feuchter Neubau, zu früh bezogen, was nun?
BAU-Forum: Neubau

feuchter Neubau, zu früh bezogen, was nun?

Ein Bekannter hat ein Haus gebaut und einen gravierenden Fehler gemacht; er hat eine Woche nachdem der putze fertig war tapeziert, Fliesen verlegt und ist schnellstmöglich in sein Haus eingezogen (Dez 2002). Nun hat er eine hohe Luftfeuchtigkeit in seinem Haus.
Wie meinen sie sollte er nun vorgehen? Er hat die Möglichkeit mehrere Heizkanonen aufzustellen. Ein Entfeuchter ist im Einsatz, ist ihm aber für den Dauerhaften Einsatz zu laut.
Wie soll der Entfeuchter und die Heizkanonen am sinnvollsten eingesetzt werden?
Das Haus ist unterkellert.
Wenn sie noch weitere Informationen benötigen, bitte ich um Nachfrage ...
Gruß Schwitzkowski@foni.net
  1. Entfeuchter nervt mehr, als er bringt.

    Achtung, Bauherrenrat, kein Experte
    Es bringt mehr, mit Dauerlüftung (im Gegensatz zur allgemein empfohlenen Stoßlüftung) und erhöhtem Heizeinsatz die Feuchtigkeit aus dem Bau zu bekommen. Dazu muss man die Fenster nicht schräg stellen, sondern einen leichten Spalt einstellen  -  das ist eine Stellung irgendwo zwischen offen und gekippt. So kommt genug Luft, um die entstehende Feuchte aufzunehmen. Man hat dann Verhältnisse wie im Altbau. Die kühle trockene Außenluft kann sehr viel Wasser aufnehmen, wenn sie erwärmt wird und dann wieder raus geht. Der Entfeuchter macht das auch nicht anders, nur kühlt er die vorhandenen Luft und fängt das sich dabei kondensierende Wasser auf. So haben wir unseren Bau nach dem Putzen gut trocken bekommen  -  und dabei bestimmt weniger Geld für die Heizung ausgegeben, als für den geliehenen Entfeuchter. Auch im ersten Jahr haben wir noch viel gelüftet. Das Energiesparen geht jetzt los.
    Die andere Frage ist allerdings, woher kommt denn nun die Feuchte. Der Estrich und Putz sind nun doch auch schon 3 Mon. alt und Betonteile brauchen nun mal ihre Zeit. Deshalb die Frage, warum meinen sie ist der Bau feuchter wie andere, die ja auch keine 3 Mon. alt sind, wenn sie bezogen werden? (z.B. unserer)
    noch einen für die, die im Physikunterricht aufgepasst haben.
    • der Luftdruck ist die Summer der Partialdrücke von Wasserdampfdruck und dem Druck Trockener Luft
    • die rel. Luftfeuchtigkeit ist der Quotient von Dampfdruck und Luftduck.

    Daraus folgt, das mit fallender rel. Luftfeuchtigkeit der Dampfdruck der Luft fällt und der Druckunterschied zwischen dem Dampfdruck der Luft und dem feuchter Bauteile zunimmt. Das wiederum beschleunigt das austrocknen. Andererseits kann das Wasser aus feuchten Bauteilen nur rel. langsam an die Oberfläche kommen um dort  -  mit niedrigerer rel. Luftfeuchtigkeit schneller  -  von der Luft aufgenommen zu werden. So ergibt sich also ein ständiger Wassertransport aus dem Bauteil, der umso schneller ist, je niedriger die rel. Luftfeuchte. Also muss die rel. Luftfeuchte niedrig gehalten werden, d.h. es muss ein ständiger Luftwechsel da sein, um die Luftfeuchte in erträglichem Maß zu halten. Später, wenn die "Feuchtequellen" versiegt sind, ist Stoßlüftung die bessere Wahl, da nicht so viel Feuchtigkeit zwischend den Lüftungsintervallen nach kommen kann.

  2. Heizkanonen?

    Was meint der Fragesteller damit. Doch hoffentlich nicht diese Gasheizstrahler. Beim Verbrennen von Propangas werden erhebliche Mengen Wasserdampf erzeugt, die zusätzlich weggelüftet werden müssen.
  3. Antwort Heizkanonen

    Nein, damit sind mit 400 Volt (Drehstrom) betriebene Heizkanonen.
    Ich kann leider nicht sagen, wieviel Watt die haben, sind aber enorm Leistungsstark.
  4. @Timo

    Sie schrieben mir:
    Habe so eben mit meinem Bekanntem telefoniert, wir wollen jetzt eine
    Heizkanone (elektrisch betrieben, Drehstrom 400 Volt) im Keller aufstellen und die Fenster im Erdgeschoss (Bungalowbau) auf Kipp,
    die Zimmertüren geöffnet lassen. Entspricht dieser Gedanke ihrer erfolgreichen Variante?
    (bitte keine direkten Fragen, ich bin kein Experte, sondern nur ein schlichter Bauherr, der halt die Erfahrung eines Baues weitergeben kann, aber sicher auch oft Mist erzählt. In der Öffentlichkeit kommt dann sicher einer der das korrigiert.)
    Erzählen sie doch mal genauer, was ihr Bekannter für Probleme hat: Schimmel, hohe gemessene rel. Luftfeuchtigkeit, tropft von den Wänden, ..., feuchter Keller  -  das muss dann keine Baufeuchte sein, sondern ist eher ein echter Schaden an der Kellerabdichtung. Sowas füllt hier im Forum Bände. Dann kann man mal einschätzen, was als Lösung angemessen ist. Ich weiß nicht, ob mein "Physikunterricht" gut rübergekommen ist. Aber Feuchte ist nun mal ein Langzeitthema und es scheint mir kaum wirtschaftlich sinnvoll einfach so über längere Zeit einen 3 kW oder mehr Elektroheizer zu betreiben. Jetzt im Winter ist es schon die beste Zeit, was zu trocknen, weil die Luft sehr kalt ist und wenn sie, das habe ich vorher in der Antwort vergessen  -  erwärmt wird deutlich mehr Wasser aufnehmen kann. Bei genügend Luftaustausch bekommt man sehr viel Wasser aus dem Bau.
    Die andere Seite ist halt wie schnell Feuchtigkeit aus den Bauteilen an eine verdunstungsfähige Oberfläche kommen kann. Ein Bodenbelag verlangsamt das schon, aber andererseits passiert da z.B. bei Fliesen nichts wirklich schlimmesi, während ein Holz- oder Laminatbodenbelag schon Schaden nehmen kann. Wenn sie z.B. Beton betrachten, der enthält nach dem abbinden noch 6 % Restfeuchte. Das bedeutet dass da in einer 30 cm dicken Decke ca. 24 l/m² entweichen! Aber das geht über ca. 5 Jahre, weil die Feuchte über den kapilaren Weg nur sehr langsam an die Oberfläche kommen kann. Also mit Hau Ruck Methoden können sie keinen Bau einfach so trocken bekommen. Daher ist es schon wissenswert, was für Probleme ihr Bekannter den nun genau hat.
  5. RE

    Hallo, da ich erst vor wenigen Tagen das Problem angenommen habe stecke ich in der Materie nun auch nicht so richtig drinnen. Ich werde nächste Woche den Heizlüfter in Betrieb nehmen und dann mal abwarten wie die Reaktion ist. Es ist auf jeden Fall eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit in dem Bau, man kann sogar schon fast von Schwimmbadklima reden, so kommt es mir zumindest vor, wenn ich da drin bin. Im Flur, Bad und Küchenbereich hat er Fliesen in den anderen Räumen Laminat verlegt. MUSS DAS RAUS?
    Im Keller hat ernoch keinen "Bodenbelag".
    Feuchtigkeit aus dem Erdreich schließe ich vorerst aus, werde das aber im Hinterkopf behalten.
    Ich freue mich schon auf ihre Antwort.
    MfG Timo
    • Name:
    • Timo
  6. und übernächste Woche steht im Forum

    "Hilfe" ich habe Fassadenrisse (!)
    • mmmh* wo fang ich an ... am besten mit der Heizkanone die Sie als erstes gleich mal beim Fenster rauswerfen sollten "WEIL":

    a.) Nicht "NUR" der Bau, sondern auch die Wände voll mit Feuchtigkeits sind (siehe Bezugsdatum!)
    b.) "WEIL" Sie mit dieser Heizkanone die Wandfeuchtigkeit als Wasserdampf nach draußen heizen (!)
    c.) und "WEIL" bei den derzeitigen Temperaturen der Außenputz keine Spannungen aufnehmen wird und kann zerreißt es IHNEN die Fassaden ... das heißt "RISSE! "
    Ich dachte das ich das hier bereits umfassend beschrieben habe? ... es ist auch egal welche Mauerwerk Sie nun haben die Probleme bleiben (!)
    Irgendwo auf der

    umschrieben.
    Fazit:
    "NUR" Raumluftentfeuchter verwenden ... "OHNE" wenn und "ABER" (!)
    MfG

  7. RE. :

    ich wäre ihnen sehr dankbar wenn sie mir mal den genauen Link zusenden würden.
    Vielen lieben Dank.
    • Name:
    • Timo
  8. Hallo Timo der Putz und Estrich haben noch ...

    Hallo Timo,
    der Putz und Estrich haben noch sehr viel Feuchtigkeit in einem neuen Haus.
    Bei mir wurden 8 m³ Wasser für Putz und Estrichherstellung verbraucht!
    Da hilft nur fleißig lüften und viel mit dem Ventilator in die Ecken blasen.
    Ein Ventilator hilft 10x mehr als ein Heizer.
    Macht es bald ehe alles schimmelt!
    Siehe auch Hochwasserforum ...
    MfG Lutz
    • Name:
    • Timo
  9. Muss das Laminat raus?

    Nein, erstmal nicht. Erst wenn das echten Schaden nimmt und aufquillt, oder sich irgendwo Schimmel zeigt würde ich da etwas unternehmen. Wie schon gesagt, bei den momentan niedrigen Außentemperaturen denke ich können sie die entstehende Feuchtigkeit durch Dauerlüften mit Hilfe der Heizung, eingestellt auf normale Zimmertemperatur wegbekommen. Vielleicht im Haus vorne rechts und hinten Links ein Fenster schräg stellen und durchlüften lassen, oder alle Fenster mit leichtem Spalt einstellen. Oder der alte Mietwohnungstrick, die untere Gummilippe rausnehmen  -  gibt auch einen prima Spalt und das Fenster bleibt einbruchsicher geschlossen. Probieren sie es aus, was besser geht. Man merkt es ja am Raumklima  -  oder dem Hygrometer  -  wie gut es wirkt, oder nicht.
    Noch ein tpyischer Neubauschaden ist mir eingefallen. Schlecht verpresste Heizungsrohre. Das merkt man aber, wenn es an einer Stelle der Wand so richtig nass wird.
  10. RE

    Ich werde diese Woche die Heizkanonen in Betrieb nehmen. Die Einstellung erfolgt auf eine normale Ramtemperatur 20-25 °C. Die Fensterd werden wir ein bisschen öffnen. Das die Außenwand durch unsere Aktion Risse bekommt schließe ich aus. Da der Klinker frostbeständig ist und die Außenwand hinterlüftet ist.
    Vielen Dank für den Dichtungstipp, denke wir versuchen es erst einmal mit der Kipp-Stellung.
    Ich bin auf weitere Tipps gespannt und freue mich schon auf die nächsten eintrage zu meinem Thema ...
    • Name:
    • Timo Schwitzkowski
  11. Den nächsten Eintrag

    werden vermutlich Sie machen, mit dem Ergebnis der Aktion :-)
  12. die Heizlüfter

    werden nicht den gewünschten Erfolg bringen. Ich habe damals bei meinem Bau 2 Trocknungsgeräte eingesetzt. Die ersten Tage hatte ich bis zu 30 L am Tag "rausgesaugt". Nur mit Heizen klappt das nicht.
    • Name:
    • Herr Manni
  13. Vergiss die Entfeuchter,

    Also wollen wir mal überschlagen was Lüften so bringt. Wir nehmen an:
    • 1 Stück Haus mit ca. 150 m² Grundfläche vom Keller bis zum Dach bei einer Raumhöhe von 2.5 m das macht dann 375 m³ Luft.
    • Stündliche Luftwechselrate 0.5 d.h. Die Hälfte der Luft im Haus wird stündlich erneuert. Das ist die Normvorgabe für Wohnräume ohne zusätzliches Lüften, wir daber mit den dichten Häusern nie erreicht. Das wären dann 375 m³ * 0.5 * 24 h * 1.3 kg/m³= 5850 kg Luft pro Tag.
    • Außenluft 0 Grad mit 50 % rel. Luftfeuchte, wird erwärmt auf 20 Grad und es stellt sich eine Luftfeuchte von 60 % ein. Da ergibt das Molier Diagramm den Feuchtegrad für die Außenluft = 2 g (Wasser) /kg (Luft) und für die Innenluft 9g/kg d.h. es werden pro Kilogramm Luft 7 g Wasser aufgenommen.
    • So ergibt sich das schöne Ergebnis von 7g/kg*5850 kg=40 kg Wasser!

    Schade Manni, deine elektrischen Heuler haben nur noch 30 kg geschafft. Ich hatte zuerst auch so ein Ding (brachte 12 L/Tag), habe dann aber diese kleine Rechnung angestellt und das Ding sofort zurückgegeben. Bei diesen Außentemperaturen ist Lüften der Hit.

  14. das setzt aber

    gewissenhaftes Heizen-Lüften Heizen-Lüften voraus.
    • Name:
    • Herr Manni
  15. oder halt

    dauerlüften mit Heizen. Die angenommene Luftwechselrate von 0.5 ist wenig, ich denke mal das entspricht so der rausgenommenen Gummidichtung oder Fenster mit kleinem Spalt eingestellt  -  das was man auch mit den alten Kastenfenstern hatte. Bei gekipptem Fenster oder gar Durchzug ist die Rate viel größer. Und man darf halt nicht vergessen, dass nur weggelüftet werden kann, was an der Oberfläche der Bauteile verdunstet. Mehr geht nicht.
    PS. das Mollier Diagramm gibt auch die Enthalpie der Luft bei gegebener Temperatur wieder. Daraus ergibt sich dann das für das Rechenbeispiel ca. 80 Wh Energie pro Tag "verschwendet" werden um die Luft aufzuheizen. Das ist wohl auch etwas weniger, als das was der Entfeuchter an Strom verbrauchen würde. Im Winter sind die Dinger voll daneben. Im Sommer hat man den Temperaturunterschied von innen/außen nicht, da sieht das anders aus.

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