Skurrile Schadensfälle Naturstein (Granit, Kalkstein, ...)
BAU-Forum: Bauwissen von Herbert Fahrenkrog

Skurrile Schadensfälle Naturstein (Granit, Kalkstein, ...)

Foto von Herbert Fahrenkrog

Niemand ist perfekt oder Schadensfälle aus dem Laboralltag

Der Magna Beratungsservice wird manchmal mit Schadensfällen konfrontiert, die sich mit normalen Wissen nicht erklären lassen. Deshalb arbeiten wir mit Chemikern und Geologen zusammen, die unseren Kunden manch einen Schadensfall klären konnten. Anhand von (etwas verfremdeten) Beispielen möchten wir einen Einblick in diese Detektivarbeit geben.

Granit verpulvert

Im Winter diesen Jahres wurden wir zu einer grauen Granittreppe gerufen, die helle (nicht dunkle) Laufspuren zeigte. Vor Ort haben wir dann mit einem Teppichmesser prüfen wollen, ob evtl. helle Ablagerungen an dem Erscheinungsbild schuld sind. Das Ergebnis verblüffte alle Beteiligten, denn man konnte mit dem Messer in die Feldspäte des Granits reinschneiden. Mit einem Autoschlüssel konnte der Granit bis auf die enthaltenen Quarze buchstäblich verpulvert werden. Das hatten alle Beteiligten auch noch nie gesehen. Eine Probe wurde ausgebaut und an einen auf Schadensfälle spezialisierten Geologen gesendet, der nach einer Untersuchung einen massiven Säureangriff feststellte. Die bauseits durchgeführte Bauabschlussreinigung wurde mit Salzsäure in hoher Konzentration und ohne Vorwässerung durchgeführt. Die Feldspäte sind regelrecht mikrokristallin aufgebrochen worden und "aufgequollen". Dabei entsteht, wie bei Glasbruch, eine milchige Optik, die zur Aufhellung führte. Kommentar des Geologen. "Die Säure muss aus dem Kanister geraucht haben". Die Treppe ist nicht mehr zu retten und muss erneuert werden. Der Steinmetz hatte nichts mit der Reinigung zu tun und war, auch in den Augen des Kunden unschuldig.

Mörtel 1

Der Steinmetz hatte in einem Altbau ohne Fußbodenheizung Bodenbahnen aus Kalkstein, d= 2 cm verlegt. Dieser wurde auf einem alten Verbundestrich auf Trennlage mit einem freigegebenen Fertigmörtel gelegt. Nach ca. 14 Tagen platzten an den Längsseiten die Kanten des Kalksteins ab. Erst waren wenige Platten, dann aber fast alle Platten betroffen. Da der Steinmetz sehr viel von Beton verstand kam er auf die Idee, das der Mörtel die Ursache sein könnte, Er ließ eine Probe bei einem Betoninstitut prüfen und dort stellt man fest, das der Feinstaubanteil im Mörtel viel zu hoch war. Das bewirkte eine übermäßige Schrumpfung des ansonsten sehr festen Mörtels. Die darauf liegenden Platten wurden so stark "mitgezogen", das die Ränder platzten. Der Mörtelhersteller hatte nicht die vorgegebenen Sieblinien eingehalten und darf im Rahmen der Produkthaftung den Schaden bezahlen, zudem er auch die Freigabe seines Mörtels schriftlich bestätigt hatte.

Mörtel 2

Eine Großbaustelle wurde mit Pedras Salgadas, 50 / 50 / 2 cm belegt. Der verwendete "normal abbindende" Mörtel war vom Hersteller freigegeben worden. Im ersten Bauabschnitt funktionierte alles sehr gut. Aber im zweiten Abschnitt mit den gleichen Verlegern, dem gleichen Mörtel und Gestein fingen die Platten schnell an "zu klappern". Es wurden alle möglichen Vermutungen angestellt. Erst nach einer Untersuchung in einem Labor stellte man fest, das die zweite Mörtellieferung aus schnell abbindendem Mörtel bestand. Der Fehler ist im Herstellerwerk passiert. Die leeren Säcke waren beim füllen vertauscht worden und es war nicht das drin, was auf dem Sack stand.

Steinlieferant im Irrtum

Ein Kunde bestellte Multicolor  -  Fliesen für sein Kaminzimmer und fuhr in den Urlaub. Der Steinmetz brachte die angelieferte Palette mit den Fliesen an den Kunden, ohne nachzusehen. Der Fliesenleger baute die Platten ein und war zufrieden. Der Bauherr kam aus dem Urlaub und war nicht sehr erfreut. Ihm gefiel der eingebaute Rosa Beta nicht. Der Lieferant hatte schlichtweg die Palette vertauscht. Der Steinmetz hatte nicht kontrolliert und der Fliesenleger nur das angelieferte Material eingebaut. Dafür benötigte man allerdings kein Labor.

Kalkstein ist kein Linoleum

In einem Schwimmbad verfärbte sich der eingebaute Kalkstein recht schnell. Natürlich wurde der Steinmetz beschuldigt minderwertige Ware geliefert zu haben. Da der Magna Beratungsservice auch Kenntnisse aus der professionellen Gebäudereinigung besitzt, schlug man vor, das Reinigungsmittel mal zu untersuchen. Das war allerdings nicht im Labor notwendig, da auf dem Kanister "Linoleumpflege" zu lesen war. Dieser verfärbt sich durch die im Bad genutzte Chlorierung des Wassers. Die nachweislich an den Auftraggeber übergebene Reinigungsvorschrift wurde seitens des AG ignoriert und er darf den Schaden übernehmen.


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