Undichtes Fenster oder eingebaute Lüftung?
BAU-Forum: Energieeinsparverordnung EnEV

Undichtes Fenster oder eingebaute Lüftung?

Hallo,
kürzlich habe ich ein Prospekt eines Fensterherstellers in die Finger bekommen, in dem Fenster angepriesen werden, die eine Fensterfalzlüftung besitzen. Sogar von vorgewärmter Luft ist die Rede.
Mit folgendem Text wird das Fenster beworben:
"Das intelligente Lüftungssystem sorgt bei jedem Wetter immer für frische Luft. Die von außen zugeführte Luft strömt über zurückgesetzte Dichtungen im Falz nach oben und über die spezielle Dichtung vorgewärmt ins Rauminnere. "
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Fenster natürlich nichts in sich birgt, das die Luft erwärmen könnte.
Da das System nicht regulierbar ist, gibt der Hersteller für unterschiedliche Drücke die auftretenden Volumenströme an:
4 Pa  -  2,9 m³/h
8 Pa  -  4,1 m³/h
10 Pa  -  4,7 m³/h
20 Pa  -  6,7 m³/h
30 Pa  -  8,1 m³/h
40 Pa  -  5,6 m³/h
Eine Katastrophe, diese Werte!
"Besonders geeignet für Mietwohnungen" heißt es noch im Prospekt!
Für meine Begriffe ist das Fenster nicht vereinbar mit der EnEVAbk., aber wie wird man dieser Sache gerecht?
Wie bewertet man dieses Fenster so schlecht, wie es tatsächlich ist?
Viele Grüße
  • Name:
  • Thomas
  1. für alle die es interessiert

    hier der Link damit man (n) /Frau weiß um was es geht.

    ich verteufle die Dinger nicht unbedingt.

  2. tja, beim Einbau dichtschließender Fenster in Altbauten

    gibt es oft Probleme, was liegt da näher, als undichte Fenster einzubauen? Wen interessiert da schon die EnEVAbk., die den Einbau dichter Fenster ja nur für den Neubau vorsieht.
    Zynismus genug?
    Mal im Ernst, warum über derartige Fensterlösungen meckern, solange in tausenden Mietwohnungen noch dichtungsloser Holzfenstermüll der letzten 100 Jahre (Kastenfenster und alte Holzverbundfenster) ungepflegt vor sich hin gammelt?
    Im Gegensatz zu einem 100 Jahre alten Kastenfenster, welches die letzten 40 Jahre ohne Neuanstrich vergammelt ist, dürfte ein solches modernes Fenster mit eingebauter Fugenlüftung doch eine Verbesserung darstellen.
  3. Hintergrund ist wohl,

    dass besonders in Mietwohnungen und noch besonderer in frisch sanierten Mietwohnungen die Leute super Energie sparen wollen und das Lüften vermeiden  -  kostet ja Geld, brauchten wir früher ja auch nicht (mit den alten zugigen Fenstern). Ok es entsteht also Schimmel und das ist zum Glück das Problem des Vermieters, d.h. man kann böse Briefe schreiben und die Miete kürzen: "Sch.. Wohnung, für so einen Schrott so viel bezahlen, ist doch Wucher undSoWeiterGemecker". Was machst Du da als Vermieter? Du hast gerade saniert, die Miete erhöht und hoffst, dass das Geld dafür mal rein kommt. Die Mieter sind super, weil sie mehr bezahlen müssen und sehen gar nicht ein, auch noch ihr gutes Geld zum Fenster raus zu lüften (so was wie Stoßlüften ist da auch nicht immer vermittelbar). Da sind die Schlitze eine echt Lösung  -  wenn auch ökologisch und -nomisch gesehen keine Gute.
  4. @ Bernhard

    auf den Punkt getroffen!
    Gruß Andre
  5. mehr gibt es dazu kaum zu sagen!

    ...
  6. Meine Meinung

    Neue, hochwärmedämmende Fenster gehören gar nicht in unsanierte Altbauwände eingebaut.
    Bei alten Fenstern mit schlechtem U-Wert kondensiert das Wasser an der Fensterscheibe bei entsprechend kalter Luft. Dann merkt der Wohnungsinhaber, dass etwas nicht stimmt, wischt die Feuchtigkeit ab und lüftet.
    Bei neuen Fenstern ist auch bei hoher Raumluftfeuchte kein Kondensat mehr zu sehen. Wo fällt das Kondensat aus? In den Fensterlaibungen und oben am Sturz oder an der Wärmebrücke der Betondecke. Dort wird es dann schön schwarz.
    Ich habe selbst mal folgende Oberflächentemperatur in einem Schlafzimmer mit neuem Fenster gemessen.
    Raumtemperatur: +18 °
    Außentemperatur: + 5 °
    Oberfläche des Fensters: +15 °
    Laibung: + 10 °
    Mauerwerk 20 cm neben Fenster: 13 °
    Je nach Luftfeuchtigkeit fällt also permanent Tauwasser an den Bauteiloberflächen neben dem Fenster an und zieht dort in den Putz ein.
    Ich glaube, dass es schon Urteile gab, nach denen Fensterbauer darauf hinweisen müssen, dass neue, dichtschließende und wärmedämmende Fenster nicht einfach in jeden unsanierten Bau eingebaut werden dürfen.
    Aber die Leute haben schon die letzten 20-30 Jahre immer so gedacht: Bevor ich viel Geld für Außendämmung ausgebe nehme ich erstmal schöne neue Fenster. Das kostet nicht die Welt und spart schon mal eine Menge Heizung.
    Dadurch ist aber schon manches Häuschen wortwörtlich abgesoffen.
    Hab ich neulich erst beim Ortstermin erleben dürfen.
    Außenmauermauerwerk Bimsbetonsteine 30 cm
    Kunststofffenster Anfang der 90er eingesetzt,
    dazu Nachtspeicherheizung.
    Als ich zum Orttermin da war, waren zufällig alle Nachtspeicheröfen an. 21 ° Raumtemperatur und 70 % rel. Luftfeuchte. Ich habe mich gefühlt wie in der Sauna.
    Die Messung hat ergeben, dass fast alle kritischen Bauteile (Gebäudeecken, unter der Decke, Fensterlaibungen, usw.) zwischen 70 und 100 digits hatten (nicht nur an der Schlagseite). Die Innenwände hatten 34 zum Vergleich.
    Es muss nicht in jedem Bau passieren, aber wenn über Jahre hinweg falsches Nutzerverhalten hinzukommt wird aus jedem ungedämmten Atbau mit dichten, gut dämmenden Fenstern ein Feuchtbiotop.
    Gruß
  7. Messwerte ...

    @Thomas
    Sollen die von Dir aufgelisteten Messwerte praxisbezogene Druckdifferenzen darstellen (und woher hast Du diese)?
    KPS
  8. Bei den Werten handelt es sich um die ...

    Bei den Werten handelt es sich um die vom Hersteller angegebenen Werte bei den jeweiligen Druckdifferenzen.
    Somit ist der Grad der Lüftung völlig willkürlich.
    Die bauphysikalischen Zusammenhänge sind mir mehr als bekannt. In diese Richtung ging auch meine Frage nicht.
    Meine Frage war, wie man diesem Fenster bei einer Berechnung gerecht wird.
    Wie bewertet man dieses Fenster so schlecht, wie es tatsächlich ist?
    Mir ist es zuwider, dass Fenster vorne herum mit einem sagenhaften U-Wert und Heizkosteneinsparung im hohen zweistelligen Bereich beworben werden, der auf diese billige Weise nie zum tragen kommt.
    Ein 30 Jahre altes Fenster, das unterm Strich die gleichen Wärmedurchgänge haben kann wie ein neues, das undicht ist, wird Aufgrund eines schlechteren U-Wertes bestraft, das neue wird belohnt.
    Die bauphysikalischen Begründungen sind doch Käse und Ausreden.
    Wer sein 30 Jahre altes Auto gegen ein neues tauscht, der kriegt schließlich auch nicht nur eines, das 50 km/h schneller fährt, sondern auch eines, das die entsprechenden Bremsen dazu hat, dieses Tempo wieder abzubremsen.
    Die Krücke "nicht regulierbare Lüftung" würde dem Lösungsansatz der Autohersteller entsprechen, Holzräder zu montieren, damit keiner auf den Gedanken kommt, so schnell zu fahren, wie im Prospekt beworben, weil er merken würde, dass die Bremsen immer noch auf dem Stand von vor 30 Jahren sind!
    Niemand würde beim Auto halbe Lösungen dieser Art akzeptieren. Niemand!
    Ich verstehe nicht, wie jemand, der offensichtlich Ahnung von den Zusammenhängen hat, diese Argumentation sich zu Eigen machen kann.
    Bezogen auf die Preise für einen Satz neuer Fenster anständiger Qualität und vernünftig eingebaut ist der Aufpreis für eine kleine, dezentrale Lüftungsanlage mit ordentlicher WRG nicht nur relativ günstig und stellt den größte Teil der Lösung dar, es wäre auch ein plus an Wohnkomfort, es wäre tatsächlich Wert steigernd und es wäre wirklich Heizkosten senkend.
    Vor allem aber wäre es ein seriöser Ansatz!
    Gute Fenster einzubauen und diese bewusst undicht zu machen ist wie die Badehose anzuziehen nach einem Wasserrohrbruch.
  9. Ergänzung

    @ Klaus-Dieter:
    Die Werte veröffentlicht die Herstellerfirma auf ihrer Internet-Seite.
    Ob die Messwerte praxisbezogen sind hängt, sicherlich auch von den Gegebenheiten (Standort, Gebäudeform, ...) ab.
    M.E. ist ein auf einer Fassade stehender Winddruck von 30 Pa kein Ding. Das gibt es häufig. Ein Luftaustausch von 8,1 m³/h bei 30 Pa, wie der Hersteller sagt, dann NUR über dieses eine Fenster (zusätzlich zu allen weiteren Undichtigkeiten, die ja trotzdem da sind), gegen den ich nichts machen kann ist, nebenbei bemerkt, heftig.
    Ein Luftstrom, den man eben auch hat, wenn der Nachbar grillt, wenn der Feinstaub draußen tobt, wenn es Lärmstörungen gibt, wenn ich in der Badewanne liege und nun wirklich keine kalte Luft haben will, wenn Allergien in der Luft sind, wenn ich ohne ein zweites Paar Socken in der Wohnung sein will (Kaltluftsee), usw. ...
    Nebenbei ist es nicht zulässig, dass durch eine Lüftung vom Badezimmer aus Luft in andere Wohnräume gedrückt wird.
    Wie bitte soll das bei diesem System verhindert werden?
    • Name:
    • Thomas
  10. aber eigentlich

    ... aber eigentlich wollte ich ja nur wissen, wie man so einem Fenster bei einer EnEVAbk.-Berechnung gerecht wird! ;-)
    • Name:
    • Thomas

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