Weitermachen mit Architekt oder doch "Generalunternehmer"?
BAU-Forum: Architekt / Architektur

Weitermachen mit Architekt oder doch "Generalunternehmer"?

Hallo,
wir haben seit Mitte 2003 mit unserem Architekt geplant. Ende 2003 wurde das Baugesuch eingereicht und wenig später auch genehmigt. Es lief eigentlich ganz gut, obwohl wir schon einige Probleme mit dem Architekt hatten (Kleinigkeiten, aber eben mehrmals, sodass wir nicht das volle Vertrauen zu ihm haben).
Zur Zeit wird der Rohbau erstellt. Unser Architekt hat immer seine bestimmten Handwerker, die er bevorzugt und uns auch anbiedert. Der Rohbauer ist ein Maurer, der auch schlüsselfertig baut und hier im Ort sehr bekannt ist für seine gute und günstige Arbeit.
Nun hätten wir die Möglichkeit, den Rest des Hauses vom Rohbauer machen zu lassen und den Vertrag mit dem Architekt zu beenden.
Wir wissen aber nicht, ob das gut ist und was es für Probleme geben kann. Bisher hat uns der Architekt beraten und er macht ja auch die Rechnungsprüfung usw. Aber eine andere Familie im Ort hat nun zum Generalunternehmer gewechselt und spart sich 18.000 € Architektenkosten (der Generalunternehmer macht das als "Hobby" und nimmt kaum Geld dafür! Ja, soll es geben! Ist auch wirklich so, im Ort sehr bekannt und alle sind zufrieden!).
Was könnte es für Nachteile geben, die wir bedenken müssen?
Vielen Dank!
Gruß Simone
  • Name:
  • Simone
  1. Vertrauensfrage, Kostenfrage

    Foto von Dipl.-Ing. univ. Bruno Stubenrauch

    Wie Sie es schildern, ist Ihr Haus halb fertig (es waren mehrere Handwerker tätig, es wurden bereits Rechnungen geprüft). Vielleicht steht noch 150.000 € Bauleistung aus. Die muss ausgeschrieben und überwacht werden, macht nach HOAIAbk. 4,5-5 % der Bausumme, max. 7.500 € an Honorar. Bei freier Kündigung des Architektenvertrags kann der Architekt noch etwa die Hälfte davon abrechnen, Gesamthonorar abzüglich ersparter Aufwendungen. Ihr vordergründiges Einsparpotenzial beträgt also 4.000 €. Davon müssen Sie das abziehen was der Hobbybauleiter für seinen reinen Aufwand nimmt und das was er verdeckt auf die Subunternehmerleistungen aufschlägt, z.B. aus Haftungsgründen. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass jemand hobbymäßig für einen ganzen Bau gesamtschuldnerisch haften will. Das kaufmännische Durchschleusen des gesamten Bauumsatzes durch die Buchhaltung wird er auch nicht aus Liebhaberei betreiben.
    Ich sehe den Kostenvorteil dahinschmelzen, die Entscheidung wird zur Vertrauensfrage. Der Architekt hat anscheinend nicht Ihr Vertrauen, der Maurer schon, die Frage wird somit rhetorisch. Nachteile beim Ergebnis? Das hängt ausschließlich von den Objektüberwacherqualitäten Ihres Generalunternehmer ab und von den vertraglichen Freiheiten die Sie ihm einräumen.
  2. tja

    Was ist ist der Nachteil?
    Erstmal einige Gegenfragen:
    Wenn Sie "Anbiedern" benutzen, ist die Sache doch für Sie klar, warum fragen Sie eigentlich?
    Wieso sind Sie eigentlich zum Architekten gegangen?
    Wieso steht ein Architektenwechsel nicht zur Diskussion?
  3. Ehrenrettung des Berufsstandes Architekt

    Hallo Simone,
    ich kann dem, was Herr Stubenrauch dargelegt hat, nur in vollem Umfang zustimmen.
    Allerdings möchte ich doch noch etwas hinzufügen.
    Sie sagen sich jetzt vielleicht: "Ach hätten wir uns doch gar nicht erst mit einem Architekten eingelassen ... " Denn die von Herrn Stubenrauch ausgewiesene Einsparung von 4.000 € ist ja nicht alles. Sie ist nur deshalb so relativ gering, weil Sie dem Architekten bei Vertragskündigung aus nicht "wichtigem Grund" den entgangenen Gewinn erstatten müssten. Ohne Architekten von vornherein, so wie die besagte andere Familie im Ort, kämen Sie sehr wohl noch billiger weg.
    Ist das wirklich so?
    Es ist ja schön, dass Sie Ihre Frage hier im Forum unter "Architekt/Architektur" stellen, sodass wir Vertreter dieses Berufsstandes wenigstens Gelegenheit haben, etwas zu unserer Ehrenrettung zu tun.
    Sie können mir glauben, dass Generalunternehmer nicht uneigennützig handeln. Ein Generalunternehmer hat mehrere Möglichkeiten, Extra-Gewinne in durchaus der Größenordnung, die das eingesparte Architektenhonorar ausmachen würde, zu realisieren.
    Zum einen macht er einen gewissen Generalunternehmer-Aufschlag geltend, der sich scheinbar gering ausnimmt. Ihre Worte: " ... und nimmt kaum Geld dafür! " Dennoch werden es 3 ... 5 % der Bausumme sein.
    Zweitens ist es üblich, dass der Generalunternehmer billigere Baustoffe und Materialien, die nicht der Ausschreibung (sofern vorhanden) entsprechenden, einsetzt. Wer hat denn die Kontrolle darüber? Niemand. Es könnte ja schön für den Bauherrn sein, wenn der Generalunternehmer Mittel und Wege findet, preiswerter zu bauen als ursprünglich geplant. Aber er wird diese Einsparungen eben nicht an Sie weiter geben.
    Und letztlich drückt der Generalunternehmer noch extrem auf die Preise seiner Subunternehmer und holt sich von der Seite weiteres Geld. Das könnte Ihnen zwar egal sein. Aber bei auftretenden Baumängeln werden Sie möglicherweise feststellen, dass eine der Ursachen der enorme Preisdruck auf den direkt bauausführenden Handwerker gewesen ist.
    Und zu all dem haben Sie keine unabhängige Kontrolle durch einen Dritten.
    Ich kann Ihnen nur sagen, dass es für den Bauherrn nichts Günstigeres gibt, als den gesamten Bau in die Hände eines wirklich zuverlässigen und engagierten Architekten zu legen und die Gewerke einzeln oder leicht gebündelt zu vergeben.
    Durch rationelle Planung, intelligente Ausschreibung, kluge Gestaltung der Bauverträge, zuverlässige Bauüberwachung und exakte Rechnungsprüfung kann es dem Architekten gelingen, seine eigenen Kosten weitgehend wieder heraus zu holen.
    Das Ziel sollte sein, dass der Bauherr nicht bezahlt: "Baukosten + Architekt".
    Der Bauherr soll bezahlen: "Baukosten inklusive Architekt".

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