schonmal besser,

    Schall ist wie Wasser... er findet jede noch so kleine Schwachstelle.


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