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Fachwerk  -  innen isolieren oder nicht isolieren?
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

Fachwerk  -  innen isolieren oder nicht isolieren?

Hallo!
Wir wollen das erste Stockwerk unseres Bauernhauses (Aufstockung 1899) eventuell teilweise innen isolieren. Es handelt sich um Fachwerk, mit mikritischen Kalksteinen ausgefacht und außen verputzt (Zementputz mit kalkhaltigen Zuschlägen oder harter Kalkzementputz, sprudelt leicht mit Salzsäure).
Das Erdgeschoss hat 60-70 cm starke Kalkbruchsteinmauern. Das Wohnklima ist sehr angenehm, deshalb wollen wir hier nichts ändern.
Geheizt wird mit Scheitholz, bisher Einzelöfen, geplant ist eine zusätzliche Stückholzzentralheizung. Weil wir sehr billig heizen (ca. 150 E/Jahr, Sprit für Schlepper + Motorsäge schon drin), kommt es uns nicht auf eine Heizkostenersparnis, sondern auf Behaglichkeit an.
Im fraglichen Stockwerk, ein Raum bislang unbeheizt als Schlafzimmer genutzt, hängt im Winter Raureif an der Innenseite der Wand, der allerdings schnell abtrocknet (lüften). Die Fenster sind isolierverglast, allerdings etwa 20 Jahre alt, Luftzug ist nicht an ihnen nicht feststellbar. Weil sich die Eisblumen zuerst an der Wand und dann am Fenster bilden, denke ich, dass sie belassen werden können. Die spätere Temperatur in diesen Räumen soll normalerweise etwa 12  -  15 Grad betragen.
Weil ich in einem ähnlich "dünn" gebauten Haus mit Gaseinzelofen (zur Miete) schon erbärmlich gefroren habe (24 ° Raumtemperatur gegen die Hausmitte, 16 ° kurz vor der Außenwand, das Gefälle über nur ein paar Meter und der wahrnembare Strahlungsverlust in Richtung Außenwand waren sehr unangenehm, allerdings hatten hier die Fenster Mitschuld), will ich so was im eigenen Haus vermeiden.
Warum keine Außenisolierung: Die Isolierung betrifft nur 50 m² Wand, die Außenfassade hat etwa 210 m² (die anderen Obergeschossräume sowie 11/2 weitere Stockwerk bleiben ungenutzt). Die Außenfassade soll in ihrer Geschlossenheit erhalten bleiben  -  die teilweise Isolierung mit entsprechendem Vorsprung wäre aus optischen Gründen keine Lösung.
Als Isolierung nach oben stellen wir uns eine Dämmung über die gesamte Geschossdecke vor (nicht zwischen den Deckenbalken, sondern drüber, dann kann man ungestört eine wirklich dichte Dampfbremse aufbringen und die intakten Putzdecken erhalten  -  anderes Thema). Das Dach selbst (neu und über 2 Stockwerke) soll ungedämmt bleiben, von einem ganz kleinen Abschnitt (Nordseite) abgesehen: Der Kniestock reicht bis ca. 1,3 m, darüber etwa 0,8 m Dachschräge.
Welche Möglichkeit gibt es, die Wärmedämmung der Außenwände (vielleicht auch nur etwas) zu verbessern, ohne das Fachwerk durch Kondenswasser (weiter) zu schädigen? Auf der Südseite, die ca. die Hälfte der zu isolierenden Fläche ausmacht, ist das Fachwerk als tragendes Element nicht mehr zu retten (alter inaktiver Hausbockbefall), wir können aber problemlos dahinter eine neue Wand aufrichten (wieder Fachwerk oder Mauerwerk, noch unentschieden), weil auf der Grundmauer genug Platz ist. Muss diese neue Wand dann hinterlüftet werden oder nicht? Welcher Wandaufbau ist für die intakten Wände, welcher für die doppelte Wand geeignet? Welche Isolierstoffe (Styropor scheidet wegen der Giftigkeit im Brandfall und wegen schon gehabten Mäusebefalls aus). Mineralwolle? Holzweichfaser? Sollte in Eigenarbeit machbar sein, nach Möglichkeit also keine Dämmstoffe, die eingeblasen werden müssen. Holzweichfaser wäre mir wg. Wärmekapazität lieber.
Wie berechnet man den Taupunkt, wenn man nicht normgerecht wohnt (heizt)? Wie kann man eine eventuelle Dampfbremse an Fachwerkzwischenwänden abdichten? Meine Idee: Füllungen rausschlagen, Isoliermaterial UND Dampfbremse durchziehen, letztere an Balken luftdicht anbringen (wie?), wieder ausfachen, verputzen  -  geht das? (vom bauphysikalischen, nicht vom technischen, das macht nur Arbeit ...)
Schon mal vielen Dank  -  so viele Fragen auf einmal,
U. Nohlen
  1. wenn Sie Ihrem Fachwerk was gutes tun wollen

    Foto von Martin Kempf

    dann übertreiben Sie es nicht mit der Innendämmung. Ich war heute mal wieder in einem Fachwerkhaus von siebzehnhundertirgendwas, wo wir vor drei oder vier Jahren mehrere Zimmer im Erdgeschoss von innen verputzt haben. Meine bevorzugte Methode geht folgendermaßen: Ich befestige auf den Fachwerkwänden mit langen Nägeln mit Scheibe zwei oder mehr Lagen Schilfrohrmatten aus dem Baumarkt (gibt es da für Gärten als Sichtschutz zu kaufen). Wenn es sehr uneben ist oder die Dämmwirkung höher sein soll, kann man da ruhig noch mehr von den Rohrmatten übereinandernageln. Alles stramm befestigen. Dann putze ich die Matten mit Haftputzgips dünn vor und lass den hart werden und zwei oder drei Tage richtig austrocknen, so bekommen die Matten etwas mehr Stabilität und federn nicht so beim eigentlichen verputzen. Wenn es trocken ist, schmeißen wir die Putzmaschine an und verputzen die ganzen Flächen komplett mit Maschinenputzgips. Ohne jedes Armierungsgewebe oder Drahtgitter. Funktioniert hervorragend, gibt keine Risse, durch die Raumluft in kühlere Bereiche ziehen kann und der Dämmeffekt dieser Schilfrohrmatten ist auch nicht zu verachten.
  2. viel diskutiertes Thema

    Innendämmung im Fachwerk ist nicht so einfach und kann bei fehlerhafter Ausführung schnell zu Bauschäden führen. Üblicherweise favorisiere ich eine Innendämmung mit Schilfrohr (aber nicht aus dem Baumarkt, ich will das ja nicht vergoldet haben  -  Preis ) oder Holzweichfaser und darauf einen Lehmputz. Wobei die Platten in einen feuchten Lehmputz eingedrückt werden, um Lufteinschlüsse weitgehend zu vermeiden. Um das Problem des Taupunktes zu vermeiden ist eine Wandheizung optimal. Im Schlafzimmer verlegen wir dazu 2 getrennte Heizkreise. Und zwar eine einfache Schleife aus Vor- und Rücklauf (Vorlauf, Rücklauf) im Fußbodenbereich, diese läuft ständig und verhindert damit Tauwasserausfall in der Wand. Sowie zusätzliche Heizleitungen, falls der Raum einmal aus welchen Gründen auch immer richtig geheizt werden soll.
    Problematisch ist die Berechnung des Taupunktes, da die zugrundeliegenden Modelle bei einer Innendämmung offensichtlich nicht so funktionieren wie bei einer Außendämmung.
    Mineralwolle würde ich deswegen nicht gern nehmen, weil diese dazu neigt, einmal aufgenommene Feuchtigkeit nicht wieder abzugeben. Diesbezüglich finde ich Holzweichfaser günstiger. Stroh neigt ohne Wandheizung allerdings auch gern zu Schimmelbefall, was natürlich auch äußerst schlecht ist.
    Mit Dampfbremsen an Fachwerkwänden habe ich grundsätzlich Bauchschmerzen, da ein Tauwasseranfall am Holz dadurch nicht vermieden wird. Wasser das dann einmal am Holz ist kann dann von dort nicht schnell genug wieder weg.
    Wenn Gefache erneurt werden, rate ich zu Lehmausfachungen und innen eine Leichtlehmschale davor (z.B. aus Leichtlehmsteinen) da Lehm einen sehr guten Feuchteausgleich bietet und damit Wasser gut vom Holz fernhält.
    Viel Erfolg
  3. Lehm, Leichtlehmschale?

    Schon mal danke für die raschen Antworten!
    Schilfmatte + Gipsputz wäre eine Lösung, die gut zum Haus passt, so sind nämlich auch alle Zimmerdecken ausgeführt. Lehm und Holzweichfaser/Schilf klingt auch gut, nur welche Eigenschaften muss der Lehm haben? Korngrößenverteilung, Tonmineralbestand, Plastizitätzahl und nicht zuletzt Wassergehalt beim Einbau? Wenn ich das wüsste, könnte ich hier in der Gegend sicher passendes Material finden, wir haben hier Lehmvorkommen verschiedenster Genese, da fällt auf Baustellen viel von dem sonst unbrauchbaren Aushub an.
    "Die Platten in den feuchten Lehm drücken" habe ich das richtig verstanden: erst Lehmputz auf die Wand (Ausfachung selbst wird nicht erneuert), Holzweichfaserplatten draufdrücken, dann wieder Lehmputz?
    Wie könnte man die neue tragende Wand konstruieren: Wieder Fachwerk, mit Lehmsteinen ausgefacht und ohne Hinterlüftung, direkt an die alte Wand gesetzt? Reicht die hygroskopische Wirkung des Lehms, um die alte Außenwand (Zementputz außen!) trotz vekehrtem Wandaufbau (außen dicht und "kalt", innen offen und besser isolierend) trocken zu halten?
    Oder besser hinterlüftete Massivwand, "außen" isoliert und die alte Fachwerkwand einfach stehen lassen? Ich sehe bei letzterem Probleme bei den Fensterlaibungen.
    Wandheizung: Welche Vorlauftemperaturen braucht die Schleife im Fußbodenbereich? Eine vollflächige Wandheizung wollen wir nicht, die Zimmer sind sehr klein, haben fast zu viele Fenster und irgendwo müssen ja auch Möbel hin!
    Das Problem der Wandheizung ist grundsätzlich, dass nur sporadisch geheizt werden wird. Ununterbrochener Dauerbetrieb ist mit Stückholzheizung gar nicht möglich! Die Ausführung muss deshalb auch ohne Heizung funktionieren, ohne dass es zu Schäden kommt.
    U. Nohlen
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