Vergleichsobjekte bei verbrauchsbasierten Energiepässen
BAU-Forum: Energieeinsparverordnung EnEV

Vergleichsobjekte bei verbrauchsbasierten Energiepässen

Hallo libe Fachleute,
die Energieabrechnungsfirmen testen derzeit ihre Software und bieten dem ein oder anderen Mietshauseigentümer die Testergebnisse als verbrauchsbasierten E-Pass an. Darin ist dann häufig der witterungsbereinigte Wert des Verbrauchs der letzten 5 Jahre einem sog. "durchschnittlichen Verbrauch vergleichbarer Gebäude" gegenübergestellt. Wo sind aber diese Vergleichswerte gelistet? Werden diese von einer Institution herausgegeben oder sind es selbstgewählte Werte aus der firmeneigenen Statistik? Kann man diese Wertetabelle der Vergleichshäuser irgendwo nachlesen? Vielen Dank
  • Name:
  • Ben K.
  1. firmeneigen

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Amtliche Zahlen gibt es nicht. Es handelt sich um firmeneigene Daten. Techem erhebt solche seit 1978. Das aktuelle Zahlenwerk gibt es hier:
  2. Das ist aber nichts offizielles, oder?

    der Bund der Energieverbraucher

    hat sowas ja schon propagiert-X1234Xaber soviel ich weiß ist da keiner drauf angesprungen.

    • schon alleine weil die Verbrauchsgewohnheiten einen erheblichen Einfluss auf's Ergebnis haben ... und natürlich auch weil die Herren Energieberater dringend der Aufträge harren ;-)

    Ein Schelm, ...

  3. Ist doch was offizielles!

    Lt. Herrn Hegner vom Bundesbauministerium wird es 2 Formen des E-Passes für Bestandsgebäude geben, den "bedarfsbasierten" Pass für alle Objekte, die ohnehin saniert werden sollen und solmit einen EnEVAbk.-Nachweis brauchen und einen "verbrauchsbasierten" Pass für alle Objekte, die vorerst nicht saniert werden sollen. Für nicht sanierte Objekte ist es ein E-Pass ein "nutzloser" Kostenfaktor, immerhin sind verbrauchsbasierte Pässe für 70  -  100 € zu bekommen die bedarfsbasierten Pässe kosten hingegen das 10-fache. Es wird beide Formen geben zumindest für Mehrfamilien-Wohnmietgebäude, bei denen sich das individuelle Mieterverhalten Aufgrund einer gößeren Mieterzahl mittelnd ausgleicht. Die verbrauchsbasierten Pässe sollen nach Wunsch der Wohnungseigentümerverbände für mindestens 5-10 Jahre eine Übergangsregelung darstellen, bis ohnehin alle Objekte mal saniert wurden. Etwas zum nachlesen siehe Link.
  4. verbrauchsbasiert

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Den verbrauchsbasierten Pass wird es auf jeden Fall geben. Nur an den Randbedingungen wird noch gefeilt. Ob Herr Hegener angesichts des möglichen Regierungswechsels dann noch was zu sagen hat steht auf einem anderen Blatt. Die Wohnungswirtschaft, die den verbrauchsbasierten Pass fordert, hat jedenfalls im derzeitigen Oppositionslager einen Mitstreiter, siehe Bundestagsdrucksache 15/4506 (Link).
    Der Ausweis muss Vergleichszahlen enthalten. Das ergibt sich aus der EU-Gebäuderichtlinie:
    Artikel 7
    Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz
    (2) Der Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden muss ... Vergleichskennwerte enthalten, um den Verbrauchern einen Vergleich und eine Beurteilung der Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes zu ermöglichen.
    Wenn der Gesetzgeber vernünftige Vergleichswerte haben will, muss er welche erheben und zur Verfügung stellen. Das wird angesichts des Umfangs aber nicht passieren. Ich schätze, dass lediglich Anforderungen an diese Vergleichswerte definiert werden. Auch der bedarfsorientierte Ausweis wird Vergleichswerte brauchen. Diese kommen aus sog. Gebäude- und Anlagentypologien (Gebäudetypologien, Anlagentypologien). Deren Erarbeitung birgt mindestens so viele Unsicherheiten wie Erstellung von Studien a la Techem.
  5. Nur für größere Objekte :-(

    Da hat die Vermieterlobby wieder mal prächtig gewerkelt.
    Gut, ich sehe's ja wie oben gesagt ein, dass es für Zweifamilienhaus wenig aussagekräftig ist  -  aber dass der "große" Pass für ebendiese einen erheblichen Kostenfaktor darstellt, ist ja wohl auch klar ... das kann durchaus mal 2 % der jew. erzielten Miete verursachen.
    Zudem:
    DEN möcht' ich sehen, der für meinen Altbau aus 180x, aufgestockt/oftmals umgebaut, teilunterkellert, Gauben, verschiedene Baustoffe, verschiedene Innendämmungen, verschiedene Fenster, ... einen halbwegs korrekten Pass erstellen täte: Das gäbe' wohl 'ne mittlere Diplomarbeit ;-)
    Beim 1973 er-Bau ging's ja dann noch-X1234Xaber auch hier:
    Was spräche da dagegen, die Hütte mal für 2 Tage definiert zu heizen, am 2. Tag den Verbrauch zu messen und das dann mit den Klimadaten und dem Jahresnutzungsgrad aus'm Recknagel hochzurechnen?
    Aber nein, das wär' ja zu einfach, da wählen wir besser den üblichen deutschen Weg ;-)
    ++in der EnEVAbk. gibt's ja wenigstens den Härtefall  -  der auf dem im grundlegenden EEG festgeschriebenen Rentabilitätsgebot basiert. Wenigstens ist dadurch mein guter alter 73er Umstellbrandkessel außer jeglicher Gefahr  -  erst recht weil er optimiert ist ;-)
    Pe Ess, an Ben: Suchen Sie mal nach "Deutsche Gebäudetypologie", da drin sind diverse Baualter/Typen/Größen gelistet ...
  6. Den Schwarzen Peter nicht dem Falschen zuschieben Markus ;)

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Die "Vermieterlobby", also Hausbesitzer und Wohnungswirtschaft, sind im Sinn eines kostengünstigen Passes schon auf dem richtigen Weg. Sie wollen den verbrauchsbasierten Pass, als Nebenprodukt vom Heizungsableser gratis geliefert. Die "Mieterlobby" ist es, die den teuren bedarfsorientierten Pass will, die Mieter müssen den schließlich nicht bezahlen.
    Für die Vermieterlobby wäre der Politikwechsel zu Angela & Co das Richtige. Mit Angela würde kein "üblicher deutscher Weg" beschritten, die EU-Richtlinie würde nur 1:1 umgesetzt. "Verbrauchsbasiert" und "bedarfsorientiert" würden gleichberechtigt kommen. Momentan ist die Richtung noch bedarfslastig, woran die dena mit ihrem Feldversuch, die deutschen Normierer mit der DINAbk. 18599 und Leute wie Hegner großen Anteil haben. Als Angehöriger der rechnenden Ingenieurzunft darf ich aber gar nichts dagegen sagen ;)
    Ansätze zur Verbrauchsanalyse mittels speziellen Messverfahren gibt es, vgl. Jagnow/Wolff, Manuskript zur Verbrauchsanalyse (Link 2).
  7. Ja, die fleißige Kati

    Jagnow, die für ihren Prof die Drecksarbeit macht (e) ...
    Das hat aber wie oben gesagt wohl keine Chance sich durchzusetzen :-(
    Jedenfalls  -  andere sind da schlauer:
    In der Schweiz, in der Schweiz, in der Schweiz- da darf man z.B. hochoffiziell seine Heizlast aus dem Verbrauch berechnen. Ganz einfach, mit eine Excel-Tabelle

    E1, Excel
    Und es stimmt-X1234Xich wohn' 20 Km von da :-(((
    Es ist zum Auswandern ...

  8. Da ist mir doch was aufgefallen ...

    Lustig ist, dass die sogenannten Vergleichswerte nicht vergleichbar sind. ista, techem usw. nehmen die Mittelwerte ihres gesamten Gebäudebestandes zu Bewertung. Beispiel: Ein altberliner Mietshaus (unsaniert) mit einem Energieverbrauch von 180 kWh/ (m² a). Hier steht im verbrauchsbasierten Pass die Bewertung: "Der Verbrauch liegt 20 % über dem Verbrauch vergleichbarer Mehrfamilienhäuser mit mehr als 800 m² beheiztes Volumen. " Das Objekt wird hier also mit einem Gebäudedurchschnitt verglichen, der aus allen gleich großen Häuser unabhängig von ihrer Bauzeit ermittelt wurde. Das Haus wird also auch mit Neubauten verglichen und schneidet dadurch schlecht ab.
    Verlgeicht man den Verbrauchswert jedoch ausschließlich mit Altbauten der Jahrhundertwende, so liegen deren Werte laut dena bei 200  -  240 kWh/m² a. Das Haus ist hier also rd. 20 % besser als der dena-Durchschnitt.
    So kommt zwar der Energieabrechner bzgl. des Verbrauchs nahezu zum selben Wert wie ich mit meinem EnEVAbk.-Nachweis, jedoch bewerte ich den Verbrauch im Vergleich zu anderen unsanierten Altbauten als positiv und der Energieversorger schreibt in seinem Bericht eine negative Bewertung, weil er mit Werten vergleicht, die teils von Neubauten stammen.
    Der allgemeine Beratungswahnsinn!  -  Es kommt letztlich für den Beratungsempfänger nicht nur darauf an, was man als Rechenwert raus hat, sondern wie positiv dieser Bewertet wird (Wählen Sie als Berater also lieber eine schlechte Statistik, dann können Sie das Objekt loben, obwohl es sicher noch ein paar Defizite hat, denn welcher Mieter kann schon den Zahlenwert des Energieverbrauchs interpretieren? Wenn aber die Bewertung der verbrauchsbasierte Pässe durch den Vergleich mit den Neubauten gleicher Größe stets zu schlecht Bewertungen kommt, ist dass für den verbrauchsbasierten E-Pass sicher keine gute Werbung.

Hier können Sie Antworten, Ergänzungen, Bilder etc. einstellen

  • Keine Rechtsberatung in diesem Forum - dies ist Rechtsanwälten vorbehalten.
  • Zum Antworten sollte der Fragesteller sein selbst vergebenes Kennwort verwenden - wenn er sein Kennwort vergessen hat, kann er auch wiki oder schnell verwenden.
  • Andere Personen können das Kennwort wiki oder schnell oder Ihr Registrierungs-Kennwort verwenden.

  

Zur Verbesserung unseres Angebots (z.B. Video-Einbindung, Google-BAU-Suche) werden Cookies nur nach Ihrer Zustimmung genutzt - Datenschutz | Impressum

ZUSTIMMEN