Ist alles erlaubt?
BAU-Forum: Bauplanung / Baugenehmigung

Ist alles erlaubt?

Hallo,
ich habe eine einfache, wie auch extrem kompliziere Frage:
B-PlanAbk. und Bundesland mal außer acht gelassen (mancherorts gibt es ja keinen, bzw. gehen wir mal davon aus, dass dieser mein Vorhaben nicht einschränkt), kann ich mein Haus selber so bauen, wie ich es will, wenn ein Architekt/Statiker mir unterzeichnet, dass das statisch so OK ist?
Hierbei geht es ausschließlich um Eigennutzung!
Oder gibt es Regeln, die eine Baugenehmigung verhindern, wenn zum Beispiel die Wände nicht dick genug isoliert sind, oder die Toilette zu klein ist ;-)
Ich frage deswegen, weil ich mir als Hobby ein Haus bauen will und zwar nach einem Baustandard aus einem anderen Land.
Deswegen wollt ich halt mal wissen, wie das so aussieht bei Eigennutzung, ob ich mir dann ein Haus aus Lehm, Holz, Lego oder Wellblech bauen kann mit den dementsprechenden Konsequenzen für Kabel, Heizung, Statik etc. ...
danke für die Unterstützung schon mal im Voraus
  • Name:
  • Steffen Bilstedt
  1. mindestens die bauordnungsrechtlichen Normen und Vorschriften

    müssen Sie einhalten. Sie brauchen z.B. einen EnEVAbk.-Nachweis. Wenn Sie Ihr Haus weniger gut dämmen, klappt das nur, wenn Sie darüber hinaus eine energetische Eigenversorgung planen (Photovoltaik und Solarthermie). Die Gesamtheit Ihres selbstgewählten Problems diskutieren Sie am besten bereits in der Planungsphase mit einem erfahrenen Architekten, der weist Sie auch auf weitere zu berücksichtigende Mindeststandards hin, die für die letztlich erforderliche bauaufsichtliche Abnahme erforderlich sind. Bei allen übrigen Punkten können Sie schriftlich den Architekt und die Baufirmen von den sonst in Deutschland einzuhaltenden DINAbk.-Normen (Regeln der Technik) freistellen.
  2. Ist das nicht schrecklich

    Kann es evtl. sein, dass Deutschland sich selber immer weiter einschränkt, bis gar nichts mehr geht.
    Das heißt, wenn ich mein Haus nur im Sommer bewohnen will, oder gerne mit Schneeanzug zu Hause rumlaufe, bekomme ich trotzdem keine Genehmigung, nur weil mein Haus nicht gedämmt ist.
    Ich denke das ganze ist in meinem Fall sogar noch weiterführend, dass heißt, selbst wenn ich dämmen wollen würde, fehlen bestimmt für einige Bauweisen (Lehm, Lego ;-)) die demensprechenden Normen oder Zertifikate, sodass die Auflagen gar nicht erfüllt werden können.
    Oder reicht ein Sachverständigengutachten?
  3. Ich find es ok

    so ein Haus überlebt Sie, was dazu führt, dass andere Leute sich säter mit Ihren Bausünden herumschlagen müssen. Da ist es doch sehr schön, wenn wir nicht wie die Amis in luftigen Wackebuden leben dürfen und die Schlamperei beim Bau mit Heizung und Klimagerät kompensieren dürfen. Kleiner Hinweis: Deutschland schießt sich damit nicht ins AUS, sondern übernimmt in der EU Vorreiterrolle und manch anderes EU-Land schreibt seine nationalen Dokumente in Sachen Energieeinsparun mittlerweile von uns ab. Das ist die Zukunftsrolle, die wir brauchen.
  4. Nostalgie

    ... fordert eben besonderen Aufwand. So ist das, wenn man altes Fachwerk nachbauen will oder Lehmhütten ... Würde mir, als Architekturliebhaber, auch so gehen, wenn ich eine Persius-Villa im Original nachbauen wollte. Da brauche ich dann ein Energiegutachten. Ist doch OK, denn schließlich sind Sie mit Ihrem Haus nicht allein, sondern wir alle tragen die klimatischen Folgen.
  5. Wackelbudeninhabern geht es besser

    immerhin sind 90 % der Amis "Wackelbudenbesitzer" in den USA Eigentümer und nicht Mieter wie hierzulande. Ich weiß nicht was fortschrittlich daran sein soll sein Geld für Miete aus dem Fenster zu werfen nur weil man sich einen Hausbau nicht leisten kann, da der Staat lieber neue tolle Regeln erfindet, die das Hausbauen verteuern und Subventionen abschafft, obwohl die Wirtschaft und Kaufkraft grad am Boden liegt.
    Wenn sonn US-Holzhaus halt nur 25 Jahre hält, schmeißt manns halt weg, dafür hat man schließlich auch 200000,- aufwärts Miete gespart.
    Aber egal ich schweif vom Thema ab.
    Mir geht es ja nur darum ob die Genehmigungsfähigkeit auch durch ein Gutachten hergestellt werden kann, wenn für Baumaterialien die Zertifizierung, Norm oder Erfahrung fehlt. Ich hoffe ich kann das verständlich rüber bringen, was ich meine.
    Sicherlich macht auch die EnEVAbk. Sinn. Nur wenn das Haus nur im Sommer bewohnt werden soll, oder nicht beheizt werden soll, nervt auch diese.
  6. Es gibt doch Möglichkeiten

    Nur ohne Anträge geht es nun mal nicht. Sie können sich da lange Aufregen, was Sie alles einhalten müssen. Ohne einen Antrag zu stellen werden Sie nicht schlauer.
    In der Landesbauordnung steht, was genehmigunsgfrei errichtet werden darf. Ihr Vorhaben ist wahrscheinlich Baugenehmigungspflichtig. Also müssen Sie einen Lageplan, Bauzeichnungen (Grundrisse, Ansichten, Schnitte), eine Baubeschreibung, eine Berechnung des umbauten Raums usw. einreichen. Diese Unterlagen müssen bestimmte formelle Anforderungen erfüllen. Wenn sie selbst nicht in der Lage sind, diese Unterlagen (Bauvorlagen) anzufertigen, müssen Sie halt jemanden Beauftragen, der das kann. In manchen Bundesländern ist nicht mal eine Statik nötig um eine Baugenehmigung zu erhalten, es muss lediglich eine Bescheinigung eines Statikers beigebracht werden, dass er beauftragt worden ist oder die Statik muss erst spätestens bei Baubeginn vorliegen. In jedem Fall brauchen Sie einen Statiker, der die wesentlichen tragenden Teile dimensioniert, sodass das Konstrukt standsicher ist.
    Sie können auch erstmal eine Bauvoranfrage stellen, um zu sehen, was Sie überhaupt auf Ihrem Grundstück bauen dürfen.
    Aber ganz ohne mit den Behörden in Kontakt zu treten, wie soll das gehen?
    Gruß
  7. Baugenehmigung ist wichtig

    es soll ja auch ein Bauantrag und alles weitere gestellt werden, darum geht es mir nicht.
    Ich nehme mal das Beispiel PKW-Hänger. Liegt dieser unter 750 kg zul. Gesamtgewicht, benötigt also keine Bremse gibt es nur ein lapidare Vorschrift sinngemäß: "Die Tragenden Teile müssen ausreichend dimensioniert sein und alles muss fest und verletzungssicher sein".
    Klar gibt es klare Vorschriften, wo die Reflektoren und die Beleuchtung zu sein haben, aber halt keine weiteren Ansprüche an das Material, bzw. irgendwelche DINAbk.-Normen was das Material angeht.
    Beim gebremsten Anhänger sieht das schon anders aus, hier muss die Bremse bei dem Auflaufgewicht des Anhängers blockieren.
    Und beim PKW gibt es dann endlich Normen und Zerifikate. Hier geht es nicht mehr nur darum, dass die Bremse den PKW zum stehen bekommt, sondern der Bremsenhersteller muss in einem mir unbekannten Zertifizierungsverfahren beweisen, dass seine Bremse das Auto bremst, eine gewisse Lebensdauer übersteht und viele Dinge mehr. Dann erhält das Bauteil eine Zulassung, da es der DIN entspricht.
    Will ich aber meine eigene Bremse herstellen (merke grade "Bremse" ist ein blödes Beispiel) und in meinen PKW einbauen ist mir das fast unmöglich, weil zu viele Variablen davon abhängen, das Prüfungsverfahren zu teuer ist und die Sachverständigenkosten, Materialprüfungsverfahren und letztlich wahrscheinlich mein fehlender Beruf in der Richtung (müsste ja Schweißer sein, oder so) es gar nicht zuließen.
    Macht ja auch Sinn, soll sich ja nicht jeder seien Bremse selber bauen und den Staßenverkehr damit gefährden ;-)
    Aber was ist, wenn das bei dem fiktiven Wunschhaus das gleiche ist? Bleiben wir beim einfachsten Beispiel: Alles ist OK, alle regeln eingehalten, mein Legohaus, passt auch ins Straßenbild, nur der Zuständige Beamte vom Bauamt sagt, meine Legosteine würden nicht ausreichend isolieren, nach EnEVAbk..
    Kann ich dann nen Sachverständigen rufen, der einen Versuchsaufbau macht um festzustellen ob das so ist und mir dann ein Gutachten fertigt, womit sich das Bauamt dann zufrieden gibt.
    Oder ist die Sache von vornherein zum Scheitern verurteilt weil der verwendete Baustoff eine Zertifizierung braucht? Hat er die nicht, habe ich verloren.
    Wie sieht das in der Realität aus? Ich meine es wird wahrscheinlich schon schwer werden einen Architekten für mein vorhaben zu finden, der müsste sich ja schließlich auch mit den verwendeten Baustoffen auskennen.
    Ist das alles spannend ;-)
    • Name:
    • Steffen Bielstedt
  8. Aus der Laienecke ...

    gesprochen:
    Wenn Sie mal etwas detaillierter Ihr Vorhaben beschreiben würden, könnten die hier mitlesenden Fachleute auch viel konkreter Hilfestellung leisten.
    Grüße
  9. Das wird der Beamte bestimmt nicht sagen

    Erstmal zur Statik:
    Ein Statiker wird sicherlich die Decken berechnen können und müssen, die können dabei aus Stahl, Beton oder Holz sein. Ebenso kann er das Tragverhalten der Wände beurteilen, gerade bei Gebäuden niedriger Höhe sollte das kein Problem sein, egal ob die aus Holz, Stein oder Lego sind. Wenn die Windkräfte sicher abgeleitet sind und die Bauteile entsprechend dick sind, ist das doch kein Problem. Allerdings werden der Entwurfsverfasser und der Statiker gut daran tun, sich von Ihnen unterschreiben zu lassen, dass keinesfalls eine Gebrauchstauglichkeit der Planung von Ihnen verlangt wird, sondern nur die elementarsten Eigenschaften, wie z.B. Standsicherheit usw.
    Die Energieeinsparverordnung gilt nicht für Wohngebäude, die für eine Nutzungsdauer von weniger als 4 Monate jährlich bestimmt sind. Oder für kleine Gebäude bis 50 m² gibt es vereinfachte Regelungen.
    Der Bauamtsbeamte wird sicherlich nicht hinterher die Wärmeleitfähigkeiten der Baustoffe anzweifeln. Wenn ein EnEVAbk.-Nachweis gefordert wird, wird der vorher gerechnet und der Aufsteller wird sich dann drum kümmern müssen, wo er die bauphysikalischen Kennwerte Ihrer Baustoffe herbekommt.
    Sollte es nicht möglich sein, den EnEV-Nachweis hinzurechnen, so können auch Befreiungen erteilt werden, wenn Sie da entsprechende Gründe vorbringen können.
    Also wo ist denn nun das Problem?
  10. Wenn es nur ...

    Wenn es nur um die EnEVAbk. geht, sollte das ganze nicht sooo das Problem sein. Schließlich lässt § 25 Befreiungen zu. Die müssen aber erst mal begründet und beantragt werden.
  11. Ups, ...

    Ups, da haben wohl zwei zur gleichen Zeit geschrieben :-)
  12. Das ist doch alles sehr interessant

    im großen und ganzen sind doch alle meine Fragen beantwortet.
    Fazit:
    man kann sein Haus so bauen wie man will, solange:
    niemandens Sicherheit dadurch gefärdet wird,
    EnEVAbk. eingehalten werden oder
    man eine (Teil-) Befreiung erwirken konnte,
    der Bauträger von bestehenden Normen befreit und
    der Bebauungsplan eingehalten wurde.
    richtig?
    • Name:
    • Steffen Bilstedt
  13. Und ...

    Und eine Baugenehmigung (soweit erforderlich) erteilt wird!
  14. Auch nicht ganz ...

    in Bereichen gemäß § 34 BauGB, also wo es keinen Bebauungsplan gibt, aber eine Bebauung zulässig ist, muss sich die Gestaltung an der Umgebungsbebauung orientieren. Unabhängig von technischen Baubestimmungen kann ein Bauamtsbeamter sich in Fragen der Gestaltung da sehr einmischen. z.B. bekommt man manchmal kein Walmdach, wenn es in der Umgebung nur Satteldächer gibt. Das Gebäude darf nicht zweigeschossig sein, wenn es nur von eingeschossigen Gebäuden umgeben ist und umgekehrt. Das geht dann weiter über Dachgauben, Fassadengestaltung usw. Also das Bauamt hat da sehr viel Macht. Wenn Sie da mit einem "eigenwilligen Entwurf" kommen, kann es eine Ablehnung geben. Dafür interessiert sich das Bauamt viel mehr, als für die technische Richtigkeit der Bauausführung. Die technische Richtigkeit ist Aufgabe des Architekten, sofern er denn mit Ausführungsplanung und Objektüberwachung beauftragt wurde. Mindestens brauchen Sie je nach Bundesland einen Bauleiter gemäß Landesbauordnung. Der Bauleiter ist dann für die richtige Umsetzung der bautechnischen Nachweise und der Baugenehmigung verantwortlich.
    Ein Beispiel: Angenommen, Sie müssen dem Bauamt einen EnEVAbk.-Nachweis vorlegen. Da der EnEV-Nachweis dann Bestandteil der Baugenehmigung ist, muss der Bauleiter dafür sorgen, dass alles was im Nachweis steht, auch so umgesetzt wird. Wenn abweichend gebaut werden soll, muss er dafür sorgen, dass der Nachweis neu gerechnet wird und dann muss er prüfen, ob die Anforderungen immer noch erfüllt sind. Wenn der Bauleiter da nicht aufpasst, ist er in der Haftungsfalle. Wenn sie gegen Vorschriften verstoßen, könnten SIE selbst den Bauleiter verklagen, wenn etwas schief geht. Und wahrscheinlich würden sie vor Gericht sogar gewinnen.
    Deshalb ist eher ihr Problem, diese "Unterschriftgeber" zu finden, die sich als Entwurfsverfasser und Bauleiter bestellen lassen, sie aber auf der Baustelle gewähren lassen. Aber es gibt Leute, die unterschreiben Ihnen das alles.

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