Erfahrung mit Robinie als Terrassenbelag
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Erfahrung mit Robinie als Terrassenbelag

Nachdem ich hier schon viele Loblieder auf Robinienholz gelesen habe, wüsste ich gerne ob jemand bereits Erfahrungen mit diesem Holz als Terrassenbelag gemacht hat. Hintergrund ist, dass mir auf der Suche nach diesem Holz mehrfach von der Verwendung als Terrassenbelag abgeraten wurde da :
  • Robinie stark verdreht (unebener Belag)
  • Robinie rissig wird (was unangenehm beim Barfußlaufen sei)
  • bei der Bearbeitung von Robinie müsse man sich sehr gut auskennen.

Hat jemand also praktische Erfahrung mit diesem Holz und gibt es Fotos von existierenden Holzdecks?
Vielen Dank!

  • Name:
  • Oliver Bräuer
  1. Robinie ist trotziges Holz

    Foto von Hans-Joachim Rüpke

    Lieber Oliver Bräuer,
    Robinienholz ist von der Resistenz her gut. Aber schauen Sie sich mal einen Robinienstamm an! Knorpeliger und schon im unteren Bereich wild verzeigter Wuchs. So sieht es auch mit der Struktur im Inneren aus. Daher auch die Bedenken.
    Nicht geradwüchsig heißt in der Praxis, nur in kurzen Längen zu haben und zu gebrauchen.
    Für Terrassenbeläge wäre es nur in kleinen Zuschnittdimensionen sinnvoll. Übrigens verleinem lassen sich Robinienhölzer sehr widerspenstig. Wir hatten Fälle, wo berichtet wurde, dass sich die wetterfesten verleimten Hölzer mit einem lauten Knall lösten. So wild kann dieses Holz sein.
    Es wird daher gern zu Zäunen oder Gartenmöbeln verarbeitet. Hier gab es im vergangenen Jahr zeitweise sehr günstige (z.B. IKEA) Angebote, qualitativ besser und preiswerter als die sonstigen üblichen Importangebote. Solche Möbel halten (unbehandelt) ein Leben lang.
    Fazit: Holzartenwahl ist wichtig (Link 1 und 5). Für die freie Terrasse unbehandelte heimische z.B. Stiel- / Traueneiche oder unbehandelte Tropenhölzer (Link 2: Dauerhaftigkeitsklasse 1-2) aus kontrolliertem nachhaltigem Anbau nehmen. Ersatzweise sind natürlich auch alle heimischen Hölzer mit fixiertem chemischem Holzschutz für die Gefährdungsklasse 3-4 im Kesseldruckverfahren einsetzbar.
    Achten Sie auf einen fachgerechten Unterbau und auf ein Gefälle. Kann sich Staub sammeln, kommt es auch bei Gefälle zu Staunässe, danach bildet sich schnell Algenbewuchs. Außerdem muss dann die Gefährdung des davon betroffenen Holzes eine Klasse runtergestuft werden (von 3 auf 4).
    Eine Profilierung ist daher sinnvoll. Sonne und Umluft durch Wind sind die besten Holzschutzer. Die Hölzer sollten nicht weiter mit unsinnigen Lasuren und Anstrichen versehen werden, da diese nie dauerhaft sein werden. Besser ist es, nichts zu machen, und es vergrauen zu lassen. Farbige Möbel und Deko machen das viel besser und allemal wett.
    Alle Verbindungemittel sollten nichtrostend sein. Vermeiden sie, mit der Flex Metall auf dem Holzbelag zu schneiden, dass gibt bleibende schwarze Flecke.
    Die Terrasse muss auch Abstand zum Gebäude haben, sonst haben Sie Spritzwasser am Fensterholz und es kommt nach 4-5 Jahren zu Totalschäden. (siehe Link 3 und 4)
    Viele Grüße
  2. Lässt sich Robinie bändigen?

    Vielen Dank erstmal für die ausführliche Info. Konkrete Frage ist aber, ob ich 340/9,5/2,5 cm Schnittbretter durch eine 2-fach-Verschraubung aller 50 cm bändigen kann. Für etwas problematisch halte ich auch, dass der Anbieter bei seinem Angebot '4-seitig gehobelt, frisch' dazugeschrieben hat, was die Problematik des Verziehens wohl noch verschärft, oder?
    Wie sieht es mit dem Barfußgehen auf Robiniendecks aus?
    Auf das Gefälle bei dem Deck will ich verzichten. Gibt es da nicht eine Regel, dass wenn die Hirnholzseite der Bretter nach oben verlegt wird sich die Bretter so aufwölben, dass das Wasser von alleine nach außen abläuft?
  3. Beantwortungsversuch

    Foto von Martin Malangeri

    Ist zwar vieles von HJR direkt oder indirekt schon mal gesagt worden, aber versuchen wir es mal:
    Konkrete Frage ist aber, ob ich 340/9,5/2,5 cm Schnittbretter durch eine 2-fach-Verschraubung aller 50 cm bändigen kann.
    Antwort: Kann klappen, muss aber nicht. Die Wuchseigenschaften der Robinie mit Drehwuchs, Unrundheit kann partiell zu Schwierigkeiten führen.
    Für etwas problematisch halte ich auch, dass der Anbieter bei seinem Angebot '4-seitig gehobelt, frisch' dazugeschrieben hat, was die Problematik des Verziehens wohl noch verschärft, oder?
    Antwort: Das ist richtig. Robinie darf nur sehr langsam getrocknet werden, da die Neigung zum Reißen und werfen dadurch verstärkt wird. Langsame Trocknungszeiten schlagen sich im Preis, Lieferbarkeit und/oder Lieferzeit nieder.
    Wie sieht es mit dem Barfußgehen auf Robiniendecks aus?
    Antwort: Bei sorgfältiger Oberflächenbearbeitung wahrscheinlich kein Problem, vielleicht wiederum partiell an eigenwillig gewachsenen Stellen
    Auf das Gefälle bei dem Deck will ich verzichten.
    Antwort: unglücklich, siehe bei HJR.
    Gibt es da nicht eine Regel, dass wenn die Hirnholzseite der Bretter nach oben verlegt wird sich die Bretter so aufwölben, dass das Wasser von alleine nach außen abläuft?
    Antwort: Wenn die Hirnholzseite nach oben zeigt, schüsselt das Holz und wird hohl, weil die äußeren Jahresringe vereinfacht gesagt einen höheren Feuchtegehalt abtrocknen als auf der kernzugewandten Seite. Besser andersrum: Kernseite (rechte Seite) nach oben.
    Grüße aus Leipzig von
  4. Versuch leider nicht ganz erfolgreich

    Vielen Dank Herr Malangeri für Ihren Versuch mir etwas zu helfen. Nur leider habe ich in der Schule bei diesem Thema anscheinend gefehlt, sodass ich Ihnen doch nicht mehr ganz folgen kann.
    Bislang dachte ich in meiner laienhaften Vorstellung immer Hirnholz wäre die dem Kern zugewandte Seite. (Klingt finde ich doch logisch, dass Hirnholz etwas mit dem Inneren zu tun hat, oder?)
    Wenn dem so wäre, wären wir uns auch einig, dass diese Seite nach oben gehört. Wenn nicht muss ich erstmal an Ihrer Erklärung knabbern, was Sie denn mit der 'rechten Seite' beim Kernholz meinen könnten. Betrifft diese geheimnisvolle Anmerkung einfach nur eine Abbildung in mir unbekannten Standard-Lehrbuch oder ist die rechte Seite und die linke Seite beim Holz von derselben Bedeutung wie die rechts- und die linksdrehenden Kulturen beim Joghurt?
    Wenn das Holz wie von Ihnen beschrieben also tatsächlich so prima schüsselt, warum brauche ich dann noch ein Gefälle. Schon gar bei einem so dauerhaften Holz wie Robinie. Jetzt denken Sie mal an all die Holzdecks die aus Kiefer oder Lärche mit den zurzeit modernen Längsrillen an der Oberfläche versehen werden und die glaube ich niemand mit Gefälle versieht. Dann könnte auch niemand mehr diese Holzdielen parallel zum Gebäude, sondern müsste sie immer mit mind. 3 % Gefälle senkrecht vom Haus weg verlegen. Wer will so etwas denn von der Gestaltung her angucken. Jetzt sagen Sie wenigstens: 'Na gut, aber dann hält Ihr Holzdeck halt nur 20 statt der sonst möglichen 30 Jahre. '
    Ich hoffe Sie verzeifeln nicht an mir und sende die netten Grüße von Nürtingen unweit der Schwabenhauptstadt gerne zurück in die Sächsische Messestadt.
    • Name:
    • Oliver Bräuer
  5. rechtsdrehende Hirnsäure und ein kleiner Patzer.

    Foto von Martin Malangeri

    Zuerst der Patzer: beim nochmaligen Durchsehen meines gestrigen Beitrages musste ich zu meinem tiefsten Bedauern einen Fehler entdecken, der nur mit geistiger Umnachtung entschuldigt werden kann: Hirnholz ist natürlich nicht die kernabgewandte Seite, aber auch nicht die Kernzugewandte Seite! Hirnholz ist der horizontale Abschnitt des Holzes (da wo man die Jahresringe erkennt) und hier schüsselt gar nix. Ohje, Stoff des 1. Lehrjahres. Fakten aber sind: Kern gehört in solchen Fällen nach unten, die Ablaufwirkung durch die Schüsselung kann vernachlässigt werden, ein kleines Gefälle ist besser als keines, "Rechte Seite" eines Holzes ist die kernzugewandte, "Linke Seite" die kernabgewandte, beides ist Fachjargon aber auch manchem Laien irgendwie geläufig, Robinie ist haltbarer als druckimprägnierte Kiefer/Lärche, mindestens genauso wichtig wie die richtige Wahl der Holzart ist jedoch auch der konstruktive Holzschutz (respektive die wasserabführende Ausführung Ihres Rostes).
    Bitte verzeihen Sie meine rechtsdrehende Hirnsäure und ich hoffe, das ich den stehenden Gedankenfluss durch einbringen von Gefälle ins abfließen bringen konnte. :-)
    • Name:
    • MM
  6. Hatte zwei Jahre ein Robinie-Terrassendeck. Mit ...

    Foto von wiki

    Hatte zwei Jahre ein Robinie-Terrassendeck. Mit folgendem Ergebnis:
    • Das Holz hatte sich extrem verdreht. Tischler verwenden das Holz im Möbelbau fast nie
    • Auf dem Terrassendeck waren die Robinien-Dielen extrem geschrumpft und gequollen
    • Die Dielen hatten "geschusselt" und sich gewölbt.
    • Die Unterkonstruktion hatte sich mit den Dielen extrem verbogen
    • Kurzum: Es war eine Berg- und Tallandschaft entstanden
    • Es hatten sich gefährliche Stolperfallen gebildet.

    Ich empfehle für Terrassendielen "Ipé" und "Cumaru" zu verwenden. Ich bin mit "Ipé" hochzufrieden. Wer deutlich weniger in ein Holzdeck investieren will, sollte "Stausee-Holz" verwenden.


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