Ist das Freilegen eines Kellerfundaments nun gefährlich oder nicht?
BAU-Forum: Keller

Ist das Freilegen eines Kellerfundaments nun gefährlich oder nicht?

Hallo miteinander,
ich habe ein Haus aus dem Jahr 1955 gekauft und möchte die feuchten Kellerwände nun von außen trockenlegen. Dies wurde ja bereits ausführlich diskutiert und es gibt ja zahllose Meinungen dazu.
Was aber immer wieder als Warnung auftaucht ist die Frage, ob das Haus bzw. die Wand einstürzen kann, wenn man den Keller bis zur Unterkannte des Fundaments freilegt.
Dazu gibt es mehrere Fragen meinerseits, die vielleicht von einem Experten beantwortet werden können:
1. Ist es statisch ein Risiko eine Kellerwand bis zum Fundament freizulegen?
2. Sollte man dies eventuell nur abschnittsweise tun, damit die Mauern bzw. das Fundament genügend halt behalten?
3. Wenn eine Drainage auf Fundamenthöhe eingebracht wird, ist dann nicht generell die Gefahr vorhanden, das ein Haus welches z. Bspw an einem Hang steht irgendwann in Bewegung gerät (bei starkem Regen z.B. ) oder zumindest die Drainage wieder zusammendrückt?
4. Hat das Erdreich um die Kellerwände wirklich eine stützende Funktion? Oder ist es nicht eher umgekert und die Mauer schützt den Keller u.A. vor der seitlich anliegenden Erde? Das Haus wurde ja schließlich auch ohne die umgebende Erde erstellt und hat in der Bauphase ja auch gehalten?
Wäre schön wenn ein Experte hier die vielen Gerüchte klären könnte.
Grüße
L. Niessen
  • Name:
  • Lutz Niessen
  1. Generell ja

    es kommt aber auf den Baugrund an. Da man das aus der Ferne nicht beurteilen kann ist eine Warnung erstmal nicht verkehrt.
    Das Stichwort heißt Grundbruch.
    Dabei drückt ein Fundament auf den darunterliegenden Boden und verdichtet ihn keilförmig. An den Keilaußenflächen treten Scherkräfte auf. Bei Überschreiten der Bruchlast wird dann der Boden außerhalb der Keilflächen seitlich hochgedrückt und der Keil samt Fundament wandert nach unten.
    Dadurch wird klar, dass überlagernder Boden vor dem Fundament als Auflast das Grundbruchrisiko verringert. Wenn er entfernt wird und vielleicht noch weitere ungünstige Voraussetzungen erfüllt sind (z.B. durchfeuchteter bindiger Boden) kann es zum Grundbruch und damit zu ordentlichen Setzungen kommen.
    Natürlich schützt die Kellerwand den Keller vor der anliegenden Erde. Sonst könnte man ja auf die Kellerwände verzichten und bräuchte erst im EGAbk. mit dem Mauern anfangen ;-).
    Ja, man sollte abschnittsweise freilegen. Ob das als Vorsichtsmaßnahme reicht muss der Statiker entscheiden.
    Ehe ein Haus die Drainage zusammendrückt sollte man schnell noch ausziehen. Generell besteht natürlich die Gefahr, dass Häuser nach Starkregen rutschen oder zusammenfallen. Deshalb sollte man ja auch ein Baugrundgutachten machen lassen und entsprechend gründen.
  2. Ergänzung zur Bauphase

    Punkt 4: Die Tragfähigkeit der Fundamente hängt von der Einbindetiefe ins Erdreich ab  -  je tiefer, desto tragfähiger.
    Beim Bauen werden die Kellerwände spätenstens dann verfüllt, wenn das Erdgeschoss fertig ist. Die Fundamente sind also noch nicht voll belastet.
    Freundliche Grüße
  3. Ist das Freilegen eines Kellerfundaments nun gefährlich oder nicht? Warum denn überhaupt aufgraben?

    Foto von Edmund Bromm

    Wie meine Vorschreiber richtig ausgeführt haben, bleibt ein Problem!
    Deswegen sollte darüber nachgedacht werden, warum die Gefahr suchen.
    Ist alles, was machbar ist, auch wirklich notwendig?
    Vom Sollen und Können des (Ab) Dichtens
    Abdichtungen und Wärmedämmungen  -  sowohl von außen, als auch im Querschnitt  -  sind bei Neubauten unerlässlich. Bei Altbauinstandsetzungen sollte zumindest eine Trennung des Wandquerschnitts zwischen Keller und Erdgeschoss gegen aufsteigende Feuchte hergestellt werden, eine Maßnahme, die nicht nur der Optik (Putzschäden) zugute kommt, sondern auch Energie sparen hilft!
    Ob ein solches Unterfangen jedoch auch im Kellerbereich eines Gebäudes obligatorisch ist, muss von Fall zu Fall genau geprüft werden.
    Bei Abdichtungsplanungen auf dem Gebiet der Altbauinstandsetzung heißt es immer wieder: "Wenn wir schon dabei sind, dann machen wir's doch gleich gescheit". Dann wird der alte (und durchaus nicht immer zutreffende) Spruch zitiert, dass die Ursache für Feuchtigkeit im Keller stets von außen eindringendes Wasser sei. Und so wird fleißig von außen aufgegraben, abgedichtet, wärmegedämmt, geschützt und wieder verfüllt  -  und dabei eines völlig außer acht gelassen: das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
    Denn zunächst bleibt innen der "alte" Zustand bestehen. Es müssen die Oberflächen erneuert werden. Dies bedeutet in der Regel alten salzbelasteten und sehr oft schimmelpilzbefallenen Putz abschlagen und durch Sanierputz ersetzen.
    Bei Bauobjekten, in das tatsächlich Wasser von außen eindringt, ist es oft ratsam, an allen eindeutig kritischen Stellen aufzugraben. Außerdem sind alle möglichen Fehlerquellen abzustellen, wie zum Beispiel eine undichte Wasserleitung reparieren oder auch ein schadhaftes Regenablaufrohr.
    Der Baustoff macht's
    Zu unterscheiden ist zunächst, ob ein Gebäude in Ziegelbauweise oder aus Beton gebaut wurde. Im ersten Fall ist zu überprüfen ob jemals zuvor Wasser in den Keller eingedrungen ist und, sollte dies der Fall sein, wie hoch der Wasserstand war und wie hoch der mögliche Grundwasserspiegel ist. Sollte der Grundwasserspiegel in einem kritischen Bereich liegen, ist zu überlegen, ob die Nutzung eines solchen Kellerraums generell eingeschränkt werden muss.
    Trotzdem gibt es Möglichkeiten, selbst solche feuchtigkeitgefährdeten Keller hochwertig zu nutzen  -  solange einige Schutzmaßnahmen vollzogen werden.
    Abdichtungen von innen
    Hier bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit einer innenliegenden Drainanlage an, sodass an einer Stelle das Wasser gesammelt und von dort abgepumpt werden kann. (siehe auch Systembeschreibung für das I-Bau Saniersystem Nr. 13auf meiner Homepage)
    Ist in einem Keller zuvor noch nie Wasser eingedrungen, kann davon ausgegangen werden, dass diesbezüglich auch in Zukunft kein ernsthaftes Problem entstehen wird.
    Die Oberflächen solcher Keller können aber dennoch starke Feuchteschäden aufweisen, was die alte Mär von den ausschließlich von außen eindringendem Wasser herrührenden Feuchteschäden, widerlegt. Ursache für solche Schäden ist vielmehr die Tatsache, dass die Außenwände von außen nicht ausreichend abgedichtet und /oder wärmegedämmt sind. Wenn es dadurch zu einer Durchfeuchtung des Ziegels kommt, wird die Wärmeleitfähigkeit erhöht  -  und dann spielt die Tauwasserbildung eine ganz erhebliche Rolle.
    Gute Wärmeleitfähigkeit bedeutet schlechte Wärmedämmung!
    Wird die Luftfeuchtigkeit nicht gemindert, führt dies zu einer weiteren Durchfeuchtung und zu einer Verschlimmerung der Schäden, was wir in unserem Artikel "Sinn und Unsinn einer Mauertrockenlegung "klar zum Ausdruck gebracht haben. *Bereits i.d. Süddeutschen Zeitung (Planen und Bauen) erschienen
    Es ist durchaus möglich, die Feuchtigkeit im Keller durch einen Luftentfeuchter mit ausreichend hoher Kapazität soweit abzusenken, dass eine ausreichende Nutzung der Kellerräume möglich wird.
    Eine positive Ergänzung ist die Abdichtung der Außenwände an ihrer Innenseite, sodass die Feuchtigkeitszufuhr durch die Außenwand eingeschränkt wird. Erfahrungsgemäß ist es ausreichend, die Außenmauern und ca. 1,5 bis 2 Meter der einbindenden Zwischenwände abzudichten. Dies kann ohne weiteres mit wasserdichten Putzen und mit sogenannten Sanierputzen erreicht werden. Aber auch andere Abdichtungen, wie beispielsweise das I-Bausystem  -  eine Konstruktion aus einer wasserdichten, dampfundurchlässigen Noppenfolie und einem Putzträger sowie einen wärmedämmenden Putz auf der Oberseite -, gewährleisten, dass keine Feuchtigkeit mehr von der Außenseite in den Raum gelangen kann.
    Man ist heute durchaus in der Lage, auch mit anderen Maßnahmen, nur von der Innenseite ausreichend trockene Oberflächen herzustellen, und dies ist in der Regel weitaus kostengünstiger als von außen abzudichten.
    Was schädigt Baustoffe, Ziegel und Mörtel?
    Die Bedenken, dass eine Wand feucht bleibt und Schaden nimmt, wenn sie nur von innen isoliert wird, sind unbegründet!
    Denn:
    • im Erdreich sind Baustoffe in der Regel nicht frostgefährdet,
    • sie werden durch Salze nicht geschädigt (diese bleiben in Lösung)
    • und sie können nicht faulen.
    • Die Mauern dichten sich zum Teil selbst ab, wenn die Kapillaren mit Wasser gefüllt sind

    Es gibt auch kein Gesetz, wenn ein Gebäude fünfzig Jahre feucht war, dass durch eine Abdichtung von innen sich das Wasser anschließend einen anderen Weg suchen könnte.
    Ob sich somit der arbeits- und kostenaufwendige (arbeitsaufwendige, kostenaufwendige) Einsatz, außen aufzugraben, lohnt, ist äußerst fragwürdig.
    Ferner ist zu überlegen welche Probleme zusätzlich auftreten können!
    Wie können zum Beispiel

    • Sparten (Gas, Wasser, Strom, Telefon, Fernheizung und dergleichen) verlegt werden?
    • Anschlüsse im Bereich der Kommunwände hergestellt werden?
    • Anbauten z.B. Eingangspodeste, Treppen abgedichtet und,
    • unter Garagen und Begrenzungsmauern etc., die Verbindungen zu den Abdichtungen ergänzt werden?

    Es spricht doch nichts dagegen, eine Drainanlage innen zu installieren.
    Am tiefsten Punkt das Wasser auffangen und mit einer Pumpe herausbefördern.
    Hier bleiben die Kosten noch in einem vernünftigen Aufwand und das Ergebnis ist ein Trockener Keller.

  4. Geht auch ein Keller im Keller?

    Foto von wiki

    Könnte man nicht innen einen neuen Estrich auf den alten machen und dazwischen abdichten und dann die Außenwände innen abdichten und neue Wände davor machen?

    Man würde zwar etwas Raum verlieren, aber vielleicht würde man so den Keller rundum trocken kriegen, auch der Boden wäre safe. Das würde mich mal sehr interessieren.


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