Rechnet sich ein Niedrigenergie oder Passivhaus?
BAU-Forum: Energiesparendes Bauen / Niedrigenergiehaus

Rechnet sich ein Niedrigenergie oder Passivhaus?

Hallo Experten,
bei all den Diskussionen um Energieeinsparpotenziale frage ich mich immer wieder, was eine tolle Dämmung, Isolierglasfenster, Wärmepumpen, Solarthermie, Niedrighaus, Passivhaus so alles kosten.
Wenn ich, egal welche Energiesparmaßnahme (n), von 20.000 € Mehrkosten gegenüber konventineller Bauweise (36er Wand, normale Doppelverglasung, Fußbodenheizung, Niederbrennwertkessel Gas) ausgehe, erschließt sich mir folgende Rechnung:
20000 € x 20 Jahre * 4 % Zinsen = 16000 €. Macht in Summe eine Mehrausgabe von 36000 €. Dem gegenüber müsste eine Heizkostenersparnis von 36000 / 20 Jahre / 12 Monate = 150 € pro Monat stehen (Pro Monat Heizperiode sind es sogar 300 €).
Natürlich ist das eine ganz simple Rechnung, aber doch nicht unbedingt falsch. Oder irre ich mich da? Unter außer acht lassen aller ökologischen Motive rechnet sich das doch nicht. Oder habe ich die Mehraufwände für die Realisierung zu hoch angesetzt und die Laufzeit zu niedrig.
Ist es nicht günstiger einige 10000 € bei einem Neubau weniger auszugeben, dafür ein paar € mehr an Energie zu zahlen und gleichsam schneller schuldenfrei zu sein? Vor allem lassen sich viele Maßnahmen auch später noch umsetzen wenn man bei der Neuplanung etwas Weitblick beweist.
Helft mir mal auf die Sprünge, die Energiespardebatten in diesem Forum zu verstehen. Ich will die Wirtschaftlichkeit einfach nicht kapieren. Wenn ich heute 10000 € im Jahr für die Kredittilgung aufwende, habe ich so etwas wie eine Rendite von 5 % (infolge weniger Kreditzinsen ab dem Folgemonat). Das macht fast 50 € jeden Monat, egal ob es draußen kalt ist, oder die Sonne scheint.
Mathias
  1. Rechnerische ...

    Lebensdauer eines Einfamilienhaus sind 80  -  100 Jahre, tatsächliche  -  ohne Kriege und Naturkatastrophen  -  erheblich mehr.
    + Das einzige was sicher ist, ist ein Nichtsinken des Energiepreises.
    Ob und wie er weiter steigt wissen nur Glaskugelbesitzer ;-).
  2. Ewiges Thema Wirtschaftlichkeit

    Deine Aussagen stimmen grundsätzlich. Die meisten Maßnahmen zur Energieeinsparung rechnen sich _derzeit_ wahrscheinlich nicht innerhalb von 20 Jahren, derzeit! Darum gibt es auch Förderungen. Und die Energiepreise werden steigen.
    Aber Wirtschaftlichkeit ist eben nicht alles, es gibt noch eine Reihe anderer Motivationen, und deshalb habe ich mich beim Bau meines Passivhauses erst gar nicht mit der Wirtschaftlichkeit beschäftigt. Ich bin einfach überzeugt, dass es die derzeit beste Art zu bauen ist. Wohlgemerkt für mich die beste Art.
    Würde man die Wirtschaftlichkeit immer in den Vordergrund allen Handelns stellen, dann dürfte man wohl gar kein Haus bauen, 1000 m² Grund rechnen sich überhaupt nie, denn es ist sehr unwahrscheinlich dass man das Grundstück mit entsprechendem Gewinn verkaufen kann.
    Auch energetisch ist ein Einfamilienhaus grundsätzlich schlechter dran als eine Wohnung.
    Also wenn Dir die Wirtschaftlichkeit so wichtig ist, dann sei konsequent und baue gar kein Haus.
    Oder baue ein Haus, so wie es dir gefällt. Aber argumentiere bitte nicht mit fehlender Wirtschaftlichkeit, denn wohl 99 % Deiner Ausgaben haben rein gar nichts mit Wirtschaftlichkeit zu tun. Denke an Deinen letzten Autokauf: Haben sich die Mehr-PS, die Klimaanlage, der Metalliclack die Alufelgen usw. bereits gerechnet? Und wie lange ist die Lebensdauer?
    Warum kommt immer bei Energiesparmaßnahmen gerade das Argument Wirtschaftlichkeit, sonst nie? Wohl nur, um vor sich und den anderen den Verzicht auf an sich sinnvolle Maßnahmen begründen zu können ...
  3. Vielleicht ...

    mal noch ein Beispiel
    Die Vorbesitzer unseres Hauses haben Anfang der 70er einen Anbau erstellt.
    Mauerwerk aus Poroton mit 6 cm WDVSAbk.. Damals fast schon ein Grund, für verrückt erklärt zu werden: SOOOOOO viel Dämmung, warum das denn?
    Und heute lockt man damit jeden Gutachter hinterm Ofen vor, weil nicht mal ansatzweise die EnEVAbk. erfüllt wird. ;-)) ).
    In 15  -  20 Jahren sind heutige Passivbauten Standard.
    In so weit muss auch der höhere Wiederverkaufswert gegengerechnet werden.
  4. Fehler in der Rechnung

    Hallo,
    ich habe einen Fehler in meiner Rechnung. Hier die Korrektur:
    20.000 € x 20 Jahre * 4 % Zinsen = 1600 €. Macht in Summe eine Mehrausgabe von 21.600 €. Dem gegenüber müsste eine Heizkostenersparnis von 21.600 / 20 Jahre / 12 Monate = 90 € pro Monat stehen (Pro Monat Heizperiode sind es sogar 180 €).
    Ein Haus ist generell sicher nicht wirtschaftlich, wenn man die Ausgaben für Zins und Tilgung jeden Monat auf die Hohe Kante legen würde. Da läppert sich was zusammen. Da stimme ich zu.
    Das Argument des höheren Wiederverkaufswertes möchte ich bezweifeln, da der überwiegende Teil der Einfamilienhaus-Besitzer wohl nicht mit dem Ziel eines Wiederverkaufs bauen wird.
    Der PKW ist ein sehr schönes Beispiel für Wirtschaftlichkeit. Deshalb fahre ich mit der Bahn.
    Gibt es irgendjemand hier im Forum, der bspw. eine Solaranlage nachgerüstet hat (ohne andere bauliche Maßbahmen, d.h. unter Beibehaltung des bestehenden Primär-Heizanlage) und nun definitiv sagen kann, was die Nachrüstung unterm, Strich gekostet und gebracht hat?
    Ist es vielleicht so, dass Energiesparmaßnahmen mehr Philosophie und Hobby sind. Vergleichbar mit dem Tunen von PKW. An sich völliger Blödsinn wenn man es denn nicht einfach nur geil findet.
  5. zu wissen es ist Platin

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Sicher gibt es andere Gründe für Investitionen als die Wirtschaftlichkeit. Dämmung WLG 025 statt 040 kann man aus Gründen wie "zu wissen es ist Platin" einsetzen und ein anderes Lebensgefühl daraus ziehen. Genauso gibt es Leute, die für das Erlebnis einer niedrigen Tankrechnung ihres Autos einen irrational hohen Anschaffungspreis zahlen. Ein um 10 Liter verkleinerter Tank würde das auch leisten, sogar öfter. Andere investieren überhoch, weil sie gerne 1000 Liter mit einer Tankfüllung fahren wollen. Für diese wäre ein vergrößerter Tank das Richtige.
    Das Argument Wirtschaftlichkeit ist m.E. bei allen Bauteilen berechtigt, die sich von der Standardausführung nur im U-Wert unterscheiden, ansonsten aber gleich aussehen und sich gleich anfühlen, weil die Dämmwirkung im Inneren erzeugt wird. Das betrifft die meisten flächigen Außenbauteile eines Gebäudes. Der Vergleich mit Metalliclack und Alufelgen hinkt. Den könnte man allenfalls auf Edelstahltürdrücker statt Leichtmetall eloxiert oder Carrara-Fliesen statt herkömmlicher Keramik anwenden. Da geht es um optische und haptische Gewinne.
    Zum Fehler in der Rechnung:
    20.000 * 20 * 0,04 ist schon 16.000, nicht 1.600.
  6. VIP Lebensgefühl

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Aus den o.g. Gründen ist klar, warum Vakuumdämmung mit VIP abgekürzt wird. Geschickt gemacht.
  7. Anderer Ansatz

    Hallo,
    ich habe zu diesem Thema eine ganz andere Theorie. Ich bin der Überzeugung, dass jeder Bauherr immer soviel zahlt für sein Haus wie er sich leisten kann (Ausnahme: Superreiche). Nur die Verteilung wieviel Geld er wohin steckt ist bei jedem anders. Soll heißen im Endeffekt ist ein Passivhaus/Niedrigstenergiehaus für den einzelnen auch nicht teurer als ein normales Haus, denn wenn er es nicht in die Technik steckt, steckt er es eben in was anderes (Design, Garten, Luxus etc.).
    Unter der Ahnahme würde ich jedem Raten so energiesparend wie möglich zu bauen.
    Karin
  8. Vorsicht Falle, Nullenergie -Bewohner bitte melden

    Habe gerade die tatsächlichen Verbräuche pro m² zweier Gebäude gerechnet, einmal einschaliges Mauerwerk ohne Dämmung, Dach minimal gedämmt, und zum anderen eines mit 14 cm Kerndämmung WL35 sowie 25 cm WL40 in Dachstuhl, Fenster großteils in Südrichtung (nach Norde
    n nur Schießscharten). Ich musste i feststellen, das die Verbräuche pro m² praktisch gleich sind. Die vollmundigen Behauptungen, ich könne mit einer Kerze mein ausgebautes Niedrigenergie DGAbk. heizen, stellten sich als Illusion heraus. Meine Erfahrung mit gedämmtem Dachstuhl mit 14 cm MIWO: es ist im Sommer unerträglich heiß, die Wärme knallt voll rein, d.h. sie knallt umgekehrt im Winter auch voll raus.
    Aus diesen Erfahrungen heraus halte ich die rechnerisch ermittelten Energieprognosen bei Einbau zumindestz von Dämmstoff für problematisch.
  9. Und bei beiden Häusern ansonsten identische Nebenbedingungen?

    Wie z.B. Lüftungsverhalten?
    :-)
  10. Nein!

    Ganz im Gegenteil, zum einem ist die Grundform des Niedrigenergiehauses annähern quadratisch und somit im Verhältnis Außenfläche zu Innenraum günstiger als die gestrckte Form des Vergleichsgebäudes. Zum anderen habe ich 200 m² beheizte Fläche zugrunde gelegt. Ich heize aber nur ca. 60 m²! Das Wohnzimmer wird gar nicht zentral beheizt, sondern über Ofenheizung und indireckt über die 8 m² Fußbodenheizung in der Kochnische. Da ich Fußbodenheizung als auch Radiatoren im Keller habe, habe ich diese Fläche mitgerechnet, obwohl die Heizungen dort nur sporadisch betrieben werden. (Keller ist allseits eingepackt mit durchschnittlich 10 cm WL 40). Ein weiterer Unterschied ist das effizientere Brennwertgerät im Niedrigenergiehaus im Vergleich zum 10 Jahre alten Niedrigtemperaturbrenner im Vergleichsgebäude. Beide Gebäude stehen frei und sonnig, ansonsten reißt meine Frau die Fenster aus und ich mach sie wieder zu.
    In der Summe durchschnittliches Lüftungsverhalten. Nicht lüften bringt nichts (außer vielleicht Asthma), da feuchte Luft für ein behagliches Klima erheblich stärker erwärmt werden muss. (siehe entblößte Sonnenbader des Winters im Gebirge Dank Trockener Luft)

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