Wie ist es im Passivhaus, wenn ...
BAU-Forum: Energiesparendes Bauen / Niedrigenergiehaus

Wie ist es im Passivhaus, wenn ...

1 ... man schnell viel lüften möchte/muss?
(z.B. auf der Toilette oder wenn man ein kleines Badezimmer nach dem Duschen vom Nebel und Feuchtigkeit befreien möchte. Oder wenn man in der Küche z.B. viel mit Zwiebeln oder Sauerkraut kocht?)
=> Also alles Situationen, wo es mir auf schnellsten Luftwechsel ankommt? (Okay im Sommer geht das über Fenster, aber im kalten Winter?)
2 ... wenn man Räume unterschiedlich temperieren möchte? (z.B. im Schlafzimmer kühler)
3 ... das Haus älter wird? Bleibt es dann eigentlich so dicht, was ja wohl extrem wichtig ist, oder könnte es teure (?) Sanierungsmaßnahmnen nach sich ziehen? (Mir ist natürlich schon klar, dass auch andere Häuser irgendwann saniert werden müssen.)
4 ... man auf irgendeine Art trotzdem heizen muss? Das habe ich doch richtig verstanden? Ganz ohne Heizung geht es nicht. Warum heißt es dann passiv? Ist denn dann der Unterschied zu einem Haus, das nach Definition kein Passivhaus ist, sondern irgendwo dazwischen ist, so groß?
Ich würde mich über eine Beantwortung freuen. Ich bin übrigens kein Passivhausgegner. Mich interessiert das sogar sehr. Da ich aber noch nie ein solches Haus betreten haben, Stelle ich nun mal die obigen Fragen.
Viele Grüße von einem Passivhaus-Interessierten,
Alex
  1. kein Problem ...

    hi Alex,
    schön dass du dich für das Thema Passivhaus interessierst  -  es wird die richtige Entscheidung sein, glaube mir!
    also, aus meiner Sicht als Architekt mit derzeit über 32 realisierten Projekten zu deinen punkten in kürze:
    1. ständiger Luftwechsel ist bei ca. 0,3  -  0,4-fachen des hausvolumens. somit wird pro ca. 2,5-3 Stunden das gesamt Luftvolumen ausgetauscht und mit 100 % frischluft über einen hocheffizienten (am besten kanalwärmetauscher mit ca. 92 % Wirkungsgrad!) ausgewechselt. das wäre die "normalstufe". es gibt meist 3-5 stufen bzw. noch die "Stoßlüftung" um plötzliche gerüche schnell rauszubekommen ... ich schätze das wird dann ein o, 5-0,6-faches sein. im Winter wird meist auf 0,2-fach reduziert um nicht zu trockene Luft zu bekommen.
    somit ist klar, dass Feuchtigkeit aus Bad usw. auch komplett abgesaugt wird.
    2. geht durch Lage im Grundriss mit bis zu ca. 2 °. mehr über die "Nacherhitzung" über die Lüftung mittels Wärmetauscher. hier wird eben der schlafraum (meist Eltern) nicht nacherhitzt. somit denke ich ist 2,5 oder 3 ° machbar, mehr nicht. ist auch nicht nötig, denn im Sommer schlafen sie ja auch bei 25 °! sie müssen eben den dicken schlafanzug und die winterdecke vergessen ... ist eine reine Gewöhnungssache. sie machen ja das Fenster nur auf, damit sie frische Luft haben ... die haben sie ja im Passivhaus immer! Untersuchungen vom phi über geöffnete Fenster im schlafraum haben ergeben, dass das ph-Konzept trotzdem funktioniert, aber der Energiebedarf eben erhöhrt wird.
    3. wenn es mit einem "Blower-Door-Test (BDT)" geprüft wurde und die Aufbauten der Luftdichtigkeitsebene richtig und mit dem richtigen Material geplant und gebaut wurde, so funzt das lange ... eine Garantie kann keiner übernehmen (Hersteller geebn 10-20 Jahre an, aber 40-50 ist ralistisch), ich sehe da (wenn sorgfältig geplant wurde und der Handwerker kein "Pfuscher" ist) keine Probleme.
    4. ja ein bisschen benötigt man/Frau noch, denn sie haben auch mal 10 Tage Nebel (so wie jetzt grad bei mir hier im Bodenseegebiet!) und da kommt nur etwas diffuse Strahlung durch die Fenster  -  sie benötigen also etwas Nachheizung über die Luft oder evtl. fb-Heizung. diese wärmemenge kommt im Normalfall über's Wasser das von den Kollektoren und einer "Rest"-Heizung kommt sofern eben bedarf da ist. sie benötigen im Passivhaus ja auch Brauchwasser  -  das ist 2/3 der kosten, 1/3 ist für die "Rest"-Heizung.
    Beispiel: bv "Bauer"

    also, die "Rest"-Energie für Brauchwasser und Wasser der den Wärmetauscher mit Energie beliefert muss eben noch irgendwie erzeugt werden. Möglichkeiten: Strom (mach ich ungern und ist auch über doppelt so teuer als z.B. mit Pellets!) am besten wenn auch selbst über pv-Module "eingespeist" wird, dann Pellets (siehe

    seit kurzem gibt's auch feststofföfen (Wodtke und andere) wo holzstücke verbrannt werden können und die dann das Warmwasser bereiten.
    so, das war's in kürze, bei mehr Infos bitte email schreiben oder date mit mir ausmachen, denn wir bauen NUR Passivhäuser!
    weiterführende links bei mir auf der Homepage unter "links" zum phi, phd usw. mit super artikeln und Erklärungen.
    Tipp: bewohnte Häuser ansehen und mit den Bewohnern reden. meine ph-Bauherren machen da mit. bitte anmelden oder beim "tag des Passivhauses" im November jeden Jahres einige ansehen.
    ok, nun viel Spaß beim surfen und vielleicht sehen wir uns ja mal.
    letzter Tipp: messe in böblingen

    Gruß aus dem Süden von
    martin wamsler

  2. Erfahrungen

    Seit 2 Jahren bewohne ich ein Passivhaus und kann Dir gerne meine Erfahrungen schildern:
    1. Lüften kann man natürlich immer noch durch Öffnen der Fenster. Ist energiemäßig besonders in der kalten Jahreszeit nicht ratsam. Außerdem haben wir das Bedürfnis auch kaum. Auch WC und Bad sind nach kurzer Zeit geruchs- und nebelfrei. Es gäbe die Möglichkeit die Lüftung auf höhere Luftmenge zu stellen, wir nützen das aber nie.
    2. Wir haben ein Lüftungssystem, bei dem die Heizregister in den Luftauslässen sind (

    3. Die Luftdichtheit wird (hoffentlich) noch lange bestehen bleiben. Wüsste auch nicht recht, warum sich die verschlechtern sollte.
    4. Natürlich ist eine Heizung weiterhin notwendig, allerdings nicht wie in einem konventionellen Haus. Passiv heißt, dass das Haus zu einem großen Teil Sonnenstrahlung durch die großen Fenster nutzt (passiv, im Gegensatz zu aktiv bei Sonnenkollektoren). Leider gibt es halt nicht immer ausreichend Sonnenschein, sodass eine "künstliche" Wärmequelle notwendig ist. Der Unterschied zu konventionellen Häusern liegt außer in der verbesserten Dämmung in der Heizung, in einem richtigen Passivhaus sind keine Heizflächen (Fußboden, Wand, Heizkörper) notwendig, die Wärme kann über die Lüftungsanlage allein eingebracht werden. Dadurch lassen sich Kosten sparen und die Zusatzkosten durch verbesserte Dämmung werden (mehr oder weniger) aufgefangen.


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