Farbkernholz erkennen
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Farbkernholz erkennen

Ich habe für einen Dachstuhl in einem Einfamilienhaus, dessen Holz zum größten Teil sichtbar und damit kontrollierbar bleiben soll (Aufsparrendämmung), Kiefernholz als Farbkernholz mit maximal 10 % Splintholzanteil ausgeschrieben. Dieses Holz habe ich ausdrücklich ohne Imprägnierungsmittel ausgesschrieben und lediglich für die im Außenbereich befindlichen Hölzer (Kragpfetten/Flugsparren) eine Imprägnierung vorgesehen.
Nun mein Problem: Ich war sicher, dass ich ein Farbkernholz erkenne, muss aber nun nach erfolgtem Einbau feststellen, dass ich sehr verunsichert bin, da ich auch Abbildungen von Kiefernkernholz gesehen habe, deren Kernholz eben nicht deutlich dunkler ist als das umgebenen Splintholz. Das im Dachstuhl eingesetzte Holz ist zwar soweit ich das gesehen habe aus der Mitte eines Stammes geschnitten, manchmal radial, manchmal tangential, aber ich vermisse bei einem Großteil der Hölzer den deutlich erkennbaren dunklen Kern. Leider habe ich noch keine Fotos in Internettauglicher Form (Film ist noch in der Kamera), diese kann ich aber wenn nötig in einigen Tagen zur Verfügung stellen.
Ich vermute, dass es sich lediglich um Reifholz handelt, nicht jedoch um Kernholz.
Gibt es eine zweifelsfreie Methode, Farbkernholz zu erkennen?
  1. Gut ausgeschrieben und nun Kontrolle ...

    Gut ausgeschrieben und nun Kontrolle der gelieferten Hölzer?
    Nun ja, es gibt neben der allgemeinen visuellen Kontrolle des / der Fachmanns / Fachfrau, die Kiefer von der Fichte auf Anhieb unterscheiden können, die Möglichkeit dies mit einer Nachweisreagenz zu tun. Dazu sind 2 Teilreagenzien notwendig, die zu gleichen Teilen (1:1) gemischt werden und zwar kurz bevor der Test erfolgen soll (das Gemisch ist nicht lange haltbar)!
    Reagens I
    1 g Benzidin + 4,5 ml 25 %ige Salzsäure + 195 ml dest. Wasser
    Reagens II
    1 g Natriumnitrit + 10 ml dest. Wasser
    Rezept siehe auch
    Langendorf, Günter
    Holzschutz  -  ein Handbuch für Baufachleute S. 204 bzw. 144
    Fachbuchverlag Leipzig 1961 / 1988
    ISBN: 3-343-00276-3
    Bitte an möglichst unauffälliger Stelle ausführen, da die Reagens das Kiefernkernholz (!) nach nur 1 Minute tiefrot anfärbt. Ob die Färbung wieder nachlässt  -  weiß nicht genau.
    Eine weitere Möglichkeit ist die mikroskopische Untersuchung eines möglichst radialen Dünnschnittes durch einen Biologen.
  2. ein paar fragen ...

    1. das es sich um Kiefer handelt, scheint klar zu sein?
    2. unklar ist "farbkernholz"?
    2a. ist wirklich vollkernig gesägt, nicht kernfrei oder kerngetrennt?
    2b. warum farbkernholz? wegen Holzschutz? wegen Optik?
  3. Schön, dass es Nachweisverfahren gibt ...

    Hallo Thomas Loose, danke für die prima Antwort! Also, dass es sich um Kiefer handelt, kann ich aus der Form der Äste erkennen, ich denke, das dürfte zweifelsfrei sein. Mittlerweile habe ich auch auf einem anderem Weg die Lösung mit einem Kieferkernholznachweis herausgefunden, allerdings von der Firma Remmers (die stellen ja auch Holzschutzmittel her). Ich habe mir die beiden Gläser mit dem Pulver besorgt, und muss nun noch klären, ob ich das bei der jetzigen Witterung (Minusgrade) auf der Baustelle ausführen kann, oder ob ich Holzproben entnehmen muss um diese bei Zimmertemperatur zu prüfen. Holzproben: Es gibt einige Stellen, an denen ich einen schmalen Streifen des vollen Holzquerschnittes abschneiden könnte und ich habe auch noch Abschnittreste vom Zuschneiden der Sparren. Die (dauerhafte) Verfärbung ist kein Problem, es gibt genügend Stellen, die zum Prüfen geeignet sind (Spitzbogen, Abseite z.B. ). Das Gemisch kann tatsächlich nur eine halbe Stunde lang verwendet werden, weshalb man es unmittelbar vor der Prüfung anmischen muss.
    Hallo Markus L. Sollacher: Hier die Antworten:
    zu 1. Ich denke, dass ich Aufgrund der Form der Äste Kiefer von Fichte halbwegs unterscheiden kann. Ausgenommen sind sicherlich irgendwelche Raritäten, die ich, da ich kein Holzfachmann bin, vermutlich nicht erkennen würde.
    zu 2. Aus der Theorie weiß ich was Farbkernholz ist, aber offensichtlich muss ich es in der Praxis mit der erwähnten Nachweisreagenz oder mit Hilfe
    eines Biologen prüfen. Ich kann es nicht, wie ich zunächst glaubte, einfach optisch überprüfen. Weiterhin bin ich mir inzwischen sicher, dass es bei der Kiefer kein "Zwischenstadium" Reifholz gibt, sondern das Reifholzbäume nur Fichte und Tanne sind während Kiefern (und Douglasie, Lärche, Eiche) wenn sie jung sind noch kein Kernholz gebildet haben und wenn sie alt genug sind, Kernholz gebildet haben. Kernreifholz gibt es bei Ulme und Esche.
    zu 2a. Jetzt müsste man das aufzeichnen können ... Die dickeren Querschnitte sind so geschnitten,
    __
    $#124;o$#124;
    .--- man denke sich die Linien als einen geschlossenen Kasten.
    Die schmaleren Querschnitte (5/20 cm) sind so geschnitten:
    $#124;c$#124;

    Das erste würde ich als vollkernig bezeichnen, das zweite ist eben in der Mitte durchgeschnitten, um aus einem Teil zwei schmale Sparren machen zu können.
    zu. 2b. Farbkernholz nur, um auf die gemäß DINAbk. erforderliche
    Holzschutzimprägnierung verzichten zu können. So wenig Chemie wie möglich, so viel Chemie wie nötig. Die Optik ist hier nicht so interessant, da ich das Farbkernholz ja an den Seitenflächen der Holzbauteile ohnehin nicht sehe. Und die wenigen Stellen, an denen ich das Hirnholz sehe, würden eine solche Ausführung für das gesamte Dach sicherlich nicht rechtferigen.

    • Name:
    • Erina Sanz
  4. ich versteh's immer noch nicht ...

    ich versteh's immer noch nicht sichtbare Sparren sollen entweder "chemisiert" werden oder aus "natürlich dauerhaften
    holzarten" bestehen?
    warum?
    erforderlich  -  nach "DIN"  -  ist das nicht (wenn ich das richtig verstanden habe)
    optische Gründe? naja.. ich habe schon einige kontroversen um "kern" oder 10 % splint
    (bei anderen Bauteilen) hinter mir  -  für mich ist das haarspalterei!
  5. Die Erfordernis ihre innen mindestens 3 seitig sichtbaren ...

    Die Erfordernis, ihre innen mindestens 3-seitig sichtbaren Hölzer chemisch zu behandeln besteht an sich nicht, da diese kontrollierbar bleiben. Wenn sie  -  wie ausgeschrieben zudem noch Farbkernholz mit weniger als 10 % Splintholzanteil ausgeschrieben haben, ist das eine zusätzliche Sicherheit.
    Die außen verbauten Hölzer gehören zur GK II und benötigen einen vorbeugenden chemischen Holzschutz mit den Schutzwirkungen Iv und P (insektenvorbeugend und pilzwidrig).
    noch zu 2 a  -  1. = Vollholz
    2. = Halbholz
    Bei Vollholz ist es möglich, dass  -  wenn der Baum noch relativ jung war  -  alle Außenseiten nur Splintholz zeigen. Dann stimmt es aber nicht mit den 10 % ... Bei den Halbhölzern müssten sie zu mindest auf der Innenseite der Balken die dunklere Färbung des Kernholzes erkennen können. Die Bildung von Kernholz setzt bei Kiefer etwa nach 35 bis 45 Jahren ein, d.h. bei jung gefällten Bäumen ist wenig Kernholz vorhanden.
    Ich hoffe, ihnen damit etwas geholfen zu haben.
  6. Hier endlich ein paar Fotos

    von dem Holz.
    Ein paar Bemerkungen folgen noch in Kürze.
    • Name:
    • Erina Sanz
  7. habe ich mir fast gedacht,

    dass es mit den "unter 10 %" nicht so ganz stimmt. Bei einem Vollholzbalken, dessen äußere Kernholzbereiche gerade eben mal die Balkenaußenseiten streifen, hat man i.d.R.deutlich mehr als
    25 % Splintholzanteil. Es ist auch leicht ausrechenbar, Fläche des Balkenquerschnittes (100 %) gegenüber der Fläche des Kernholzbereiches ...
    Im Grunde genommen ist das nicht so schlimm, da sie ja eine Aufdachdämmung haben wollen und die Balken dadurch sichtbar und kontrollierbar bleiben. Die äußeren Bereiche der Sparren und Pfetten sind einschließlich der Bereiche in den Außenwänden mit bauaufsichtlich zugelassenen Holzschutzmitteln (Iv, P) vorbeugend zu behandeln. Dann haben sie alle Vorgaben der DINAbk. 68800 Teil 3 erfüllt  -  abgesehen davon hat man sie bei der Holzlieferung mächtig über'n Tisch gezogen ...
    Welche Konsequenzen sie ziehen sollten (können?), weil das Gelieferte nicht dem Bestellten entspricht kann ich ihnen leider nicht beantworten  -  ich jedenfalls würde keine Nudelsuppe essen, wenn ich einen Braten bestellt (und bezahlt) habe.
  8. Bezahlt ...

    haben wir zum Glück noch gar nichts, weil diese Sache erstmal geklärt werden musste. Der AN lehnt natürlich eine Nachbesserung (Abreißen und mit dem ausgeschriebenen Holz wieder Aufbauen) wegen des zu hohen Aufwandes  -  und auch weil die Leistung der DINAbk. entspricht  -  ab. Jetzt versuchen wir herauszubekommen, wieviel das Bestellte Holz teurer gewesen wäre als das gelieferte, und werden eine entsprechende Minderungsquote für den Holzpreis vorschlagen.
    Hat da zufällig noch jemand Informationen? Wieviel (%) wäre
    Kiefernholz GK II, Schnittklasse A/B, Holzfeuchte < 18 % teurer, wenn es Farbkernholz mit Splintholzanteil < 10 % sein soll?
    (Menge ca. 13 m³)
    Bemerkung: Inzwischen weiß ich, dass es sinnvoll gewesen wäre, statt Schnittklasse A/B Schnittklasse S auszuschreiben

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