Architekt hat alles ruiniert
BAU-Forum: Architekt / Architektur

Architekt hat alles ruiniert

Hallo, wir besitzen ein Haus Baujahr. 1936 in dem wir seit 9 Jahren wohnen. Mein Mann wollte das Haus schon damals vor unserem Einzug abreißen und neu bauen, da es in die Jahre gekommen war. Feuchter Keller, keinerlei Dämmung, Dach stellenweise undicht. Ich aber habe es nicht über's Herz gebracht unser Häuschen, das damals vom Uropa meines Mannes gebaut wurde abzureißen, und habe ihn zu einer Kernsanierung mit Um- und Anbau (Umbau, Anbau) überreden können. WENN die Kosten im Vergleich zu einem Neubau im Rahmen bleiben. Wir gingen also letztes Frühjahr auf Empfehlung zu einem ortsansässigen Architekten, der sofort Feuer und Flamme für unser Projekt war, da er unser Haus schon lange kennt. Kurz drauf hatten wir auch schon Pläne wie alles mal ausschauen könnte. Nach einigen Änderungen war es perfekt und der Architekt meinte wir kommen "locker" mit 210.000 hin, schlüsselfertig, das haben wir auch im Vertrag so festgehalten. Mündlich sagte er uns sogar lächelnd einen Preis von 180-190.000 zu, da er angeblich sehr großzügig kalkuliert hätte, aber so freuen wir uns am Ende wenn wir weniger bezahlen müssen. Aufgrund dieser Kostenschätzung hat sich mein Mann zu dem Umbau überreden lassen, da ein Neubau in dieser Größe mindestens 300-350.000 gekostet hätte. Im Oktober sollte es endlich losgehen, Bauende April/Mai. Eine Woche vor eigentlichem Baubeginn, stellte mein Schwiegervater fest, dass an genau der Stelle, wo der Aushub für den Anbau stattfinden sollte die Gasleitungen, Wasserleitungen und Stromleitungen verliefen. Wir sprachen den Architekten darauf an und der meinte, dass das kein Problem sei. Die Baufirma solle einfach um die Leitungen herumgraben und wenn alles gekappt ist kann man die Rohre entfernen. Die Baufirma hat sich (natürlich) geweigert das zu machen. Um die ganzen Anträge haben wir uns dann selbst gekümmert, und versucht das Ganze zu beschleunigen. Trotzdem wurde es Mitte Dezember bis wir endlich beginnen konnten. Zu der Zeit sollte eigentlich schon der Rohbau (8 mx5 m) stehen. Wir bekamen auf die Ausschreibungen des Architekten drei Angebote zwischen 90.000-100.000 für den Rohbau. Ich habe gedacht damit wäre das Teuerste an dem Ganzen erledigt und den Architekten um eine detaillierte Kostenschätzung gebeten um zu sehen, ob wir mit diesem Betrag unter, über oder drin sind in seiner Schätzung. Ich habe nie eine bekommen. Er sagte nur, das passe schon alles. Zwischenzeitlich war ein unabhängiger Sachverständiger der KfW bei uns, der uns in einem vertraulichen Gespräch darauf hinwies, dass die Planung des Architekten den Rahmen sprengen wird, da er nur mit den teuersten und aufwendigsten Materialien geplant hat. Fassadendämmung 30 cm Steinwolle, Dachdämmung 20 cm Mineralfaser Zwischensparrendämmung, (Sparrenaufdopplung nötig) plus 15 cm Pavatex Aufsparrendämmung und die Sparren selber wollte er auch noch mit Dämmmaterial versehen. Wie das funktioniert hätte habe ich allerdings nie kapiert. Dampfsperre aus Fichtenholz usw ... Als dann die Angebote für den neuen Dachstuhl und Dachdämmung kamen wurde ich tatsächlich das erste Mal stutzig. Das Günstigste belief sich auf auf 135.000! Nur für das Dach und den Rohbau hatten wir die geplante Summe bereits überschritten. Ich habe des Öfteren versucht mit dem Architekten darüber zu sprechen. Aber er hat mich jedes Mal "stehen gelassen" und gemeint, wir kommen mit der Summe schon hin?!? Ich sagte ihm auch, dass wir keine 30 cm Steinwolldämmung für die Fassade möchten, und er das bitte in seinen weiteren Ausschreibungen berücksichtigen soll. Auch, dass die Angebote für das Dach absolut indiskutabel sind und er bitte schauen soll wie wir mit den Kosten runterkommen. Die Kosten für Dach hat er dann tatsächlich reduziert, indem er die Dachfläche mal eben 100 m² kleiner gemacht hat als sie tatsächlich ist. Wir haben keines dieser Angebote in Anspruch genommen, ihm das auch gesagt, und selbst nach Dachdeckerfirmen gesucht. Die Angebote "unserer" Firmen beliefen sich auf nicht mal die Hälfte, bei tatsächlicher Größe des Daches. Die Firma für die wir uns entschieden haben, hatte auch das LVAbk. unseres Architekten bekommen und uns aufgeklärt, dass vieles vergessen wurde, u.a. die Verbindung zwischen Alt- und Neubau (Altbau, Neubau), Dachziegel, Pfetten ... Wir hätten für 135.000 also noch nicht mal Dachziegel gehabt! Auch bei der Baufirma für den Rohbau stapelten sich die Regiezettel, die der Architekt alle unterschrieb, ohne uns darüber zu informieren, dass erhebliche Mehrkosten auf uns zukommen. Größtenteils, weil er es vergessen hatte mit anbieten zu lassen. Dann kam irgendwann der Bauleiter auf uns zu und eröffnete uns in einem ebenfalls "vertraulichen" Gespräch, dass der Architekt nun andere Steine (die Teuersten der teuren, T-7, Mehrkosten 28.000!) zum hochmauern in Auftrag gegeben hat, ob wir davon wüssten. Wir wussten natürlich von nix, und haben gesagt, dass diese Änderung nicht gemacht wird. Der Architekt meinte dazu nur, dass das eben die besten Steine sind und wir später froh wären, dass wir so hochwertiges Material verbaut hätten. Ich habe ihn nochmals um Kostenreduzierung gebeten, und gesagt, dass das alles absolut unser Budget sprengt. Als wir dann kurz darauf ein Angebot für die Fassadendämmung über 63.000 bekommen haben, habe ich den Architektenvertrag gekündigt. Nur will er tatsächlich, dass wir seine Rechnung bezahlen. Im Dezember hat er uns 2 Wochen nach Baubeginn bereits die erste Rechnung über knapp 9.000 gestellt die wir auch anstandslos bezahlt haben. Im Januar kam dann bereits seine 2. Rechnung mit knapp 6.000. Ich sagte ihm, dass ich nicht bereit bin diese Summe zu bezahlen, da er Ausschreibungen gemacht hat, von denen ich von Anfang an gesagt habe, dass wir das nicht möchten. Wenn er es trotzdem ausschreibt, bin ich nicht bereit das zu bezahlen. Er hat die Kosten dafür dann aus "Kulanz" von der Rechnung genommen, will aber immer noch knapp 5.000 und hat noch eine zuzsätzliche Abschlussrechnung angekündigt. Insgesamt hätte sich sein Honorar auf knapp 30.000 belaufen, bei einer Bausumme von 210.000. Davon hat er 9.000 bereits bekommen und wir sind bei einer Bausumme von 415.000! angelangt. Ohne Möbel, Farbe Tapeten ... Keine Ahnung wie wir das stemmen sollen. Was kann ich denn jetzt machen? Er hat inzwischen eine Mahnung geschickt, aber ich werde dieses Geld nicht bezahlen, da er dafür auch keine Leistung erbracht hat. Die Entwurfsplanung denk ich ist mit den 9.000 locker bezahlt. Um alles andere haben wir uns selbst gekümmert. Er ist nur jeden 2. Tag kurz auf der Baustelle erschienen um irgendwelche Änderungen in Auftrag zu geben und um Regiezettel verschwinden zu lassen. Die Statik unseres Hauses ist voll im Eimer. Es sind tragende Wände entfernt worden, für die wir jetzt überall Stahlträger einsetzen lassen mussten, sein Kommentar dazu war, dass die Statik bei so einem kleinen Einfamilienhaus keine Rolle spielt und die Statiker nur überall ihren Senf dazugeben wollen. Sorry, aber so jemandem bezahl ich keinen Cent mehr! Oder muss ich? Entschuldigt den Roman, aber ich musste das irgendwo loswerden!

Viele Grüße Christin

  • Name:
  • Christin Weigler
  1. Auch wenn es weh tut ...

    muss ich damit eröffnen: Sie haben einen RIESEN Fehler gemacht, den Kollegen "einfach so" zu kündigen! Er besteht derzeit (auch wenn es Ihnen nicht zu Unrecht völlig falsch erscheint) mit Fug und Recht auf seinem fast vollen Honorar.

    Gehen Sie  -  nicht nur deswegen  -  unverzüglich zu einem Anwalt für Honorar- und Architektenrecht, um zu retten, was noch zu retten ist.

    Ohne dem vorgreifen zu wollen, hier noch ein paar Stichworte zum Verhalten des Architekten:

    1) *piep*

    2) *piep*

    3) Tagelohnzettel in größerem Umfang unterschreiben dürfte er nur mit einer Vollmacht von Ihnen (die Sie ihm hoffentlich nicht erteilt haben)

    4) Wenn die 210.000 im Vertrag wirklich rechtssicher! vereinbart sind, dann kann es sein, dass er für die Ihnen entstehen MehrLASTEN (nicht Mehrkosten) aufkommen muss. Also z.B. höhere Zinssätze.

    Dann  -  auch wenn Ihr Vertrauen sicher und verständlicher Weise bis ins Mark erschüttert ist  -  suchen Sie sich einen anderen Architekten, der Ihnen hilft, zu retten, was noch zu retten ist und der dem Anwalt hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen! Wenn Sie da jetzt alleine weiterarbeiten, kann das böse für Sie werden. Lassen Sie auch prüfen, in wie weit günstigere Bauweisen und -materialen Auswirkungen auf die Baugenehmigung oder in Anspruch genommene Fördergelder haben kann

    Ich weiß, die Lage ist *piep*, aber Ihnen jetzt nur Händchen halten macht es nicht besser. Je eher Sie die ungeschminkte Wahrheit annehmen, desto eher können Sie noch etwas retten

  2. Schande *piep* *piep* Ich habe fast befürchtet, ...

    Schande *piep* *piep* Ich habe fast befürchtet, Schande *piep* *piep*

    Ich habe fast befürchtet, dass es auf einen Anwalt hinausläuft. Die Änderungen die wir vorgenommen haben, haben Gott sei Dank keine Auswirkung auf die Fördergelder. Im Gegenteil, ich habe erfahren, dass wir gar nicht so aufwändig dämmen müssen, und somit viel Geld sparen. Von 30 cm Steinwolle runter auf 16 cm Styropor. Und auch die Holzfaserplatten auf dem Dach sind mit 8,5 cm ausreichend. Damit sind wir aber immer noch weit über den geplanten 210.000 (Summe nur im Architektenvertrag festgehalten), kann er einfach so den finanziellen Rahmen sprengen? Das Schlimme ist, dass mit Bausparern und anderen Rücklagen unser Budget 280.000 hoch war (man weiß ja, dass es immer etwas teurer wird), das war für uns aber auch absolutes Limit. Nachdem er uns sogar nur 180-190.000 "zugesagt" hat (das zählt nichts, ich weiß. Aber man hat es im Hinterkopf), hätten wir ein Polster von knapp 100.000 gehabt. Dass das nun nicht einmal reicht macht mich fix und fertig! An die Baugenehmigung habe ich auch schon gedacht, aber das einzige was sich ändert sind nicht sichtbare Materialien und Ziegel auf dem Dach. Ich werde mich diesbezüglich trotzdem nochmal erkundigen. Bitte nicht böse sein, aber mir kommt kein Architekt mehr in's Haus.. Die Baufirma und die Zimmerer haben mir gesagt, dass sie bisher dem Architekten eher darüber aufgeklärt haben was an seinen Plänen umsetzbar ist und was nicht. Er meinte dann immer nur, gut, dann sollen sie es so machen. Daher die vielen Regiezettel. z.B. hat er den Keller im Anbau mit 2,70 m Deckenhöhe geplant (ich habe es leider zu spät bemerkt, war auf den Plänen für mich nicht gleich ersichtlich). Den dadurch extrem tiefen Aushub und die damit verbundene nötige Unterfangung von 1 m Höhe hatte er allerdings nicht mit eingeplant, darauf hat ihn der Bauleiter aufmerksam gemacht. Als die Baufirma vom ihm wissen wollte wie tief sie ausheben sollen, hat er geantwortet, sie sollen auf die Pläne schauen, da steht alles drauf. (Da stand ich sogar daneben.) Abgesehen davon stimmen keine m² oder m³ Zahlen mit dem Tatsächlichen überein, es wurden keine Aufleger für die Decken geplant, Decke zwischen Erdgeschoss und 1. Stock wurde komplett vergessen und und und ... Noch schlimmer kann es doch ohne Architekt auch nicht kommen?! Alle anderen Gewerke (Heizung, putze, Fliesenleger etc.) brauchen doch keinen Architekten, oder? Vollmacht etwas zu unterschreiben hat er von uns nie bekommen. Und die Kündigung war eine Kurzschlussreaktion die ich aber nicht bereue. Aber besser überdenken hätte ich sie wohl besser sollen. Vielen Dank für Ihre Antwort! Auch wenn ich genau das nicht hören wollte :-(

    • Name:
    • Christin W.
  3. Oder ziehen die Handwerker ...

    Oder ziehen die Handwerker Sie gnadenlos über den Tisch? 8*5 m Anbau in T7 und dann 28.000 € Mehrkosten?
  4. Mir kommt kein Architekt mehr ins Haus ...

    mag zwar verständlich sein, ist aber gerade in Ihrer Situation völlig falsch.

    Nicht nur, dass ich ähnliches denke wie Rüdiger, ich sehe vor allem, dass sie entweder nach Gusto der Firmen weitermachen und am Ende wenig Geld sparen gegenüber dem jetzigen Konzept oder aber Linie in den Bau bekommen müssen  -  und das können Sie als Laie nicht.

    Außerdem werden Sie alleine mit Ihrem Anwalt keine Chance haben, Ihrem Ex-Architekten die Hammelbeine lang zu ziehen, weil Anwälte zwar Jura können, aber keine Baufachleute sind  -  da brauchen die fachliche Hilfe, die hier eben nur ein anderer Architekt geben kann.

    Die von Ihnen genannten Zahlen für einen Anbau 8*5 mit KG, EGAbk. und OGAbk. + Dach und eine Sanierung des Bestandsdachs sind schon arg hoch.

    Was mir auch mal gar nicht passt, ist das Gerede der Handwerker. Sicher rennt man als Handwerker nicht wg. jeder Kleinigkeit zum Bauherren, sondern versucht erstmal mit dem Planer klarzukommen.

    Wenn es aber (auch finanziell) solche Dimensionen annimmt wie beschrieben, dann kann das nicht alles "auf Zuruf" erfolgen. Neben vielem anderen schon alleine aus Selbstschutz, denn als Handwerker will ich doch wissen, ob mein Auftraggeber all die Mehrkosten auch schultern kann!

    Wenn Sie jetzt ohne Fachmenschen weitermachen, ist das, was Sie bis jetzt erreicht haben, bestenfalls der Rand des Sumpfs, in dem Sie am Ende stehen werden. Auf diese Baustelle gehört jemand, der da wieder "Zucht und Ordnung" (ja  -  ich weiß) reinbringt.

    MfG

  5. Sie müssen ...

    Foto von wiki

    Sie müssen auf dem allerallerschnellsten Weg zu einem Fachanwalt für Baurecht. Wenn Ihr Architekt tatsächlich entgegen Ihrer Vorgaben gehandelt und Kosten/Schäden versursacht hat und Sie das Ihm nahcweisen können, besteht eine gute Chance, Ihn an den Mehrkosten zu beteiligen.

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