Naturstein im Badezimmer
BAU-Forum: Bauwissen von Herbert Fahrenkrog
Naturstein im Badezimmer
Die Verwendung von Natursteinen im Badezimmer ist mittlerweile kein Luxus mehr. Durch industrielle Verarbeitung der Rohmaterialien und die Dünnbetttechnologie sind die Preise auch für den Durchschnitt der Bevölkerung bezahlbar geworden. Die Beratung und Entwürfe sind standardisiert worden. Der Personenkreis, der individuelle Badezimmer von Innenarchitekten entwerfen lässt nimmt aber deswegen auch immer mehr zu. Der Exklusivitätscharakter führt aber auch zu Problemen durch nicht immer sachgerechte Planung und Auswahl der Natursteine. Die Vielzahl der verwendeten Materialien und Oberflächen ist mittlerweile auch für reine Spezialisten sehr undurchsichtig geworden. Die Risiken sind nur sehr schwer abzuschätzen und sollten auch für verschiedene Bereiche gesondert betrachtet werden. Die Empfindlichkeit eines Natursteins ist immer in Abhängigkeit mit der Empfindlichkeit und Wunsch des Kunden zu sehen. Als Beispiel sei genannt, dass ein Badezimmer aus Sandstein gebaut werden kann, aber die Fleckempfindlichkeit nicht zu verhindern ist. Ist der Kunde darauf vorbereitet ist ein Sandstein durchaus geeignet für ein Badezimmer. Eine entstehende Patina kann sogar gewünscht werden. Nicht eingeplante Verfärbungen und Bauschäden sind für alle Beteiligten ein Ärgernis. Technische Risiken spielen in Nassbereichen eine oft unterschätzte Rolle. Eine kleine Entscheidungshilfe ist nachfolgend aufgeführt.
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1. Natursteinarten
Eine generelle Aussage, welche Gesteinsart für ein Badezimmer tauglich ist, kann nicht gegeben werden. Granite können sich im Gebrauch genauso verfärben, wie Kalksteine. Die Klassifizierung in einzelne Gesteinsarten ist auch nicht immer korrekt. Als Beispiel sei Kashmir white und Imperial white genannt, die beide oft als "Granit" verkauft werden, aber keine Granite sind, sondern hochempfindliche Gneise. Granit ist von der Oberflächenhärte für hohe Beanspruchung geeignet. Aber es gibt auch hier Sorten, die problematisch sind. Als typisches Beispiel sei Bianco Cristall genannt, der bekannterweise gerne "rostet", d.h. gelbe bis rote Flecken zeigt. Erkennbar ist Granit i.d.R. durch reine regelmäßige, körnige Struktur. Die Farben sind nicht auf grau beschränkt. Rote Granite, wie z.B. Balmoral, sind ebenso im Handel wie grüne, gelbe Granite. Als besonders geeignet haben sich Materialien aus Deutschland herausgestellt. "Anemone grau"®, aus dem Harz, mit einer sehr geringen Wasseraufnahme ist wie seine dunkelgrüne Variante "Anemone grün"® ein Hochleistungsmaterial. Aus Hauzenberg in Bayern, ist der mittelgraue, feinkörnige Wolfstein® für Badezimmer hochgradig geeignet. Es gibt keine schwarzen Granite. Sämtliche Oberflächen, wie z.B. poliert, LaserGrip®,-strukturiert, geflammt, gesandstrahlt, gestockt, geschliffen ist möglich (unabhängig von Sinnigkeit und optischem Eindruck). -
Gneise
Die große Familie der Gneise zeigt fast das gesamte Farbspektrum der Natursteine auf und gehört zur Familie der Hartgesteine. Sie sind durch Umwandlung aus anderen Gesteinen entstanden und je nach Mineralbestand, geologischer Vorschädigung usw. in der Tauglichkeit für Nassbereiche eingeschränkt nutzbar. Bekannte Vertreter dieser Gruppe sind z.B. Kashmir white, Serizzo, Multicolor usw. Die technische Qualität eines Gneises kann sich innerhalb eines Rohblocks stark ändern, deshalb ist hier ein Qualitätsmanagement, wie es z.B. die Magna GmbH aufgebaut hat von höchster Wichtigkeit zur Schadensminimierung. Gneise haben fast immer eine schnelle Wasseraufnahme und somit eine hohe Fleckempfindlichkeit. Chemikalien, die Gesteine schädigen können tief eindringen. Eingelagerte Erze und Sondermineralien lassen es nicht zu generelle Aussagen über die Tauglichkeit zu machen. Sämtliche Oberflächen, wie z.B. poliert, LaserGrip®,-strukturiert, geflammt, gesandstrahlt, gestockt, geschliffen ist möglich (unabhängig von Sinnigkeit und optischem Eindruck) -
Gabbros, Basalte, Labradorit
Der bekannte Gabbro "Nero Impala" ist kein schwarzer Granit, sondern ein Vertreter der Gabbros, die eine andere Entstehungsgeschichte haben als die Granit. Labrador gehört ebenso wenig zu den Graniten. Gemeinsam ist beiden aber die Schönheit und Eleganz. Sie zählen auch zu den Hartgesteinen und sind relativ resistent gegen mechanische Beanspruchung in Badezimmern. Die Kühlheit, die diese Materialien ausstrahlen ist stark abhängig von der Güte der Oberflächenpolitur. Kleine Kratzer, z.B. durch Sand unter Schuhen können innerhalb kurzer Zeit diese Oberfläche zerstören. Sie zeichnen sich aus durch eine hohe Dichte und eine geringe Fleckempfindlichkeit. Einen Imprägnierer kann bei diesen Sorten nicht eindringen. Empfindlichkeiten bestehen gegenüber Molekularsäuren (Salzsäurehaltig Produkte) und gegenüber starken Laugen. Oberflächen, wie z.B. poliert, LaserGrip®,-strukturiert, gesandstrahlt, gestockt, geschliffen sind möglich (unabhängig von Sinnigkeit und optischem Eindruck) -
Quarzite und Foide
Die im Badbereich relativ selten anzutreffende Gruppe der Quarzite ist im exklusivem Badbereich anzutreffen. Die bekanntesten Vertreter sind der Blaue Azul Macaubas und der dunkelgrüne Alta Quarzit. Azul Macaubas ist in Feuchträumen mit Vorsicht zu genießen. Mittlerweile ist bekannt, das in vielen Blöcken das Mineral Serizit enthalten ist, was zu schweren Schäden führen kann. Mit bloßem Auge, nicht oder nur von Geologen zu erkennen kann es zu partiellen Ausblühungen und Strukturschwächungen kommen. Die hohe und schnelle Wasseraufnahme von Azul Macaubas beschleunigt den Prozess. Alta Quarzit ist dagegen eine der unempfindlichsten Materialien überhaupt. Er wir i.d.R. spaltrau geliefert und ist extrem dicht, chemikalienresistent und fleckunempfindlich. Foide, besonders die bekannten blauen Sorten mit Sodalit als Farbgeber, können stark unterschiedliche chemische Beständigkeiten und Festigkeiten haben"Bahia Dark Blue"® aus Brasilien ist eine der wenigen hochfesten und relativ kratzunempfindlichen Materialien. Namibia Blue ist "bröseliger" und der Bohrmahle Azul Bahia kann in der Farbe stark variieren. Diese Materialien sollten immer vorab von den beteiligten Architekten und Kunden Plattenweise freigegeben werden. Sinnvolle Oberflächen sind poliert und LaserGrip® - bearbeitet. mögliche Oberflächen sind poliert, LaserGrip® - bearbeitet, geschliffen, spaltrau, gesandstrahlt. -
Kalksteine
Die Anzahl der Kalksteine und deren technischer Eigenschaften sind unüberschaubar. Die Farbpalette geht von fast weiß bis schwarz. Von einfarbig, bis bunt schillernd ist fast alles möglich. Die technischen Eigenschaften reichen von "bröselig" bis relativ hart. Gemeinsam sind sie aber säureempfindlich. Hautneutrale Produkte mit einem pH -Wert von 5,5 (sauer) kann die Oberfläche angreifen. Typische Vertreter dieser Gattung ist Jura gelb (bräunlich), Nero Marquina (schwarz mit weißen Adern). Neu auf dem deutschen Markt ist der Benkovac - Kalkstein aus Kroatien, der sich durch eine hohe Festigkeit auszeichnet. (je nach Sortierung hellgelb bis bräunlich). Die Fleckempfindlichkeit reicht von hochempfindlich (Nero Marquina) bis relativ klein (Benkovac) Die möglichen Oberflächenbearbeitungen sind poliert, geschliffen, gestockt, gesandstrahlt. -
Marmor
Das klassische, elegante Badezimmer ist ohne Marmor nicht vorstellbar. Marmor ist ein durch Druck und Hitze umgewandelter Kalkstein, der von sehr dicht (Afyon Gold aus der Türkei) bis sehr porös (Billig - Carrara) Die Säureempfindlichkeit ist geringer als bei den meisten Kalksteinen. Die Einlagerung von anderen Mineralien kann dazu führen, dass die Politur nicht homogen wirkt (z.B. bei Estremoz aus Portugal) Die Fleckempfindlichkeit ist bei allen Marmoren gegeben. Je homogener ein Material ist (z.B. Thassos in schneeweiß), desto eher fällt ein Fleck auf. Materialien, wie z.B. der rosafarbene "Norwegian rose" sind weniger optisch fleckempfindlich. Die technische Eignung reicht von ungeeignet bis machbar, Empfohlene Oberflächen sind poliert und geschliffen. -
Sandsteine
Die insbesondere in Deutschland weitreichende Palette der Sandsteine wird selten für Badbereiche genutzt. Die Eignung für Feuchträume ist am besten mit geologischen Beratungsstellen, wie z.B. der Rock & Mineral Consulting in Herzogenrath abzustimmen. Durch die Vielzahl der möglichen Zusammensetzung ist es ohne Untersuchung nicht möglich eine Tauglichkeitsvorhersage zu treffen. Gemeinsam ist allen Sandsteinen die relativ hohe Wasseraufnahme und die damit verbundene Fleckempfindlichkeit. -
2. Oberflächen
Die Wahl der Oberfläche ist für den optischen Gesamteindruck, neben der Textur und Farbe de Materials sehr wichtig. Aber auch technische Notwendigkeiten, wie Reinigungsfreundlichkeit, Rutschsicherheit und Abhängigkeiten von Oberflächen und Mindestdicken sind zu beachten. Die in Deutschland beliebteste Oberfläche ist die polierte. Für Waschtische, Duschwände ist sie auch die mit der höchsten Reinigungsfreundlichkeit. Die Schmutzanhaftung an der Oberfläche ist abhängig von der Rauigkeit und entgegen der Fleckempfindlichkeit fast materialunabhängig. Badezimmer gehören aber auch zu den Räumen mit erhöhter Unfallgefahr. Obwohl im privaten Bereich keine Vorschrift über Rutschsicherheit existiert, sollte man zumindest bei Hartgesteinen die fast unsichtbare LaserGrip® - Bearbeitung zur Rutschhemmung durchführen lassen. Bei Weichgesteinen wäre es empfehlenswert, die Bodenbereiche zumindest teilweise leicht sandzustrahlen (Duschtasse) Bei spaltrauhen Quarziten ist dies natürlich nicht notwendig. -
3. Verlegechemie
Die Eignung der Verlegematerialien muss nicht nur in Abhängigkeit vom Naturstein gesehen werden, sondern auch von den direkten Örtlichkeiten und Umständen. Die klassischen Dickbettmörtel und auch rein zementäre Dünnbettmörtel können bei Dampfbelastung zu Ausblühungen, auch noch nach Jahren führen. Für den ausgesuchten Naturstein sollte mit den entsprechenden Beratungsdiensten der Mörtelhersteller die optimale Lösung herausgearbeitet werden. Eine rechtsverbindliche Verlegeanleitung mit der alternativen Abdichtung ist rechtlich sicherer als die Auskunft eines Verlegers, der mit Sicherheit auch die fachlichen Fragen korrekt beantworten kann. Als Besonderheit hat die Fa. Mapei ein System auf den Markt gebracht, was das Verfärbungsrisiko durch Verlegemittel und Verarbeitung drastisch minimiert. Das sogenannte Granirapid® - System ist z.Z. eines der sichersten und Verlegesysteme. Fugmaterialien müssen nicht nur farblich auf den Naturstein abgestimmt werden, sondern auch auf das zu verlegende Material. Es wäre empfehlenswert sich die Eignung ebenfalls bestätigen zu lassen. -
4. Steinchemie
Die Steinchemie umfasst auch allerlei Mittel um Natursteine vor Schaden zu bewahren. Die meistgenannte Gruppe sind die sogenannten Imprägnierer. Sie sollen den Naturstein vor Flecken schützen. Bei saugfähigen Materialien, kann eine Imprägnierung vor Außeneinwirkung für eine gewisse Zeit schützen, z.B. Wasser an den Duschwänden oder auf einem Waschtisch. Aber die im Bad benutzten Tenside können die Wirkung bis auf Null herabsetzen. Imprägnierer schützen nicht vor Säurefraß bei Marmoren oder Kalksteinen. Oberflächliche Mineralumwandlungen durch Badchemikalien können sie auch nicht verhindern. Reinigungsmittel. Die als Wachs - Fluate im Handel befindlichen Lösemittel - Wachs Gemische können neben der farbtonvertiefende Wirkung auch schädigende Wirkung auf Fugmaterialien und den Naturstein haben. Reinigungsmittel, wie Schmierseife, grüne Seife usw. sind keine geeigneten Mittel für die Badreinigung, auch die beliebten Badreiniger und Essigreiniger sollten nur für die Keramik verwendet werden. Fragen Sie im Zweifelsfall den Verleger nach einer "schriftlichen Reinigungsvorschrift" (nicht Anleitung) -
5. Badezimmerartikel
Neben den Reinigungsmittel als Ursache für Unstimmigkeiten sind es vor allen Dingen die Toilettenartikel, die Streitfälle herbeiführen. Fast alle Seifen, vor allen die hautneutralen Produkte (pH -Wert 5,5 = sauer) hinterlassen bei Gebrauch auf Marmor angefressene Stellen, die nur mühsam von Fachleuten wieder zu beseitigen sind. Deosprays, Nagellackentferner usw. sind typische Fleckbildner im Badezimmer. Ein vielbenutztes System ist die Materialkombination von waagerechten Flächen mit Hartgesteinen (Boden, Ablagen, Waschtisch) und senkrechten aus Marmor / Kalkstein. Es ist zwar keine Garantie für einen problemlosen Gebrauch, aber ist risikovermindert. -
Resümee
Die Vielfältigkeit der angebotenen Naturmaterialien, die Wahl der Formate und Anwendungsmöglichkeiten lassen den freien gestalterischen Aspekten der gehobenen Innenarchitektur fast alle Möglichkeiten offen. Allerdings ist die Gebrauchstauglichkeit der Natursteine immer Objekt- und Kundenbezogen zu sehen. -
Naturstein im Eingangsbereich?
Guten Tag, nach dem ich nun einigen Text gelesen habe, habe ich noch einige Fragen. Ist es richtig, dass z.B. im Eingangsbereich mit Treppenhaus es sehr vernünftig ist wenn man dort einen Steinbelag auf Fußbodenheizung verlegt? Ich denke an einen Paradiso Bash Belag im Bereich Fußboden im Dünnbettverfahren (Bahnenware 1 cm) verlegt (geringe Aufbauhöhe). Auf den Treppen klassisch 3 cm Tritt- und 2 cm Setzstufe im Mörtelbett. Jetzt gibt es ja bei diesem Belag Qualitätsunterschiede in der Zeichnung des Steines. Wie kann ich bei einem Schriftlichen Angebot eines Fachbetriebes den Preis realistisch vergleichen. Ein Anbieter sagt, dass er nur die gute Qualität verlegt. Ein anderer sagt nichts und gibt einen Komplettpreis an. Eine Norm gibt es ja nicht, oder doch? Wie kritisch ist dieser Belag im Bezug auf Haltbarkeit und Pflegeaufwendungen. Raten Sie von diesem Belag ab? aus welchem Grund? Auf was muss beim Angebot und bei der Verlegung geachtet werden um später möglichst lange Freude daran zu haben? Vielen Dank für Ihr Netzengagement, habe schon einiges Gelernt! -
Trotz fehlender gültiger E-Mail-Adresse
Sehr geehrter Herr Dirr, Eine Norm für Qualität gibt es meines Wissens nicht. Bei einer Verlegung im Innenbereich ist Paradiso Bash durchaus geeignet, wenn man das Material mag (ich mag es nicht). Die Verlegung in Bahnen, d = 1 cm halte ich persönlich für stark bedenklich: Paradiso ist auch eine der Sorten, die evtl. schüsseln können (Migmatit aus Indien, wenn Original) Mikrorisse sind materialtypisch. Empfehlenswerter wäre die Verlegung von Fliesen 30,5 / 30,5 / 1 cm, auch wegen der Fußbodenheizung. Ich gehe von einem Einfamilienhaus aus, dann spielt die evtl. notwendige Rutschhemmung keine Rolle. Inwieweit das Material salzempfindlich ist, vermag ich im Moment nicht zu sagen. Kratzer sind auf diesem Material jedoch zu sehen. Evtl. wäre ein grauer Granit optisch problemloser (z.B. Eitziner aus Hauzenberg oder Anemone grau aus dem Harz) und nicht so stark gemasert. Die Zeichnung von Paradiso ist sehr unterschiedlich und je nach Geschmack des Kunden kann man darüber streiten. Über Preise kann ich nichts sagen, da diese regional stark unterschiedlich sind. Für den Untergrund empfehle ich einen Zementestrich, Ausführung ohne Fußbodenheizung als Verbundestrich, mit Fußbodenheizung auf Dämmung. Wenn Sie mir eine E-Mail zusenden, mit Ihrer Postadresse, kann ich Ihnen weitere Infos zu diesem Material zusenden. -
sehr interessant
kallo, ich möchte kashmir white im gesamten noch zuerichtetene einfam-Haus kaufen u. verlegen lassen.welche Risiken gibt es denn in verschiedenen Foren wird vor kashmir white gewarnt. warum?
wir würden entweder 40x 40 x 1,2 cm oder 30x 60x 1,5 cm verlegen, auch im Nassbereich.
danke im Voraus