Dachausbau; Dämmung, aber wie?
BAU-Forum: Dach
Dachausbau; Dämmung, aber wie?
ich habe mich hier durch das Forum gelesen und viele hilfreiche Artikel gefunden, aber für meinen Dachausbau sind noch zahlreiche Fragen offen. Wir haben heute ein Dach welches wir ausbauen wollen und folgenden Aufbau hat (in der Reihenfolge wie aufgezählt):
Sparren, Bahnen von Dachpappe, Dachlatten, Dachpfannen (keine Konterlattung)
Jetzt wollen wir ausbauen, aber wie dämmen?
Zwischensparrendämmung: womit? erst eine Dampfbremse, dann Steinwolle und dahinter eine Dampfsperre anbringen? Dampfbremse wie von innen anbringen? zwischen den Sparren? oder Polyurethan-Platten zwischen den Sparren? Muss die Dachpappe vorher von innen soweit möglich abgerissen werden?
mmmh, so richtig weiß nicht weiter?!
Vielleicht hat jemand Rat!
Danke im Voraus.
A. Merten
-
Frage
Hallo
ich habe zunächst mal eine Frage:
Aus der Tatsache, dass Sie schreiben, dass Sie die Dachpappe eventuell von innen abreißen wollen, schließe ich, dass Sie nicht vorhaben, das Dach abzudecken.
Sollte dies zutreffen, dann sollten Sie die Dachpappe wohl lieber drin lassen. Allerdings sollten Sie überlegen, in welchem Zustand die Dachpappe ist, d.h. ist sie in Ordnung (Risse, Löcher) und ordentlich verlegt oder besteht da vielleicht Sanierungsbedarf.
Und auch die Sache mit der einfachen Lattung ohne Konterlattung erscheint mir etwas gewagt. Aber da kennen sich die Leute vom Dach sicherlich besser aus.
Entscheidend aus meiner Sicht ist, warum Sie Ihr Dach ausbauen wollen. Machen Sie dies rein aus wärmetechnischen Gründen oder planen Sie den darunterliegenden Raum zu nutzen?
Davon würde ich die Art des Dachausbaus abhängig machen.
Mit freundlichen Grüßen -
Antwort
Hallo Herr Knott,
sie liegen richtig. Ich möchte das Dach nicht abdecken lassen, da die Tonziegel noch in gutem Zustand sind und eine Erneuerung der Ziegel nicht geplant ist.
Den Dachboden möchte ich als zusätzlichen Wohnraum ausbauen. Die Dachpappe scheint noch in gutem Zustand zu sein. Die Bahnen sind so angelegt, dass diese sich überlappen und durch die Dachziegel eindringendes Wasser ableiten. Die Pappe ist lediglich von außen auf die Sparren genagelt.
Danke und Grüße
A. Merten -
Zwei Vorschläge für den Ausbau
Hallo,
ich habe Ihnen zwei Vorschläge zu machen. Der eine ist einfach und kostengünstig zu realisieren, der andere bedeutet wesentlich mehr Aufwand und eventuell auch mehr Kosten.
1. Vorschlag
Davon ausgehend, dass Sie mit Dachpappe eine Bitumenbahn meinen lautet mein Vorschlag, dass Sie eine Vollsparrendämmung zwischen den Sparren einbringen. Da die Dachpappe zwar überlappt und regensicher ist, aber wohl nicht luftdicht, kommen als Dämmstoffe nur solche in Frage, die nicht eingeblasen werden müssen. In Ihrem Fall würde ich Mineralwolle nehmen. Dabei sollten Sie darauf achten, dass diese ein möglichst hohes Gewicht hat, damit sie nicht so luftdurchlässig ist. Das läuft also auf Rockwool und vergleichbares hinaus. Auf den Sparren bringen Sie dann innenseitig die Luftdichtung an. Üblicherweise wird diese auch als Dampfbremse bzw. Dampfsperre bezeichnet. Da Bitumenbahnen dampfundurchlässig sind, muss in diesem Fall für die Luftdichtheitsebene das gleiche gelten, d.h. die Bahn muss als Dampfsperre ausgelegt sein.
Entscheidend ist jedoch, dass die Luftdichtheitsebene ordentlich eingebaut wird. Darunter ist zu verstehen, dass die Bahnen untereinander verklebt werden und dass sie an allen Durchdringungen und Anschlüssen angedichtet werden, sodass keine Luftkonvektion in die Wärmedämmung hinein stattfinden kann. Empfehlenswert ist dabei, im System zu bleiben, also alle verwendeten Materialien (Folien, Kleber etc.) nur von einem Hersteller zu nehmen, selbst wenn dies teuerer sein sollte.
Auf die Luftdichtheitsebene bringen Sie dann noch eine Lattung und Konterlattung an, auf der Sie dann die Verkleidung montieren. Somit haben Sie gleich eine Installationsebene und verhindern, dass die luftdichte Ebene durch Installationen beschädigt werden kann.
Selbstverständlich können Sie diese Installationsebene ebenfalls noch dämmen, dazu gibt es in den Foren hier genügend Ratschläge bezüglich der zulässigen Dämmstärke.
2. Vorschlag
Der zweite Vorschlag ist aufwendiger aber bauphysikalisch auch der bessere. Auch wenn Sie die Dachziegel nicht erneuern wollen, heißt dies nicht, dass Sie das Dach nicht (zumindest teilweise) abdecken können.
Mein Vorschlag lautet zum Aufbau des Daches (von außen nach innen):- Lattung - Konterlattung - Holzfaserplatten - Sparren mit Zwischensparrendämmung - Luftdichtheitsebene - Konterlattung - Lattung - Verkleidung.
Holzfaserplatten:
Für die Holzfaserplatten können Sie z.B. Pavatex (pavatex.de ) oder Gutes (gutex.de ) verwenden. Diese werden verlegt und untereinander verklebt bzw. an den Anschlüssen gedichtet, sodass sie eine winddichte Ebene bilden.
Vorteil dieser Holzfaserplatten ist, dass sie über eine hohe Wärmespeicherkapazität verfügen, was gerade im Sommer von hohem Interesse ist. Zur Erläuterung sei gesagt, dass es zwei Arten von Wärmeschutz gibt: den winterlichen (Wärmeverluste) und den sommerlichen (Wärmegewinne). Den winterlichen Wärmeschutz erreichen Sie bei ordentlicher Ausführung mit jedem Dachaufbau. Anders sieht dies jedoch beim sommerlichen Wärmeschutz aus. Hier spielt die Wärmekapazität der Materialien eine entscheidende Rolle, da sie bewirkt, dass die sommerliche Hitze nicht in das Gebäudeinnere gelangt. Und Sie dürfen nicht vergessen, unter den Ziegeln kann es durchaus 80 °C und mehr haben.
Wärmedämmung:
Als Wärmedämmung können Sie dann jede beliebige nehmen, jedoch empfehle ich Ihnen Zelluloseflocken zu verwenden, da diese zum einen bei setzungssicherem Einblasen praktisch luftdicht sind und zum anderen verfügt Zellulose (da ja "Holz") über eine hohe Wärmekapazität. Nachteil der Flocken gegenüber Mineralwolle ist, dass die Dämmarbeiten von einem Unternehmen ausgeführt werden müssen, während Mineralwolle durch Sie selbst eingebaut werden kann.
Luftdichtheitsebene:
Für die Luftdichtheitsebene können Sie je nach Dämmstoff verschiedene Materialien nehmen. Bei Mineralwolle können Sie praktische jede auf dem Markt verfügbare Luftdichtung nehmen. Bei Flocken ist die Auswahl eingeschränkt, was vom höheren Gewicht der Flocken kommt. Aber auch hier gibt es reichhaltig Auswahl. Typische Hersteller sind proclima, Ampack, Dörken ...
Achtung: Einen wichtigen Punkt müssen Sie jedoch bei der Auswahl der Luftdichtung beachten. Der Diffusionswiderstand des Materials ist abhängig von dem Diffusionswiderstand der Winddichtung (Unterdeckung, Unterspannung) außen und muss höher sein als der der Winddichtung. Aussagen dazu finden Sie in den Foren.
Für eine etwaige Untersparrendämmung verweise ich wieder auf die zahlreichen Hinweise in den Foren.
Noch eines zur Ausführung. Sie müssen bei dem zweiten Vorschlag natürlich nicht Ihr gesamtes Dach abdecken, sondern es reicht ein Streifen, der so breit ist, dass Sie dort die ersten Holzfaserplatten verlegen können. Anschließen wird das Dach einfach umgedeckt, d.h. Sie legen die Ziegel des zweiten Streifens auf den Ersten usw.. Am Schluss legen Sie dann wieder die Ziegel des ersten Streifens auf das Dach.
Ich gebe zu, der zweite Vorschlag ist deutlich aufwendiger als der erste und wohl auch teuerer, aber die Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt.
Ratsam ist, vor Anbringen der Verkleidung einen Luftdichtheitstest (Blower-Door), möglichst mit Vernebelung des Dachgeschosses, durchführen zu lassen, um die Ausführung der luftdichten Ebene zu überprüfen.
Mit freundlichen Grüßen -
Guten Abend Herr Knott besten Dank für die ...
Guten Abend Herr Knott,
besten Dank für die ausführliche Beschreibung. Zu Ihrem 1. Vorschlag noch folgende Frage.
Die Bitumenbahnen sind nicht verklebt oder verschweißt, sondern lediglich überlappend gelegt. Kann es nicht passieren, dass die Mineralwolle, die Sie vorgeschlagen haben dann durch kleine undichte Stellen oder Luftfeuchtigkeit feucht wird?
Zu ihrem 2. Vorschlag:
Ich kann doch nicht bei einer Teilabdeckung, wie von Ihnen vorgeschlagen, eine Konterlattung anbringen, di enoch nicht vorhanden ist. Oder?
Zu den Flocken? Welche Nachteile haben diese denn noch? Feuerfestigkeit? Verrottbarkeit? Andere gefährlihe Inhaltsstoffe?
Besten Dank und Grüße
A. Merten -
Antworten auf Fragen
Hallo
hier die Antworten auf Ihre Fragen:
Zum Vorschlag 1:
Natürlich kann Feuchtigkeit über Fehlstellen in der Bitumenbahn in die Wärmedämmung eindringen. Aber dieses Problem stellt sich beim bisherigen Zustand bei jeder Wärmedämmung, nicht nur bei Mineralwolle.
Grundsätzlich scheint mir dies jedoch kein Problem zu sein, da die Feuchtigkeit auch wieder verdampft und somit die Wärmedämmung austrocknet. Die Luftfeuchtigkeit der Außenluft spielt in diesem Fall aus meiner Sicht keine Rolle, da diese, wenn Sie in die Wärmedämmung eintritt, nicht kondensiert.
Der absolute Feuchtegehalt der Luft ist abhängig von der Temperatur. Da sich jedoch die Außenluft, wenn sie in die Wärmedämmung eintritt nicht abkühlt, besteht auch keine Gefahr der Kondensation. Im Gegenteil, früher hat man zur Vermeidung von Feuchteschäden die Wärmedämmung belüftet (Kaltdach), um die von innen durch Konvektion in die Wärmedämmung eindringende Feuchtigkeit abzutransportieren. Heute ist dies jedoch nicht mehr erforderlich, da innenseitig die Luftdichtung eingebaut werden muss, die das konvektive Eindringen der warmen Innenluft in die Wärmedämmung verhindert. Die Wasserdampfdiffusion spielt in diesem Zusammenhang nur eine sehr geringe Rolle.
Zum 2. Vorschlag
Selbstverständlich können Sie bei einer Teilabdeckung des Daches die Konterlattung anbringen. Die bestehende Lattung wird ebenso wie die Bitumenbahnen abgenommen. Dann bauen Sie das Dach im Prinzip neu auf. Daher ist die Konterlattung kein Problem. Natürlich wird Ihre Dachdeckung dann etwas höher als bisher, da Sie zusätzlich die Holzfaserplatten und die Konterlattung haben. Dies sollte jedoch eigentlich kein Problem darstellen.
Zu den Flocken: Die Flocken brennen nicht, sondern glimmen bei direkter Beflammung. Dabei bildet sich oberflächlich eine Kruste, die ein weiteres glimmen in der Tiefe verhindert. Daher brauchen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen.
Um diese Eigenschaften zu erreichen sind die Flocken mit Borax und Borsäure zum Brandschutz sowie zur Konservierung behandelt. Womit auch schon die Frage nach der Verrottbarkeit beantwortet ist. Weitere Inhaltsstoffe gibt es meines Wissens nicht.
Weitere Informationen finden Sie unterMit freundlichen Grüßen
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