Bewehrungsplan
BAU-Forum: Bauplanung / Baugenehmigung

Bewehrungsplan

Hallo liebe Experten im netten Bau-Forum (dass mir schon oft geholfen hat :-))
Mein geplanter Umbau meines Einfamilienhauses zu einem Zweifamilienhaus soll in 4 Wochen beginnen. Ich habe meinen netten Architekt bis zur LPAbk. 4 beauftragt und die Statik und Baugenehmigung in den Händen. Nachdem wir uns jetzt für einen Rohbauer nach der Ausschreibung entschieden haben, kam von ihm die Frage (bzw. Wunsch) nach Bewehrungsplänen auf, die er braucht. Wer erstellt mir diese (Architekt innerhalb der Ausführungsplanung? oder Statiker?) und was beinhalten diese denn?
Danke jetzt schon für die Hilfe
Pipapopo
  • Name:
  • Pipapopo

  1. Das macht in der Regel der Statiker.

    Wenn Sie Ihren Architekten nur bis zur LPAbk. 4 beauftragt haben, dann haben Sie ja weder Ausführungsplanung, noch Ausschreibung, noch Bauleitung. Bei Ingenieuren (Tragwerksplanern) gibt es ähnliche Leistungsphasen. Ich vermute, der Architekt hat den Statiker auch nur bis zur LP 4 beauftragt, bzw. den Auftrag an den Statiker in Ihrem Namen nur bis LP 4 erteilt. Das beinhaltet nur die Aufstellung der prüffähigen Statik in Textform mit Positionsplänen zur Vorlage beim Bauamt oder Prüfstatiker. Bewehrungspläne gehören beim Statiker auch zur Ausführungsplanung, die gesondert beauftragt und vergütet werden muss. Also entweder wenden Sie sich an den Architekt, damit er beim Statiker die Bewehrungspläne in Auftrag gibt oder Sie treten mit dem Statiker direkt in Kontakt.
    Behrungspläne beinhalten einfach erklärt eine zeichnerische Arbeitsanweisung, wie der Bauunternehmer den Baustahl in die einzelnen Stahlbetonbauteile einzubauen hat, sodass der Stahleinbau der Statik entspricht. Dazu gehören auch Mattenlisten, Schneide- und Biegelisten, wonach der Bauunternehmer den Stahl bestellen kann. Bei Stahlbetondecken, Stahlbetonträgern usw. kommt der Unternehmer ohne Bewehrungspläne also nicht aus, es sei denn er ist fachlich in der Lage anhand der Textstatik und den Positionsplänen die Bewehrungspläne selbst zu zeichnen, aber dies natürlich auch gegen Honorar.
    Gruß

  2. Ah ja,

    vielen Dank Herr Lott für die schnelle Antwort,
    sie haben Recht, unser Angebot des Statikers bezog sich lediglich auf die Pläne für das Bauamt, ich dachte, damit wären alle für den Bau relevanten Informationen abgedeckt, also anscheinend mein Fehler. Kann denn der Statiker mit den 1:100 Plänen meines Architekten diese Bewehrungspläne erstellen? Wie hoch ist denn der prozentuale Anteil für diesen Plan beim Statiker? Nochmals danke für die wertvollen Informationen.
    Pipapopo
    • Name:
    • Pipapopo

  3. Da fragen Sie doch mal den Statiker

    Es gibt auch für Tragwerksplanung eine Honorarordnung mit festgesetztem Leistungsbild, nur in der Praxis ist das meistens Makulatur. Dies liegt oftmals an den Architekten selbst, die, um vor Ihren Kunden gut dazustehen, die Preise für die Tragwerksplanung drücken und den Billigsten beauftragen, obwohl dies eigentliche wegen der HOAIAbk. unzulässig ist. Wenn das bei Ihnen auch so gewesen ist, wird der Statiker nun, da weitere Leistungen benötigt werden, wenn er schlau ist, den vollen Rahmen der HOAI ausnutzen, um doch noch wenigstens etwas verdient zu haben. Ist aber nur meine Spekulation.
    Im Übrigen kann der Statiker sicherlich die 100stel-Pläne vom Architekt nehmen als Grundlage für die Bewehrungsplanung, wenn die denn hinreichend genau sind. Die Kosten für die Bewehrungsplanung orientieren sich wie beim Architekten auch an der Bausumme. Rufen Sie den Statiker einfach mal an.
    Gruß

  4. Werde ich tun

    Hallo Herr Lott, danke erstmal,
    ist nicht ganz so, wir haben ganz reell nach HOAIAbk. den Statiker bezahlt (ca. 4.800 € brutto) bei ca. 1300 Kubikmeter umbauter Raum. Architekt lag bei 11.800 €. War kein Dumping-Preis. Wie es der Zufall aber so will, ist bei den Ausschreibungen für die Rohbauer die Empfehlung des Statikers als günstigster übrig geblieben. Bei einem Treffen mit dem Statiker vor zwei Tagen habe ich ihm erzählt, das dieser den Zuschlag erhalten hat. Augenzwinkernd und lächelnd offenbarte er mir dann, das dieser Rohbauer aber nur mit Bewehrungsplänen arbeiten kann (wie gesagt, ich war naiv und dachte, mit der fertig eingereichten Statik kann dann jeder Rohbauer arbeiten). Ich werde mir dann wohl ein neues Angebot einholen müssen. Da die Architekt-Pläne 1:100 ausreichend für die eingereichte Statik war, müssten sie eigentlich auch für die Bewehrung reichen, so hoffe ich.
    Danke für die Infos, Hr. Lott
    • Name:
    • Pipapopo

  5. Falsche Schlussfolgerung

    Wer sich einen Bauunternehmer sucht, der explizit keine Bewehrungspläne "braucht" oder haben will, der befindet sich auf Billig-Bau-Niveau. Das passt nun gar zur zum bisherigen Vorgehensweise.
    Wer will denn die Ausführung kontrollieren  -  ohne Bewehrungspläne?

  6. Falsche Schlussfolgerung (korrigiert)

    ...
    Das passt nun gar NICHT zur bisherigen Vorgehensweise.

  7. Ausschreibung+Angebot Ohne Statik

    Was ich nicht Verstehen kann, wie kann der Rohbauer ohne Bewehrungspläne eine Angebot abgegeben haben?
    Hat er die Stahlmenge geschätzt? 8000 € für Deckengleiche Stürze sind dann auch geschätzt!
    MfG
    Yilmaz

  8. Statiker und Rohbauer kennen sich

    Tja, keine Ahnung, vielleicht nach Standards geschätzt!
    Mach ich was verkehrt mit dem Rohbauer? Wollte eigentlich heute Abend den Vertrag inkl. Verhandlungsprotokoll machen.
    Kubikmeterpreis der Betondecken bei c25/30 liegt bei 170 € netto, laut Ausschreibung mit Schalung und Bewehrung laut Statik als Filigrandecke inkl. allem drum und dran. Der Rohbauer war bis auf die Stürze überall am günstigsten (Referenz-Objekte waren i.O.) Architekt sagte auch, der ist gut.
    Wie sie alle sehen, will natürlich keiner mehr ausgeben als nötig, jedoch geht bei mir Qualität vor Preis.
    Mir ist klar, dass hier keiner meinen Rohbauer jetzt einschätzen kann, ich habe jedoch zu allen Ausschreibungen Angebote ohne diese Bewehrungspläne erhalten.
    • Name:
    • Pipapopo

  9. Der ausgeschriebene LV-Text ...

    ist wohl nicht ganz VOBAbk.-Konform, da Betonmattenstahl und Betonstabstahl der bauseitigen Bewehrung nach Gewicht zu vergüten sind, aber wenn es den Bauunternehmer nicht stört kann er auch diese Pauschalposition anbieten und den Stahl schätzen. Mit etwas Erfahrung reichen dafür die Grundrisse, ist ja kein Hexenwerk. Für die Elementdecke einschl. im Fertigteilwerk eingelegter Bewehrung setzt man 16 €/m² an, für die bauseitige Bewehrung 15 kg/m² (nur Oberbewehrung und Zulagen) a 4,00 €/kg=60 €/m², für den Aufbeton 10 €/m², macht Materialpreis von 101 €/m². Die verbleibenden 70 € sind dann Arbeitslohn. Im Übrigen kann sich bei Elemtdecken den Bewehrungsplan auch vom Fertigteilwerk zeichnen lassen, machen die in der Regel auch, gegen Aufpreis natürlich.
    Gruß

  10. Wieso Ausschreibung ...

    bei Architekt bis LPAbk. 4?
    Da hat ein Bauunternehmer ein Angebot gemacht. Und wenn der das so kalkuliert, na dann.
    Fragt sich nur, wie die anderen das kalkuliert haben.
    Alle Mann eine Handvoll Sand hochwerfen und mal sehen woher der Wind so weht?

  11. Ausschreibung selbst gemacht

    Die Ausschreibung habe ich selbst gemacht, insofern Architekt nur bis LP4. Ist am Anfang etwas kompliziert, wenn man jedoch den Sinn verstanden hat (und die Statik zur Hand) ist das auch kein Hexenwerk. Hatte gestern Abend das Treffen mit Rohbauer bez. Werkvertrag. Er sagt, es reichen ihm Bewehrungspläne für die Fundamentplatte und Kellerwände, der Rest wird durch das Fertigteilwerk erstellt und dann nochmals vom Statiker abgezeichnet. Werde jetzt mit Statiker mal reden, was er dafür haben möchte. Danke an alle für die wertvollen Tipps, man kann hier eine Menge lernen.
    Pipapopo
    • Name:
    • Pipapopo

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