Aufsteigende Feuchte im 1. Obergeschoss?
BAU-Forum: Keller

Aufsteigende Feuchte im 1. Obergeschoss?

Ich befinde ich in 2 Tagen auf der Reise von Köln nach Berlin um eine Woche für das Abgraben der Westhauswandes meines Elternhauses zu opfern. Die Mieter der Geschosswohnung, die über dem Soutaierrainkeller liegt, beschweren sich über Schimmel an den Wänden der Südostecke des Gebäudes  -  trotz bereits abgerückter Möbel und ausreichender Lüftung. Unglücklicherweise ist das auch noch das Kinderzimmer. Ich kann die Sorgen der Eltern verstehen. Bisher bestanden dort keine Probleme. Der darunterliegende Keller von 2,2 m Höhe liegt etwa 1 m im Erdreich. Das Grundstück hat unterhalb etwa 1 m tiefe Lehmschichten, der Grund ist mehr sandig mit unterschiedlichem Lehmanteilen durch Bauschachtarbeiten bei der Gebäudeerstellung (ca. 1955). Das Mauerwerk außen ist Ziegel (30 cm). Frage 1: Kann es sein, das Feuchtigkeit aus dem Kellerwandbereich bis in die darüber liegende Wohnung aufsteigt. An der Hausecke wächst eine inzwischen bis 6 m Höhe gekletterte Kletterhortensie. Diese verankert sich nicht im Mauerwerk und benötigt eine Kletterhilfe. Frage 2: Kann es sein, dass ihr Wurzelwerk die Fundamentisolierung durchbrochen hat. Der Keller war aber vor 4 Jahren in der früher zugestellten Südwestecke schon so feucht, das der Putz am Sockel abfiel. Ich habe das auf Kondensfeuchte geschoben, da auf diesem Hauswandbereich vom Frühjahr bis Herbst die Nachmittagssonne steht und es häufig auf der benachbarten Terrasse vor Wärme am Nachmittag nicht auszuhalten ist. Ich habe die Foren gelesen und möchte als frischer Rentner meinen Rücken vor sinnlosem Abgraben schonen und in der gesparten Zeit lieber verreisen. Frage 3: Kann ein Mikrowellenfeuchtemessprofil hier Auskunft geben und ist so eine Messung (ca. 400 € eine sinnvolle Investition?  -  Bitte nur auf die Fragen Antworten, da ich mich über Abgraben pro und kontra in dem Forum gut informiert fühle (Dank dafür!). M. Kuck
  • Name:
  • Dr. M. Kuck
  1. Aufsteigende Feuchte im 1. Obergeschoss ist nicht wahrscheinlich

    Foto von Edmund Bromm

    Ihre Fragen sind alle mit nein zu beantworten.
    Ich denke Sie haben ein Problem mit der Wanddicke und daraus resultierend Tauwasserprobleme.
    Kontrollieren Sie einmal die Wasseraufnahme Ihrer Außenwand.
    Nehmen Sie ein Glas Wasser und schütten dieses an die Wand.
    Wenn die Wand das Wasser aufsaugt, dann lesen Sie meinen Beitrag
    Energiesparen leicht gemacht.
    Weniger Heizkosten durch einen neuen wasserabweisenden Anstrich auf meiner Homepage unter Schriften
  2. Aufsteigende Feuchtigkeit im EG

    Foto von Martin Kempf

    Ja, es ist durchaus möglich, dass Feuchtigkeit aus Kelleraußenwänden bis ins Erdgeschoss hochsteigt, auch wenn dies erst 1,20 m über Terrain beginnt. Dies ist insbesondere dann zu beobachten, wenn der Sockel mit sperrenden Putzen oder dampfdichten Belägen versehen ist. Dann kann nichts über die Sockelflächen verdunsten und steigt dann höher, meistens sichtbar an Putzschäden oberhalb des Sockels. Und es gibt auch durchaus den Effekt, dass trotz verputzten und nicht gefliestem Sockels keine Verdunstungsmöglichkeit besteht: Ich habe Häuser gesehen, die als Sockelputz Kieselwurf oder reinen Zementputz hatten. Im Laufe der Jahre hat sich der stramme Zementputz hohl gestellt, sodass die Feuchtigkeit nicht mehr kapillar an die Oberfläche gelangen kann. In dem feuchtkalten Hohlraum ist keine ausreichende Verdunstungsmöglichkeit vorhanden, also steigt die Nässe höher.
  3. Wie hoch steigt die Feuchte in einer Wand über die Kapillaren?

    Foto von Edmund Bromm

    Sicher hängt dies von vielen Parametern ab wie Porengröße, Porenhäufigkeit und Porenverteilung sowie Salzgehalt usw..
    Das bedeutet jedoch nicht gleichzeitig, dass die Feuchte über die Saugfähigkeit wesentlich höher als die Wanddicke aufgesaugt wird. Die Verdunstungsflächen von innen und außen sorgen dafür, dass die Feuchte nicht sehr hoch aufsteigt.
    Aber warum sind dann die Feuchteschäden wesentlich höher?
    Hier gibt es sehr einfache Erklärungen.
    Wenn man die Temperatur der einbindenden Wandflächen mit der Feuchte in Verbindung bringt entsteht sehr oft Tauwasser. (Auch hinter den Belägen)
    Dies sieht genauso aus wie "aufsteigende" Feuchte und ist eigentlich auch in einem direkten Zusammenhang zu verstehen.
    Feuchte Wand  -  ist gleich "gute" Wärmeleitfähigkeit ist auch "schlechte" Wärmedämmung usw.
  4. mal so als einwurf

    Foto von Stefan Ibold

    Moin,
    kann es nicht sein, dass die Kletterhortensie diesen Bereich derart verschattet, dass keine ausreichende Sonnenbestrahlung die Feuchtigkeit zum diffundieren bringt?
    Wenn der Putz uralt und rissig ist, Feuchtigkeit mehr aufnimmt als bei der Verschattung wieder abgegeben wird, dann durchfeuchtet die ganze Wand, verliert einen Teil der dämmenden Wirkung und es kommt zum Schimmel.
    Nur mal so als Einwurf :)
    Grüße
    Stefan Ibold
  5. mal gucken ..

    ... aber nicht immer alles glauben  -  schon gar nicht an wundermittelchen ;-)
    zu den fragen:

    1) ja  -  s.o.

    2) je nach Isolierung  -  örtl. Aufschluss

    3) ich halte andere Überlegungen für naheliegender  -  z.B. folgende:
    nochmal zum Problem der Wärmedämmung:
    wenn die Wand "etwas" feuchter und der Putz versalzener wird (der
    "Glas_Wasser_an_die_Wand_schütt_Test), steigt die Wärmeleitung und die
    oberflächentemperatur (innen) sinkt, umso mehr Kondensat entsteht, umso
    feuchter wird die Wand.
    diesen regelkreis kann man auch (ergänzend) versuchen zu durchbrechen,
    z.B. mittels dez. Lüftung/wrg zur Trocknung: damit ist zwar ein möglicher
    feuchtenachschub von unten nicht ausgeschlossen, aber vielleicht kann
    man e. erträglichen (schimmelfreien) gleichgewichtszustand erreichen.
    auch das ist kein Allheilmittel  -  aber vielleicht Teil eines mosaiks.
    schon die Suchfunktion zum Thema "Schimmel" (o.ä.) angekurbelt?

  6. "Aufsteigende Feuchte" oder nur viel unbewiesene Behauptungen, wo einer vom anderen abschreibt?

    Foto von Edmund Bromm

    Dabei ist dies eines der wichtigsten Themen (aber auch der heikelsten) im Zusammenhang mit der Wärmedämmung der Baustoffe.
    Solche Behauptungen wie der Zauberkasterlpropheten (und auch andere Halbwissende) verunsichern nur.
    Es ist auf diesem Sektor sehr viel und auch gut erforscht.
    Es sind viele Parameter entschlüsselt, die "Saugfähigkeit" der meisten Baustoffe ist gut erforscht. Diese Saugfähigkeit ergibt sich aus den Parametern:
    • Anzahl und Verzweigung der Kapillaren
    • Durchmesser, nach Größe und Häufigkeit eingeteilt
    • Oberflächenbenetzung dieser Kapillaren

    Siehe auch: Bauphysik 105-1: Durchfeuchtungsgrad von Mauerwerk.
    Und die weiteren Beiträge hierzu bitte Suchbegriff: Reick Bromm aufsteigende Feuchte
    Aber auch der Link: siehe Anhang gibt weitere Info


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