Lüftung mit WRG mit zentraler oder dezentraler Zuluft?
BAU-Forum: Lüftung

Lüftung mit WRG mit zentraler oder dezentraler Zuluft?

Sehr geehrte Experten,
wir planen z.Z. den Bau eines Einfamilienhaus, das mittels einer Wärmepumpe beheizt werden soll. Zusätzlich möchten wir eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verbauen. Hier stellt sich uns die Frage, ob diese mit zentraler Zuluft oder mit dezentralen Außenluftventilen gebaut werden soll. Wir sind durch die Diskussion um Probleme mit zentraler Zuluft (Verkeimung der Luft, Schimmelpilzbelastung etc.) und dezentraler Außenluftnachführung (kalte Zugluft an den Wandventilen, Lärm, der durch die Außenluftventile in den Wohnraum dringt) völlig verunsichert. Welches ist denn Ihrer Meinung nach nun das bessere System?
  • Name:
  • Ralph Böse
  1. Wie soll denn da die WRG laufen?

    Wie soll den bei dezentraler Zuluft, diese mit Hilfe des Wärmetauschers erwärmt werden? Wir planen ebenfalls eine solche Anlage aber mit WRG und dezentrale Zuluft haben wir bisher noch nicht gesehen.
    • Name:
    • Reg2023-Herr Ron-031-Wolf
  2. woher?

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Woher sollen denn bei zentraler Zuluft Verkeimung der Luft, Schimmelpilzbelastung etc. herkommen? Sie wollen sicher keine Klimaanlage mit Luftbefeuchtung bauen. Diese Anlagen können bei nicht ausreichender Wartung solche Probleme verursachen.
  3. Das System mit dezentralen Außenluftventilen saugt über Küche ...

    Das System mit dezentralen Außenluftventilen saugt über Küche und Bäder raumseitig Luft an, führt sie über einen Wärmetauscher und nutzt die gewonnene Wärme zur Unterstützung der Warmwasserbereitung. Um die dem Raum entzogene Luft nachzuführen, werden in die Raumwände Außenluftventile eingebaut, über die dann Luft ins Haus nachströmen kann.
    Zur Schimmelbildung bei zentraler Luftnachführung über Kreuz- oder besser über Gegenstromwärmetauscher: Hier im Forum habe ich bereits diverse Artikel gelesen, in denen behauptet wurde, dass sich in den Rohrsystemen der zentralen Luftverteilung im Haus Bakterien, Viren und Pilze massenhaft vermehren würden. Einige behaupteten sogar, dass sich die Luft durch elektrostatische Aufladung "falsch ionisieren" würde  -  auch wenn mir das selbst ein wenig esoterisch anmutet ...!
    • Name:
    • Ralph Böse
  4. Trotzdem woher? (angebliche Nachteile von Lüftungsanlagen)

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Bakterien und Pilze vermehren sich nur, wenn sie Nahrung haben und es genügend feucht ist. Nahrung ist zwar vorhanden durch den Staub in der Luft, der sich aber vorzugsweise im Filter ablagert. Deswegen können sich Bakterien und Pilze in den Rohrleitungen schon schwer vermehren, weil die Nahrung geringer ist. Da müssten sie sich ja in der Natur noch viel mehr vermehren, denn da ist viel mehr Nahrung.

    Auch die zweite Bedingung (Feuchtigkeit) fällt weg, weil beim Erwärmen die relative Luftfeuchtigkeit geringer wird. (Auch Viren können sich nicht vermehren, denn fast alle Viren können sich nur in einem Wirt vermehren und wo ist der?).

    Nun könnte sich theoretisch in der Abluft Schimmel bilden, obwohl die Nahrung relativ gering ist (der meiste Staub bleibt trocken im Abluftfilter), aber im Wärmetauscher steigt bei der Abluft wegen der Abkühlung die relative Feuchtigkeit, sodass Schimmelwachstum möglich wäre  -  aber was stört es: die Abprodukte werden ja mit dem Fortluftstrom nach draußen getragen und im Bereich der Abluft könnte außerhalb des Hauses evtl. eine geringe höhere Belastung gemessen werden. Wenn man also Vorübergehenden etwas ganz Gutes tun will, wird hin und wieder die Abluft (Wärmetauscher und evtl. die Rohre) gereinigt und wenn man einmal dabei ist auch die Zuluft.

    Der Fragenkomplex Ionisierung ist schwer zu beantworten. Wegen geringen Einfluss sind Studien schwierig und evtl. noch nicht gemacht worden. Im Freien wird durch natürliche Radioaktivität usw. die Luft etwas ionisiert  -  und im Verlauf der Leitungen kann die Ionisierung weniger werden (und nicht "falsch ionisieren"), weil der ständige Zerfall der Ionen nicht durch Neubildung kompensiert wird. Aber die Luft in den Räumen wird durch die natürliche Radioaktivität der Wände und der Menschen wieder angehoben  -  der Unterschied drinnen /draußen ist nicht groß.

    Ich habe einmal etwas gehört, konnte aber leider den Weg nicht bis zum Ursprung verfolgen: In einem kerntechnischen Labor (für dessen Bau man Materialien mit geringster natürlicher Radioaktivität aussucht) sollen einige Mitarbeiter häufig Kopfschmerzen gehabt haben. Die Symptome verschwanden, als in den Pausen schwach strahlende Präparate im Raum gelagert wurden.

    Aber alle, die eine zentrale Lüftung haben, berichten darüber, dass sie sich wohlfühlen und meistens noch dazu besser als vorher, wo sie noch keine kontrollierte Lüftung hatten. Die Horrormeldungen kommen immer von Leuten, die keine kontrollierte Lüftung haben, aber natürlich alles viel besser wissen.

  5. Welches System halten Sie für das Bessere?

    Sehr geehrter Herr Ebel,
    zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre schnelle Reaktion. Ihr Urteil beruhigt mich etwas. Es würde mich allerdings interessieren, ob Sie ein Lüftungssystem mit zentraler Zuluft und Verteilung über Lüftungskanäle im ganzen Haus oder aber ein System mit dezentralen Außenluftventilen favorisieren bzw. aus welchen Gründen Sie das eine oder das andere System vorziehen würden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich noch einmal die Mühe machen würden, hierzu Stellung beziehen.
    Herzlichen Dank im Voraus!
    PS: Ich habe mir auch einmal Ihre Homepage angeschaut: Unbedingt empfehlenswert für alle, die sich mit Bauphysik ein wenig auseinandersetzen wollen!
    • Name:
    • Ralph Böse
  6. Das Bessere

    Foto von Dipl.-Physiker Jochen Ebel

    Vom energetischen Standpunkt sind beide Systeme fast gleichwertig, da die Abluft bei Wärmeentzug genau so kalt ins Freie kommt, wie bei Wärmeübergabe direkt an die Zuluft.

    Vom hygienischen Standpunkt halte ich eine zentrale Zuluft besser, da in die Räume warme Luft strömt. Unmittelbar im Bereich der Zuluft kann es zu Zuglufterscheinungen kommen (ist aber bei geschickter Zuführung vermeidbar), aber der Bereich der Oberfläche wird dort gekühlt und evtl. kann es dort wegen der niedrigen Oberflächentemperaturen zu Schimmelbildung kommen. Das ist aber auch nicht sehr wahrscheinlich, solange die Luftbewegung ständig ist, weil dann trockene Außenluft und nicht feuchte Raumluft über die Oberfläche streicht.

    Ein anderes Problem könnte aber eine Rolle spielen: Da in den Zuluftventilen kein Ventilator eingebaut ist, muss im Haus ein leichter Unterdruck herrschen, damit die Außenluft eingesaugt wird. Dieser Unterdruck kann höher sein, als bei einer zentralen Zuluft mit Ventilator. Bei nicht absoluter Dichtung wird dann auch Bodenluft angesaugt, die in manchen Gebieten eine hohe Radonbelastung hat.


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