Altbau simpel verbessern
BAU-Forum: Modernisierung / Sanierung / Bauschäden
Altbau simpel verbessern
Daher mal ein vereinfacht provokativer Gedanke: Wenn wir mal von trockenen Wänden ausgehen, dann würde ich bei gemauerten Altbauten mit wenig Außenisolierung hinter dem Putz (z.B. 60er Jahre, Energieklasse F oder G) einfach von innen Klimaplatte kleben, mindestens 3cm dick und wäre erstmal zufrieden. Natürlich noch neue doppelverglaste Fenster.
Übersehe ich da grundsätzlich etwas, wenn ich mir das so einfach mache?
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Ja - einiges
Energetisch ist eine 3cm Klimaplatte auf der Innenfläche der Hbl-Mauerwerk-Außenwände (U-Wert ca. 1,0 W/m²K) erstmal nicht der große Wurf und die akute Schimmelpilzgefahr auf den Innenoberflächen der Außenwände und Deckenränder und Fensterinnenleibungen usw. beseitigst du damit auch nicht ohne Weiteres, wenn du jetzt dichte und hoch wärmegedämmte Fenster einbaust und auf den Wandflächen Klimaplatte klebst.Du brauchst bei Fenstertausch im Altbau zwingend ein Lüftungskonzept nach DINAbk. 1946-6 und eine ordentliche Detailplanung zur Wärmebrückenreduzierung, sonst schimmeln dir trotz neuer Fenster und Innendämmung die Fensterleibungen und/oder die Deckenränder.
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Vorschläge
Mal unabhängig von den Details an den Laibungen etc., bei welcher Dicke der Klimaplatte ist es denn ungefähr angemessen? 5 cm oder sogar 7 cm? Oder eine ganze andere Platte? -
Wozu sollen die Klimaplatten gut sein?
Kannst ja mal deine Bastelideen in UBAKUS eingeben und dann überlegen was es bringt! -
Altbau simpel verbessern
Um die heutigen Anforderungen an Wärmedämmung zu erfüllen braucht man fast 20 cm Styropor.Die kann man nur außen sinnvoll aufbringen. Wegen der Brandgefahr sollte man z. B. diese gefährdeten Bereiche mit PU-Schaum dämmen. Der m² kostet das dreifache.
Wenn eine Außendämmung nicht möglich oder nicht zulässig ist, hat man ein Problem.
Das sollte man im Kaufpreis berücksichtigen, denn man hat eben hohe Heizkosten in der Zukunft.
Die 3 oder auch 7 cm Dämmplatten bringen nicht viel.
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Probleme
eine Innendämmung ist nur dann sinnvoll, wenn es außen nicht geht (z. B. Denkmal) aber wie schon geschrieben ist sie bauphysikalisch gefährlich.Zum einen gibt es viele Wärmebrücken (z. B. Wand- und Deckendurchdringung) und Öffnungen (Leitungen / Steckdosen) die schwer dampfdicht zu verschließen sind.... und bei Fehlstellen in der Dampfdichtigkeit gibt es schnell Feuchtigkeit in der Konstruktion; bei Wärmebrücken ggf. Feuchtigkeit an der Bauteiloberfläche. Beides kann zu Schimmel führen. Die Punkte kann man in den Griff bekommen, die Lösungen sind aber manchmal aufwendig. Daher ist hier unbedingt eine fachliche Planung und saubere Ausführung wichtig.
Nebenbei fordert der Gesetzgeber im GEG, wenn an Bauteilen mehr als kleinteilige Anpassungen erfolgen, müssen diese Bauteile die Mindestanforderungen des GEG erfüllen; (U-wert < 0,24) und das geht nicht mit 3 oder 7 cm Innendämmung. Je nach Material ab ca. 15 cm... Innendämmung verkleinert außerdem die nutzbare Wohnfläche... Die doppelverglasten Fenster erreichen auch nur etwa den Mindeststandard.
Die auf den ersten Blick einfache Lösung schafft mehr Probleme als sie löst. Warum nicht einfach das machen, was viele machen... außen dämmen... und da die Energie auf absehbare Zeit nicht billiger wird, mehr als nur das Minimum... z. B. 20 cm, 3-Fach Fenster usw.
Mit dem richtigen Konzept gibt es oft auch eine Förderung vom Staat, der Energieberater hilft gerne bei den Details.
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Im Prinzip
Ich ging schon davon aus, dass Außendämmung nicht so einfach geht, (Eigentumswohnung, Denkmal) oder geschmacklos ist (Natursteinhaus, schöne Klinker etc.). 15cm von innen ist ordentlich. Ich glaube Klimaplatten gibts für den Normalo nur bis 10cm? Ich habe übrigens einen 70er Altbau renoviert. Der hatte nur Ytong, Klinker und 3cm Luftspalt mit dünn Styropor. Bekam dann von mir erstmal übermotiviert 3-fach Verglasung. Dann kam natürlich in den kalten Zimmern in jedem Winter Schimmel über den Rolladenkästen. Sonst nirgends. Dann nachträglich 3cm Klimaplatte auf die Wand, dünn Kalk-Zement-Putz und Silikatfarbe druff. Da schimmelt gar nichts mehr und es ist deutlich wärmer geworden. Also bringen auch die 3cm schon einiges. Vielleicht nicht in jedem Bau aber ich finde das Zeug ziemlich genial und irgendwie 'pragmatisch' unabhängig von den ganzen Normen und Berechnungen. -
Solange du noch gar kein konkretes Objekt hast
ist das doch "rumstochern im Nebel" In deiner Fragestellung redest du von Immobilie aus den 60er Jahren (also vermutlich Außenwand aus Hbl-Mauerwerk mit U-Wert rd. 1,0 W/m² K) und jetzt schwafelst du plötzlich von Eigentumswohnung mit Denkmalschutz oder erhaltenswerte Natursteinfassade aus der Vorkriegsära...Komm wieder wenn es konkreter wird, dann kann man auch Konkreteres dazu empfehlen. Vielleicht solltest du dir zum Immobilienkauf gleich einen Sachverständigen mitnehmen, der Dir im Anschluss zum ersten Ortstermin gleich einiges zu dem Instandsetzungsbedarf des besichtigten Objektes einiges Sagen kann.
Dein Erfahrungsbericht mit 3fach-Verglasung in älteren Porenbetonbau lässt mich sofort daran denken, dass du "damals" vermutlich kein Lüftungskonzept nach DINAbk. 1946-6 vom Fensterbauer hast erstellen lassen, wie es bei Fenstertausch im Bestand seit 2010 Pflicht ist!
Die Klimaplatte bringt zur Schimmelvermeidung zwei Punkte
1.) Dämmung
2.) Alkalität
Leider wird Nr.2 durch viele Nutzer infolge Unkenntnis verbockt indem die CaSi-Platte mit oder Multipor-Platte raumseitig ausschließlich mit Gipsspachtel geglättet und mit Dispersionsfarbe oder Tapete beschichtet wird...
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Fachleute holen
Leider gibt es genug Firmen, die nur das teuerste / beste verkaufen wollen ohne ein sinnvolles Gesamtkonzept im Blick zu haben. Wenn man im Altbau mit ungedämmter Fassade Fenster einbaut, die vom U-Wert besser sind als die Wände, holt man sich schnell Probleme ins Haus. normalerweise ist das Fenster die energetisch schlechteste Stelle, da die Wände baujahrstypisch fast immer 2-4 mal bessere Werte erreichen. Wenn die Luftfeuchtigkeit dann zu hoch wird (z. B. schlecht / falsch gelüftet) beschlägt die Feuchtigkeit an den Fensterscheiben. Dort sieht man es und lüftet und auf Glas findet Schimmel kaum Nährboden. Soweit also noch unproblematisch.Das neu eingebaute 3-fach-Fenster hat z. B. nen U-Wert 0,8, die normale Außenwand z. B. 1,1 und der Rollladenkasten z. B. 1,5 (manche noch schlechter)... somit ist nicht das Fenster die kälteste Oberfläche sondern der Rollladenkasten. Farbe, Tapete, Putz usw. dort können die Feuchtigkeit meist aufsaugen, man sieht also keine Tropfen; aber der Schimmel fühlt sich dort bei fast 100 % Feuchtigkeit sauwohl. Daher sollten solche Maßnahmen in einem abgestimmten Gesamtkonzept betrachtet werden.
Manche Normen oder Vorschriften mögen vielleicht überzogen wirken, in den allermeisten Fällen sind aber wissenschaftlich gefestigte Erkenntnisse aus Schadensfällen usw. der Grund, warum man eine neue Regelung eingeführt hatte...
Auf der sichtbaren Oberfläche der Innendämmung sieht man vielleicht keinen Schimmel, aber unter der Platte, z B. in der Fuge zwischen Dämmung und Wand der der Dampf durch die Platte "sickert" und an der kalten Wand dann kondensiert und dieser Bereich dann evlt monatelang feucht ist. Auch wenn man ihn nicht sieht, ist dort dann oft Schimmel und verteilt evtl. seine Sporen in der Raumluft. Vielleicht haben Sie Glück, das in Ihrem Fall nichts entsteht oder sie die Anschlüsse / Fugen so dicht gebracht haben, das keine Sporen in der Raumluft sind; könnte bei geringen Dammstoffstärken innen noch funktionieren, ohne genauere Prüfung / Berechnung möchte ich dies aber nicht bestätigen. Und dafür gibt es eben diese Regelungen und Berechnungen: damit etwas nicht aus Glück schadensfrei ist, sondern weil es bewusst richtig gemacht wurde.
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Tabelle
Danke für die Stichworte und Ideen. Ich habe jetzt diese Tabelle hier im Link entdeckt, die den Effekt von bis zu 5cm Klimaplatte bei unterschiedlichen Mauerarten und -dicken abschätzt. Ich finde das als Laie erstmal ziemlich beeindruckend, wenn schlechte U-Werte von bis zu 4 auf 1 runtergehen und bessere Werte um 1 auf 0,4 runtergehen. Mal unabhängig davon, dass 0,24 erreicht werden müssten, damit mich die Dämmstoffpolizei nicht von hinten ohne Warnung erschießt.Weiterführende Links:
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Klimapolizei
bisher macht die Bauaufsicht m.W. keine spontanten Kontrollen gegen "Klimasünder", ist nicht bewaffnet und kontrolliert meißt mit Terminvereinbarung (Unverletzlichkeit der Wohnung usw.) Was die nächsten Jahre an schärferen Kontrollen noch kommt, kann ich nicht vorhersagen. Die Regelungen werden derzeit so schnell angepasst / verschärft, das manchmal die Tinte der vorherigen Änderung noch nicht richtig trocken ist.Wenn aber was entgegen geltenden Vorschriften umgebaut wird, gilt das landläufig als Pfusch und spätestens beim Weiterverkauf findet sich ein Gutachter, der daraus eine Kaufpreisminderung "zaubert".
Wenn man was macht / machen will, sollte man es halt nach Möglichkeit richtig machen....