Ursache: Restfeuchte Estrich bei Bodenbelagswechsel
BAU-Forum: Estrich und Bodenbeläge

Ursache: Restfeuchte Estrich bei Bodenbelagswechsel

Liebe Foren-User,

ich habe kürzlich ein Einfamilienhaus (Baujahr 2013, Fertighaus, Konstruktionsvollholz, Fußbodenheizung/Wärmepumpe, kein Keller) erworben, welches auf den ersten Blick keine Feuchteschäden erkennen ließ.

Beim Entfernen des Laminats (es soll ein Echtholzboden gelegt werden) begann es zunächst recht intensiv zu muffeln, zudem war unter dem Laminat ein Filz mit darunterliegender Plastikfolie verlegt, und die Plastikfolie war von unten recht feucht (vergleichbar mit einer über Nacht im Gras liegenden taufeuchten Plastikfolie)  -  dieses Problem trat bei allen 4 Zimmern im 1. Stock auf aber nicht im Wohnzimmer im Erdgeschoss. Eine Feuchtigkeitsmessung (Gerät mit Metallkugel, welche auf die unterschiedlichen Messpunkten in allen Zimmern des Obergeschosses gehalten wurde) des Anhydrit-Estrichs ergab zudem Werte von 50-55 % (unser Bodenleger zeigte mir eine Tabelle, laut der der Wert eigentlich bei ca. 35 % liegen müsste  -  einen solchen Wert gab es auch im trockenen Wohnzimmer im Erdgeschoss). Auf Anraten des Bodenlegers haben wir nun für 1 Woche bei geschlossenen Fenstern einen Heizlüfter und 2 Entfeuchter laufen lassen wodurch sich die Messwerte in allen Zimmern des 1. Stocks auf knapp unter 40 % gesenkt haben.

Die Theorie des Bodenlegers ist, dass das Laminat zu früh auf den noch nicht belegreifen Estrich gelegt wurde und dass es sich um Restfeuchte handelt, die nun trocknen konnte wodurch wir den Boden jetzt legen und keine weiteren Probleme zu befürchten haben. Laut Vorbesitzer hatte der zuständige Bauherr damals allerdings die Freigabe zum Bodenlegen erteilt. Der Mitarbeiter einer Trocknungsfirma den ich hinzugezogen habe sagte jedoch, dass es sich nicht um Restfeuchte handeln kann, da die nach 4 Jahren definitiv verdunstet sein sollte und somit ein anderes Problem für die Feuchtigkeit verantwortlich ist (er hat Estrichbohrungen und eine Sanierung des Bads vorgeschlagen) und dass diese somit wieder auftreten kann. Ich bin da skeptisch, da meiner (Laien) Meinung nach eine lecke Stelle im Bad oder der Fußbodenheizung nicht die doch recht gleichmäßige Verteilung der Feuchtigkeit im 1. Stock erklärt.

Meine Frage ist nun, wie ich weiter vorgehen soll, ob jemand einen vergleichbaren Fall kennt oder ob ich weitere Hilfe hinzuziehen muss. Vielen Dank schon mal für Ihre Zeit,

  • Name:
  • Jochen
  1. Restfeuchte unter Fußboden-Dampfsperre

    Hallo Jochen. Hier ist tatsächlich Fachwissen gefragt. Der Laminatfußboden wurde so, wie es Stand der Technik ist und auch war, oberhalb einer (sogenannten) Trittschalldämmung und diese wiederum auf einer PE-Folie verlegt. Soweit  -  so gut! Die PE-Folie hat als Dampfbremse die Aufgabe, aus dem mineralischen Untergrund entweichende Restfeuchtigkeit so langsam "nach oben" abzugeben, dass die darüber aufgebauten Schichten keinen Feuchtestau bewirken und Aufgrund ihrer materialspezifischen Eigenschaften diese geringe Feuchtigkeit rückseitg aufnehmen und oberseitig an die Raumluft abgeben können. Warum und weshalb die nun beobachtete Situation unterhalb der PE-Folie entstanden ist, das kann Dir keiner aus der Distanz heraus beantworten. Die Prüfmethode mit der Gann-Hydromette und Kugelelektrode B51 gibt nur solange verwertbare Ergebnisse, wenn die Handhabung auch ordnungsgemäß erfolgte. Da habe ich ausreichend negative Praxiserfahrungen gemacht, um dies so in den Raum zu stellen. Was die wenigsten wissen, ist, dass neben der senkrechten Elektrodenhaltung auch die Geräteparameter richtig an den beiden Drehknöpfen entsprechend der dem Gerät beiligenden Skalenliste einzustellen sind.

    Nun aber "ein Fass zu öffnen", den Bauherrn zu verunsichern und Leistungen anzubieten, welche aus meiner Sicht technisch nicht notwendig sind, aber dem Unternehmer bei seiner Gewinnmaximierung helfen, erscheint mir unseriös. Zwangstrocknungen haben sicherlich ihre Berechtigung; aber nicht in diesem Fall! Ihr habt den richtigen Weg eingeschlagen. Aber in einem Bad, wo üblicherweise Fliesen verlegt sind, denen Feuchtigkeit eh' nichts anhaben kann, das spricht schon eine eindeutige Sprache ... Meine Empfehlung: Nichts weiter anleiern, keine Zwangstrocknungen. Wenn keine Fußbodenschäden erkennbar sind, dann sollte man eine solche Situation auch nicht ohne Zwang herbeirufen! Gruß: KlaRa

  2. Vielen Dank für die ausführliche Antwort! ...

    Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Dann lassen wir das mal mit der Bohrtrocknung  -  kam mir auch komisch vor. Die Badsanierung wurde vorgeschlagen, da vermutet wurde, dass sich die Feuchtigkeit vom "undichten" Bad aus im gesamten Geschossboden ausgebreitet hat, auch das klingt erst mal etwas seltsam.

    Angenommen man legt tatsächlich Folie/Laminat zu früh auf den noch feuchten Estrich  -  kann es dann zumindest potentiell sein, dass sich die Feuchtigkeit unter der Folie staut und das dann zu einer solchen Situation führt, auch nach 4 Jahren noch? Wenn nicht, müsste ich mich ja weiter auf Ursachenforschung begeben ...

  3. Restfeuchte in Zementestrichen  -  Verlegereife

    Hallo Jochen. Du hattest geschrieben: " (...) die Plastikfolie war von unten recht feucht. (...) dieses Problem trat bei allen 4 Zimmern im 1. Stock auf aber nicht im Wohnzimmer im Erdgeschoss". Alleine dieser Verdachtsmoment ist geeignet, an einer Undichtigkeit der Badewanne oder sonstigen Sanitäranlagen eines Raumes zu zweifeln! Es scheint mir (aber bitte: das ist eine Vermutung), dass die verschiedenen Estriche seinerzeit nicht die restfeuchtebezogene Verlegereife mit sich führten, damit noch zu feucht waren für eine Oberbelagverlegung. Aber die PE-Folie hat ja offenbar ihre Aufgabe als Dampfbremse erfüllt. Ansonsten hätten Dir der Laminatfußboden bereits nach 6 Monaten aufsteigende Restfeuchte durch Verwerfungen angezeigt! Dem Zementestrich (und ich denke, ein solcher war es) macht die Feuchtigkeit nichts  -  der "freut" sich (baustoffbedingt) noch darüber. Das "muffeln" nach dem Aufnehmen des Laminats kann daran gelegen haben, dass das Vlies, von welchem Du geschrieben hattest, mit der geringen Feuchtigkeit, welche die Dampfbremse (PE-Folie) durchgelassen hatte, nicht "zurecht kam". Derartige Geruchsentwicklungen entstehen dann aus dem organischen Bindemittel, mit welchen die Fasern als Bahnenware zu einem Filament zusammengepresst wurden. Dieser Mechanismus ist in der Bodenbelagsbranche bekannt. Lasst also (so mein ergänzender Vorschlag) die Estrichfläche dort, wo es möglich ist, lange offen, lüftet gut und ausreichend. Das reicht sicherlich. Zur Not könnt Ihr noch einen Handwerker mit der Durchführung einer weiteren Restfeuchteprüfung (keine Messung, da Fußbodenheizung) beauftragen. Das Stichwort hierzu lautet: "Folientest". Der ist zwar einfach, doch für den Verwendungszweck vollkommen ausreichend und aussagekräftig!

    Gruß und weiterhin gutes Gelingen: KlaRa


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