Fenster und Außentüren
Feuchtigkeit im Blendrahmen und Flügel
Hallo,
wir sind Anfang 2010 in unser neu gebautes Haus eingezogen. Wir haben in fast allen Räumen Doppelflügelige Kunstofffenster mit 3-fach Verglasung.
Beim Lüften in der Winterzeit ist mir aufgefallen, dass sich bei einigen Fenstern extremes Schwitzwasser im Blendrahmen und am Flügel (zum BLR hin) absetzt. Dieses Phänomen tritt aber nur in 3 Räumen auf und in den 3 Räumen nur bei jeweils einer Fensterhälfte. Wenn man die Feuchtigkeit abtrocknet, ist es nach Stunden wieder genauso nass wie vorher.
Ein Nachstellen der Fenster hat keinen Erfolg gebracht.
Da der Fensterverkäufer und auch der Fensterhersteller kein Fehler an den Fenstern feststellen konnte (oder wollte) wurde ein 1. Gutachter eingeschaltet - leider mit keinem Ergebnis.
Es wurde dann vom Fensterverkäufer ein weiterer Gutachter bestellt, der schon beim betreten des Hauses mit seiner "Nase" festgestellt hat, dass die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist. Da das Problem nur bei kalten Außentemperaturen auftritt, habe ich Ihm diverses Bildmaterial gezeigt (was Ihn nicht wirklich interessiert hat). Lange Rede Kurzer Sinn, es wurde eine Langzeit Luftfeuchtigkeitsmessung über 7 Tage durchgeführt und parallel die Temperatur gemessen. Ergebnis alles im grünen Bereich (Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 55%). Es wurden auch die Temperaturen der betroffen Fenster am BLR, Flügel und Mauerwerk gemessen. Max. Temperaturunterschied 2,8 °C.
In seinem Bericht kommt er zu dem Schluss, dass keine Fehlstellen im Bereich der Wärmedämmung der Fenster festgestellt werden konnten und auch das Wohnklima sei normal gewesen. Aus diesem Grund bleibt nur der Schluss, dass die Probleme auf die ungewöhnlich hohe Feutigkeit nach dem Bezug zurückzuführen seien. Als Krönung hat der Fensterverkäufer die Rechnung vom Gutachter (1.099 Euro) mir in Rechnung gestellt!
Aus meiner sicht ist das Ergebnis eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen eine unverschämtheit.
Anbei ein paar Bilder zum Problem
Frage:
Kann mir jemand die möglichen Ursachen für das Problem erklären.
Wie würdet Ihr weiter vorgehen (es steht noch einiges an Geld aus)
Gibt es einen Sachverständigen, der sich zutraut die Ursache zu finden und nachzuweisen?
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Ein bekanntes Problem
Das von Ihnen geschilderte Problem ist seit langem bekannt. Es ist eine Kombination von Dampfpartialdruck in dichten Häusern und einer (u.U. minimalen) Undichtigkeit der inneren Dichtung des Fensters.
Die Höhe der Luftfeuchtigkeit spielt auch eine Rolle, jedoch nur untergeordnet. Das Phänomen tritt je nach Situation auch schon bei 40 % Luftfeuchtigkeit auf.
Kondensat im Fensterfalz tritt bei einer offenen Bauweise eher im 1. OGA. auf als im Erdgeschoss. Auf der windabgewandten Seite des Hauses ist es wiederum stärker als auf der windzugewandten Hausseite.
Mehr zum Thema können Sie in meinem angehängten Artikel nachlesen.
Mfg.
Jürgen SieberWeiterführende Links:
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Kleiner Nachtrag
Wenn die Fenster mit einem Ultraschall-Prüfgerät untersucht werden, findet bei den Fenstern mit Feuchtigkeit im Falz, immer irgendwo eine undichte Stelle. In der Regel sind es die Dichtungen im Eckbereich die nicht zu 100 % anliegen.
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Übrigens, Ihr Blower-Door-Test müsste hervorragend gewesen sein.
Gruß
Jürgen Sieber -
Gute Erklärung Herr Siebert
Eine sehr gute Erklärung von Herrn Siebert.
Es sollte aber sicherlich geprüft werden ob denn die Bledrahmen- und Flügelrahmenteile sich nicht verzogen (gekrümt, rund etc.) haben. Auch dies kommt vor.
Zusätzlich kann -je nach Lage der Dichtungen- mit einem Blatt Papier geprüft werden, ob die Gummidichtungen dicht schließen.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Reinartz
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PS. Unsere Beiträge hier in diesem Forum stellen lediglich unsere eigene Meinung und somit keine Beratung dar. Vielfach ist es so, dass ohne eine vorausgegangene Augenscheinseinnahme vor Ort am Objekt und ohne Sichtung der Bau- oder Planungsunterlagen nicht alle tatsächlichen Fakten und örtlich vorherrschenden Gegebenheiten präsent und bekannt sind, weswegen wir aus diesem Grund in dieser Hinsicht keinerlei Haftung und keinerlei Gewährleistung für die Korrektheit des hier von uns eingestellten Beitrages übernehmen können. -
Hallo Herr Siebert, vielen Dank für ...
... Hallo Herr Siebert,
vielen Dank für die aufschlußreiche Erklärung. Das Problem tritt bei uns nur im 1. OGA auf und auch an der eher windabgewandten Seite.
Allerdings ist mir nicht klar, warum das Problem in ersten OG auftritt (was ist der Hintergrund).
Das eine Dichtung nicht korrekt sein muss war auch meine Vermutung. Wichtig war Ihr Hinweis mit dem Ultraschall Gerät. Jetzt muss ich nur noch jemand in der Nähe finden, der so ein Gerät hat - haben Sie evtl. Kontakte?
Kann man die Undichtigkeit auch mittels Thermografie nachweisen (da gibt es Anbieter wie Sand am Meer), oder ist das auf Grund der "geringen" Undichtigkeit eher unwahrscheinlich?
Überigens haben Sie eine sehr informative Internetseite.
Also noch einmal Vielen Dank für Ihre Unterstützung
Mit freundlichen Grüßen
M. Neuhaus -
Dichtungen wurden mittels Papier geprüft
Hallo Herr Reinartz,
vielen Dank für Ihre Hinweise.
Die Rahmen haben wir mit Wasserwage geprüft - augenscheinlich gerade. Gibt es für die "Geradheid" eine Normvorgabe als Form und Lagetoleranz?
Die Dichtungen haben wir mittels Papierstreifen überprüft (sehr subjektive Prüfung). Das Papier ließ sich nur sehr schwer durchziehen, ist teilweise abgerissen. Ein Fenster wurde versuchsweise nachgestellt (sehr stramm eingestellt) - ohne Erfolg.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Gruß
M. Neuhaus -
Die Probleme im Obergeschoss.....
.....hängen damit zusammen, dass Warmluft inklusive die mit ihre verbundene Luftfeuchtigkeit leichter nach oben steigen. Die Raumluftfeuchtigkeit und der Dampfpartialdruck sind in oberen Stockwerker daher etwas höher als im EGA.
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Die Prüfung mit einem Papierstreifen kann natürlich nützlich sein, aber je nach physikalischen Bedingungen im Haus reicht eine winzige Undichtigkeit der Dichtung aus um die Probleme zu verursachen. Beispielsweise hatte ich schon Prüfungen, deren Ecken auf einer Länge von nur ca. 8 mm undicht waren. Mit einem Papierstreifen wird eine solch "kurze" Undichtigkeit meist überbrückt und nicht bemerkt.
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Mit einer guten Thermographiekamera kann dies auch geprüft werden, nur, die Fenster sind häufig -was ihre Undichtigkeit angeht- im völlig normalen Bereich der Toleranz!
Es ist die Kombination von sehr dichtem Haus, häufig fehlender Lüftungsanlage, Dampfpartialdruck und winziger Undichtigkeit am Fenster die diese Probleme auslösen.
Gruß
Jürgen Sieber -
Definition Undichtigkeit einer Fensterdichtung
Hallo Herr Sieber,
gibt es eine Regelung ab wann eine Dichtung undichtg ist?
Für mich als Laien stellet sich das Problem erst mal dramatisch dar, da der Rahmen und Flügel innerhalb von Stunden wieder "klitsche nass" sind - was für mich bedeutet, dass die Warme Raumluft nach aussen dringt - ein für mich nicht normaler Zustand. Daher ist meine Forderung an den Fensterverkäufer die Ursache zu finden und abzustellen.
Wenn es an der Dichtung liegt, kann man diese nicht einfach durch eine neue ersetzen?
MfG
M. Neuhaus -
Hallo,
da Sie erst in diesem Jahr eingezogen sind,
ist da auch noch eine Menge Baufeuchte im Haus,
die irgendwo auch raus will und muss.
Das normalisiert sich doch noch alles.
Warum stellen Sie diese Flügel im OGA derzeit nicht
(den ganzen Tag) auf kipp?
Grüße -
Es gibt tatsächlich...
.....eine Regelung über die zulässigen Undichtigkeiten bei Fenstern. Im eingebauten Zustand ist dies aber sehr schwer zu messen.
Die Problematik ist eine andere. Die Fenster die bei Ihnen eingebaut wurden entsprechen zwar den gängigen Normen, diese passen aber nicht zur Bauphysik im Haus.
Wenn das Haus als "Effizienzhaus 85" gebaut und damit ohne Lüftungsanlage geplant wurde, die Dichtigkeit und Dämmung des Hauses aber einem "Effizienzhaus 70" entsprechen, bei dem eine Lüftungsanlage eingebaut gehört, bekommen Sie den erhöhten Dampfpartialdurck nicht so leicht in den Griff. Wenn irgenwann Ihre relative Luftfeuchtigkeit dauerhaft auf unter 40 % sinkt, dann hören die Probleme (vielleicht) auf.
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Der Fensterfalz beleibt trocken, wenn zuvor die innere Überschlagdichtung durch eine etwas größere Silikondichtung ausgetauscht wird.
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Ich empfehle zuvor die Untersuchtung der Fenster mit einem Ultraschalldetektor. Damit kann der Grund der Undichtigkeit sehr leicht festgestellt werden. Hier im Süden wird genau über Ihre Problematik seit Jahren an den Fensterakademie in Karlsruhe informiert. Ein Sachverständiger des Fensterbauerhandwerks in Ihrer Nähe müsste so ein Gerät eigentlich besitzen.
Ich hatte in der Vergangenheit mehrere solcher Fälle mit meinen Geräten geprüft. Nach der Behebung der inneren Undichtigkeiten waren die Probleme weg.
Wer bei der Sache Schuldig ist, Planer, Fensterbauer, veraltete Norm, etc. ist ein zweites Thema.
Gruß
Jürgen Sieber -
Überprüfung der Fensterdichtungen mittels Ultraschall Prüfgerät
Update:
Ich habe mir ein Ultraschall Prüfgerät via Internet ausgeliehen (mal googeln unter: do-it-yourself Ultraschall-Dichtheitsprüfer). Das Gerät ist von der Handhabung sehr einfach - dazu gibt es auch ein Video, wie man mit dem Gerät arbeitet.
Der Sender wird außen im Abstand von min. 1 m zu Scheibe aufgestellt (im OGA über mitgelieferten Teleskoparm mittels Saugnapf am Fenster befestigt). An den Empfänger werden Kopfhörer oder Lautsprecher angeschlossen (beides wird mitgeliefert) und los geht es.
Mit dem Sensor fährt man die Übergänge von Rahmen zum Flügel ab.
Noch mal zur Erinnerung: bei 3 Doppelflügligen Fenstern war je eine Seite im Winter innen zwischen Rahmen und Flügel komplett nass (Kondenswasser - warme Luft trifft auf kalte Luft...).
Die Überprüfung mit dem Ultraschallgerät hat nun bewiesen, dass bei jeweils einer Fensterseite die Dichtung (an mehreren Stellen)nicht richtig funktioniert. Da ich nun weiß wo die undichten Stellen sind, kann ich auch den obligatorischen Test mit einem Streifen Papier machen - und siehe da, an der "undichten" Stelle lässt sich das Papier auch leicht durch die Dichtung ziehen. Das gleiche Papier kann ich an einer Stelle wo es nicht undicht ist auch nicht durch die Dichtung ziehen.
Bei den Fenstern mit dem Schwitzwasser waren die Ausschläge des Gerätes bis zum Anschlag - für mich eindeutig ein Dichtungsproblem. Jetzt gibt es aber Fenster, wo das Gerät z.B. zur Hälfte ausschlägt. Was tun bei diesen Fenstern?
Da es auch Fenster gibt, wo das Gerät gar nicht ausschlägt, wäre meine Forderung, alle Fenster in diesen Zustand zu bringen.
Falls es Praktiker gibt, die des öfteren mal Fenster mit Ultraschall Geräten überprüfen - was ist Euer Rat an dieser Stelle?
Und mal eine Grundsätzliche Frage: Treten undichte Dichtungen an Fenstern so selten auf, das 2 öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige keinen Fehler finden konnten und auch nicht auf die Idee gekommen sind dies mittels eines Ultraschall Gerätes zu überprüfen?
Aus meiner Sicht sollte ein Guter Fensterbauer so einen Test als Bestätigung seiner Arbeit mit anbieten - bzw. so ein Gerät in der Firma haben, um im Zweifel den Nachweis zu erbringen, dass die Fenster Dicht oder eben undicht sind.
Ach ja, eins noch, es war Auffällig, dass bei einigen Fenstern das Scharnier oben rechts undicht war - evtl. eine Schwachstelle in der Fensterkonstruktion? Aber da müßte ich ja den Hersteller und das Profil preisgeben...
Ich werde noch mal ein Update geben, wie der Fensterverkäufer bzw. der Fensterbauer auf die Ergebnisse reagiert.
Fielen Dank noch mal an das Forum für die Tips und das Feedback.
Gruß
MN