Mit viel Interesse habe ich Thread "342: System Architektenhaus vs. System Bauträgerhaus" gelesen. Ich möchte die Fragestellung von einer anderen Seite betrachten. Nicht von der Seite des Ausführenden, sondern aus der Sicht des Auftraggebers.
Der Auftraggeber:
Vorab: Den betrügerischen Auftraggeber - der jenige der seinen Bau z.B. über angebliche Mängel finanziert - möchte ich eben außen vor lassen. Ich weiß, dass es die gibt, aber vergessen wir die einmal. Vielleicht möchte ja jemand einen extra Thread öffnen mit der Fragestellung "Wie erkenne ich einen Betrüger" oder so.
Der gemittelte Deutsche hat einen IQ von ca. 100. Wenn wir der Einfachheit halber annehmen dass es mit dem gemittelten Auftraggeber auch so ist heißt das, dass wir folgende Verteilung vorfinden.
- Ca. 70 % haben einen IQ von 90-110 (normal)
- 15 % >110 (intelligent)
- 15 %<90 (wird wahrscheinlich nicht bauen)
Das heißt ein Großteil hat noch nie eine Universität von innen gesehen - zumindest nicht als Student. Von diesen müssen wir annehmen, dass sie die Komplexität eines Hausbaus nicht oder nur schwer begreifen können. Ein Teil von denen die zwar die Komplexität erfassen könnten sind aber so a-technisch, dass vieles für sie so neu ist und dass sie viel zu viel Zeit nötig haben um es zu begreifen. Hier kann zwar gemeckert werden, dass die Leute so dumm sind aber nicht jeder hat ein ausreichend technisches Verständnis um einem durchschnittlichen Techniker / Architekt / Ingenieur folgen zu können. Für den Rest beachtet dass diese vielleicht IQ und Wissen genug haben um einem Fachmann folgen zu können aber sie haben oft noch immer nicht das von einem Techi erwartete Grundwissen. Schaut euch nur die s.g. "dummen" Fragen an die hier regelmäßig gestellt werden. Ja das sind Laien und es bleiben Laien. Als Ausbilder (Internet-Technik) muss ich auch 100 mal das Gleiche erklären und jedes mal wenn ein neuer Kurs beginnt, beginnt auch alles wieder von Vorne! Zum Glück gibt es im Forum hierfür ja die Suchfunktion Zusammenfassend können wir sagen: Der durchschnittliche Kunde wird wohl (etwas) weniger a) wissen b) können c) begreifen als ein gut Ausgebildeter Architekt, Handwerker, usw.
Unabhängig von seinem "IQ" kann der Auftraggeber auch verschiedene Erwartungen haben.
- Ich habe nicht die Zeit um den Ablauf des Hausbaus zu begleiten
- Ich will mich nicht mit all den Fragen beschäftigen
- Ich verhandle (nicht) gerne mit Handwerkern
- Ich will alles verstehen was auf der Baustelle so passiert
- Was ist eine Baustelle?
Diese Liste kann man sicherlich noch Seitenweise weiterführen. Aber was ich damit sagen möchte ist, dass der eine von "Schlüsselfertigem Haus zum Festpreis" träumt und der andere so viel wie möglich selber machen möchte. Der Rest sitzt irgendwo dazwischen. Die Gründe hierfür können verschieden sein. Der eine hat nicht das Vertrauen in sich um viel selber zu machen der andere findet das Hausbauen interessant und hat da auch die Zeit dafür.
Der Ausführende:
Jetzt ist die Frage wie begegnet der Ausführende darauf. Dieser hat das Problem dass wahrscheinlich mehr als 70 % seiner Kunden nur eins Verstehen "Das Haus kostet XXX tausend €" Den Rest verstehen sie nicht. Baubeschreibung ... hääääää? 200.000 € ist doch teurer als 190.000 € => 2 tes Angebot besser da billiger.
Eigentlich stimmt diese Logik auch. Bei der Anfrage des Angebotes habe ich ja meine Wünsche angegeben und da die ja in beiden Fällen gleich waren muss doch bei beiden Angeboten dass gleiche rauskommen.
Dieses Problem hat jeder von den Anbietern ob Architekt, Generalunternehmer oder was sonst noch. Was hilft es wenn der Architekt schreit ich mache es aber individueller - keiner glaubt es ihm. Also muss der Architekt auch am Preis drehen am Wettkampf um den Kunden erfolgreich mitmachen zu können. Die Folgen => Es muss billiger ... wie es weiter geht wist ihr ja selber.
Die Lösung:
Ihr nehmen euch tagelang die Zeit um den Kunden Aufzuklären, Aufzuklären und noch mal Aufzuklären. Früher oder Später dringt es zum Kunden durch, er versteht euch und nimmt einen Entschluss der nicht nur auf XXX tausend € beruht. Und das muss mit jeden Kunden aufs neue gemacht werden. (Wer hat da die Zeit, Geduld und das Gelt für übrig?)
Die Wahl:
Der Auftraggeber der jetzt alles weiß und die richtige Entscheidung treffen kann - wird sich für wen wohl entscheiden? Den Architekt? Den GUAbk.?
Das hängt davon ab was er will. Wenn er "sorglos" bauen möchte baut er Schlüsselfertig. Er bezahlt für die Dienstleistung das alles für ihn gemacht wird. Ja das kann extra Geld kosten.
Wenn er billig bauen möchte dann nimmt er ein Haus von der Stange. Einmal Geplant und 1000 mal gebaut muss doch billiger sein oder nicht? Hat der Auftraggeber mehr Zeit und technisches Verständnis dann baut er mit einem Architekt und macht so viel wie möglich selber. Der letzte kauft einfach ein fertiges Haus.
Die Frage ist nicht wer baut billiger Architekt oder andere - da macht Ihr ja das selbe wie der "dumme" Kunde >> Preisvergleiche. Sondern WER erfüllt besser DIE BEDÜRFNISSE DES EINZELNEN AUFTRAGGEBERS! Natürlich wird das bei jedem Kunden etwas anders aussehen. Ihr steht jetzt vor dem Problem wollt/könnt ihr euch die Zeit nehmen um einen mündigen Kunden heranzuziehen (der doch nur einmal baut) oder machen ihr mit an der Preisschlacht und verar*t den Kunden?
Viel Erfolg beim Nachdenken. Und jeder der es bis hier geschafft hat - DANKE FÜR eure AUSDAUER!