Tausalz und Naturstein 1
BAU-Forum: Bauwissen von Herbert Fahrenkrog

Tausalz und Naturstein 1

Foto von Herbert Fahrenkrog

Nach dem relativ langen verschneitem Winter mit starken Temperaturschwankungen um den Gefrierpunkt traten erfahrungsgemäß auch viele Schäden durch Salze auf. Merkwürdigerweise waren viele frisch verlegte Böden schwerer geschädigt, als alte. Wir sind diesem Phänomen nachgegangen und haben uns verschiedenste Juraböden angesehen. Beläge, die weniger als ein Jahr alt waren, hatte das Salz bis zu einer Tiefe von 1 cm zerstört, 10 Jahre alte Beläge hatten nur einen leichten Salzfilm auf der Oberfläche.

Was war dieses Jahr so anders?

Dieser Winter war nicht nur sehr lang, sondern auch der Temperaturbereich war anders als z.B. 1988, wo durch sehr tiefe Temperaturen herrschten. Im Bereich von + 5 ° bis -10 ° C mit häufigen Frost-Tauwechseln, wird Schneefall wahrscheinlicher. Die Schneemenge in diesem Jahr war außergewöhnlich hoch und er blieb auch sehr lange liegen. Selbst in äußerst schneearmen Flachland, wie z.B. Duisburg oder Krefeld war die weiße Pracht sehr lange vorhanden. Die Steupflicht der Städte und Gemeinden war gefragt. Die eingelagerten Vorräte an Tausalz waren zu schnell verbraucht. Das führte dazu, das Salze unterschiedlichster Zusammensetzung in Verbindung mit Sanden, Splitten unterschiiedlicher Größe gestreut wurden. Selbst die salzhaltigen Abraumhalden der Salzbergwerke wurden als Rohstoffquelle genutzt.

Ist die Zusammensetzung der Salze wichtig?

Absolut, denn der Kristallisationsdruck ist der "treibende Faktor", wenn das Salz trocknet und auskristallisiert. Je nach Art und Menge des Salzes, kann die Ausdehnung bei der Trocknung das Gestein sprengen.

Unter

Wie gelangt das Salz in den Stein?

Frei nach dem Motto "Wasser geht den Weg des geringsten Widerstands" gelangt es meistens über die Fugen seitlich in den Stein. Natürlich auch von oben. Während die Oberfläche relativ schnell trocknet und das meiste Salz "oben" auskristallisiert, dient das Fugmaterial eher als Salzwasserspeicher, bzw. wirkt sie ähnlich wie ein "Docht" bei einer Kerze. Auch die Aufrauhung der Oberfläche durch Splitte ist ein weiterer Faktor.

Warum werden alten Böden nicht angegriffen

Das war uns auch erst einmal nicht so ganz klar, da hier unterschiedliche Reinigungs-, bzw. Pflegemittel eingesetzt wurden. Gemeinsam war aber der Zeitfaktor und einige der Rahmenbedingungen. Die Effekte der Pflegekomponenten waren leicht unterschiedlich:

1) Klassischer Seifenreiniger (Persofix  -  Ecolab, P24 Steinseife-Möller Chemie)

Mit den Mineralien (Salze) im Wasser bilden sich spontan sogenannte Kalkseifen, die "wachsweich" sind. Mit der Zeit wird über den Pressdruck der Schuhsohlen diese Masse in sämtliche Poren der Fugen und der Steine gedrückt. Dadurch kann Salzwasser kaum noch eindringen und höchstens an den durch Schmutz aufgerauten Flächen im oberflächlich nahen Bereichen evtl. Wirken.

2) Wischpflege mit mineralischen Bestandteilen (Floortop  -  Dr. Schnell)

Durch das regelmäßige Reinigen mit dieser Produktgruppe bildet sich eine relativ harte Schicht, die auch einen großen Teil des Salzwassers aufhalten kann. Fugen, die tiefer liegen können mit der Zeit größere

Schichtdicken aufweisen und den "Dochteffekt" absperren. Trotz höherer Strapazierfähigkeit kann diese

Produktgruppe Kratzer durch Sand oder Splitt ebenfalls nicht aufhalten.

2) Reversible Polymerfilme

Standardwischpflegen sind oft auf Basis von leicht entfernbaren Polymerfilmen. Diese haben den Vorteil, dass sie leicht entfernbar sind. Bei längerer Einwirkzeit durch Wasser redispergiert der Film und wird glitschig. Deshalb werden diese Mittel nicht in Eingangsbereichen eingesetzt, wo mit einem hohen Wassereintrag gerechnet werden muss.

Der gemeinsame Faktor der sperrenden oder schützenden Wirkung aller Systeme ist, dass der gewünschte Effekt erst nach einer längeren Zeit einsetzt. Das ist in Abhängigkeit von Reinigungsfrequenz und Verkehrsfrequenz nicht vor einem Jahr zu erwarten. Deshalb sind neue Bodenbeläge eher betroffen, als alte.

Hilft eine Imprägnierung?

Wenn die Fläche nicht begangen wird, dann ist eine Imprägnierung ein fast optimaler Schutz. Wird die Oberfläche aufgeraut tritt fast das Gegenteil ein. Salzwasser kann eindringen und Wasserdampf kann raus, ohne das mittransportierte Salz nach "draußen" zu befördern. Dadurch können sich relevante Salzmengen unter der Oberfläche ansammeln.

Kann man die Salze mit häufigem Wischen stoppen?

Nein, stoppen kann man es nicht. Nur die obenliegenden Salzschichten können entfernt werden. Dabei kann das Wischwasser das Salz in den trockenen Stein transportieren. Ist der Stein nass, dann natürlich nicht.

Sind Schmutzmatten als "Salzbremse" geeignet?

Absolut mit ja zu beantworten, wenn die Matte Feuchtigkeit aufnehmen kann. Das funktioniert nur, wenn sie nicht selber bereits voller Salz sind. Zu einer wirksamen Vorbeugung gehört nicht nur das absaugen des Schmutzes, . sondern auch, dass die Schmutzfänger mit viel Wasser regelmäßig vom Salz befreit werden. Sonst kann Salz aus der Matte durch feuchte Schuhe wieder auf den Boden gelangen, auch wenn in Außenbereichen nicht mehr gestreut wird.

Ist das nur bei Kalkstein so?

Nein, auch Hartgesteine können Schäden aufweisen. Ein geschliffener Multicolor in einem Ladeneingang sah nach dem Winter aus, wie geflammt. Das Salz hat die Kristalle herausgedrückt.

Wer hat die Verantwortung?

Keiner, die Stadt und die Anlieger haben Verkehrssicherungspflichten, der Verleger kann nicht das zukünftige Wetter "auspendeln" und der Gebäudereiniger kann nicht mehr als saubermachen. Hier liegt eine Verkettung unglücklicher Umstände vor.

Wie ist das mit Außenbereichen?

Fast genauso, hier ist durch das Salz noch die Gefahr, dass ein Mörtelbett "zerbröselt" wird, da mehr und konzentrierteres Salzwasser durch Stein und Fuge dringen kann.

Skuriles am Rande

Einige Auftaumittel enthalten Ätzkalk. Das idiotischste ist aber der Verpackungshinweis: "Pulver ist pH- neutral".

Ein Pulver ist immer pH  -  neutral, da der pH -Wert grundsätzlich nur für wässrige Lösungen gilt. In Lösung gebracht hat Ätzkalk einen pH -Wert von 12-13, je nachdem, ob es sich um Weich-, Mittel-, oder Hartbranntkalk handelt. Die Gefahrstoffkennzeichnung wäre auch dann: R: 34, S: 26-36/37/39-45

Die Löslichkeit von Eisenmineralien ist nicht nur im sauen Bereich möglich. Bei Verwendung von Ätzkalk werden die Eisenbrücken im Zement zerstört, bzw. der Stein kann rosten. Die Wirkung von Kalkmörteln und Zement ist eine leidlich bekannte Schadensursache aus der Denkmalpflege. Wenn Sie die entsprechenden Fachleute fragen, die aus dem Baubereich und nicht aus der Kunsthistorik kommen, ist das eines der Standardprobleme.

Schäden entstehen nicht nur durch Calciumhydroxyd, sondern auch ggf. durch andere mögliche Verbindungen mit Chloriden oder Sulfaten. Hierbei entsteht "treibender" Gips oder im schlimmsten Fall Chlorkalk.


Hier können Sie Antworten, Ergänzungen, Bilder etc. einstellen

  • Keine Rechtsberatung in diesem Forum - dies ist Rechtsanwälten vorbehalten.
  • Zum Antworten sollte der Fragesteller sein selbst vergebenes Kennwort verwenden - wenn er sein Kennwort vergessen hat, kann er auch wiki oder schnell verwenden.
  • Andere Personen können das Kennwort wiki oder schnell oder Ihr Registrierungs-Kennwort verwenden.

  

Zur Verbesserung unseres Angebots (z.B. Video-Einbindung, Google-BAU-Suche) werden Cookies nur nach Ihrer Zustimmung genutzt - Datenschutz | Impressum

ZUSTIMMEN